Der aufgrund der Affäre um Pierin Vincenz schwer angeschlagene Patrik Gisel hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Was den Raiffeisen-Schweiz-Chef gerade jetzt zu diesem Schritt bewogen hat.

Nun wurde der Druck in der Affäre um Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz offensichtlich doch zu gross: Patrik Gisel hat sich entschieden, sein Amt als Vorsitzender der Geschäftsleitung per Ende des Jahres niederzulegen. Dies teilte Raiffeisen Schweiz am Mittwoch mit.

«Mit meinem Rücktritt möchte ich die öffentliche Debatte um meine Person und die Bank beruhigen und die Reputation von Raiffeisen schützen», begründet Gisel, der Raiffeisen Schweiz seit Oktober 2015 operativ leitet, seinen Entscheid. Um einen geordneten Übergang sicherzustellen, wird Gisel seine Funktion bis Ende 2018 weiter wahrnehmen.

Der Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz hat die Suche nach einer Nachfolge umgehend eingeleitet, wie es weiter hiess.

Keine konkreten Vorwürfe

In der Presse war dieser Tage heftig über einen Abgang Gisels spekuliert worden. Wie Raiffeisen in der Mitteilung selber festhielt, sei der CEO «als damaliger Stellvertreter in der Öffentlichkeit wiederholt kritisiert worden.» Tatsächlich amtete Gisel als Vize von Vincenz, als diverse Raiffeisen-Beteiligungen, die derzeit Gegenstand von Strafermittlungen sind, über die Bühne gingen.

Gisel war in der Vincenz-Affäre von der Zürcher Staatsanwaltschaft einvernommen worden. Weder die Strafverfolger noch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) in ihrem Enforcement-Bericht vom vergangenen Juni haben dem amtierenden Raiffeisen-CEO aber konkrete Verfehlungen vorgeworfen. «Seine Integrität steht ausser Zweifel», betonte Raiffeisen Schweiz am Mittwoch.

Drohendes Vakuum an der Spitze

Dennoch erschien es den meisten Beobachtern nur eine Frage der Zeit, bis Gisel ebenfalls den Hut nehmen musste. Das ist nun geschehen – der Raiffeisen-Verwaltungsrat betrachtete ihn offensichtlich nicht mehr als Teil der Lösung, sondern als Teil des Problems.

Die Hoffnung, damit Raiffeisen Schweiz endlich aus den Schlagzeilen zu bekommen, ist jedoch teuer erkauft: Bei der St. Galler Zentrale der Genossenschaftsbanken öffnet sich nun im ungünstigsten Moment ein Vakuum an der Spitze.

So ist nun weder klar, wer die Raiffeisen Schweiz künftig operativ führt, noch, wer sie präsidieren soll. Interimspräsident Pascal Gantenbein ist ebenfalls ins Kreuzfeuer der Kritik geraten und darf für die Wahl im November kaum als gesetzt gelten.

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