Die UBS soll an der Deutschen Bank interessiert sein. Unabhängig davon, was an dem Gerücht dran ist: Die Schweizer Grossbank wird gerne in der Rolle als Weisser Ritter gesehen. Warum eigentlich?

Seit Christian Sewing im vergangenen April CEO der Deutschen Bank wurde, hat die Aktie über 30 Prozent an Wert verloren. Bei etwas über 8 Euro pro Aktie liegt das grösste deutsche Institut in gefährlichem Terrain.

Prompt dringen aus dem Markt Gerüchte: Die Deutsche Bank könnte mit der Commerzbank fusionieren. Oder: Die UBS könnte die Deutsche Bank übernehmen. Sewing beeilte sich am Wochenende, diesen Gerüchten allen Wind aus den Segeln zu nehmen.

«Ich sehe dafür keinerlei Anzeichen», sagte Sewing gemäss der Nachrichtenagentur «Reuters». Berichte über ein mögliches Zusammengehen mit der Commerzbank oder der UBS seien reine «Fiktion». Auch UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber erteilte eine klare Absage.

Hartnäckige Gerüchte

Ob Fiktion oder nicht: Es stellt sich die Frage, warum es immer wieder die UBS ist, die im Gewand eines Weissen Ritters gesehen wird. Bereits im vergangenen Herbst war die UBS im Zusammenhang mit Fusionsplänen der Deutschen Bank genannt worden.

Und vor einem Jahr hatten sich hartnäckige Gerüchte gehalten, die UBS sei am Kauf der Commerzbank interessiert – oder zumindest am Firmenkundengeschäft.

Ein schwacher und ein starker Partner

Nimmt man das im M&A-Geschäft oft zitierte «It always takes two to tango» zur Grundlage, ergeben sich die Übernahmegerüchte aus folgender Konstellation: Hier der schwache Partner – in diesem Falle Deutsche Bank oder Commerzbank mit jeweils massiv unter Druck gekommenen Aktienkursen – und hier der starke Partner, also die UBS, eines der ganz wenigen Institute in Europa, welches die regulatorischen Auflagen bezüglich Eigenkapital vorbildlich erfüllt und über ein solides Geschäftsmodell verfügt.

In dieser jeweiligen Konstellation liegt sicherlich ein Grund, dass die UBS regelmässig als M&A-Akteurin genannt wird.

Planspiele für neue US-Konkurrenz

Ein weiterer Grund dürfte darin liegen, dass der Markt gerne mehr Dynamik bei der UBS sähe. Denn auch der Aktienkurs der Schweizer Grossbank sinkt beharrlich – wenn auch nicht aus denselben Gründen wie eine Deutsche Bank.

Ein weiterer Grund sind Planspiele: Würden die beiden Institute ihre Handelsaktivitäten kombinieren, entstünde eine europäische Investmentbank, die es mit der übermächtig gewordenen US-Konkurrenz wieder aufnehmen könnte.

Die Hoffnung auf «Grösse»

Wealth- und Asset Management würden der UBS zu noch mehr Grösse in der globalen Vermögensverwaltung verhelfen. Im Jahr 2016, als die Deutsche Bank Pläne für einen Börsengang ihres Asset Management verfolgt hatte, soll die UBS tatsächlich die Möglichkeiten eines Kaufs geprüft haben.

Tatsächlich scheinen oftmals die europäischen Wünsche und Projektionen von «Grösse» die Ursache solcher Planspiele und Ursprünge solcher Gerüchte zu sein. So verlieh am Wochenende der «Economist» dem Ladenhüter «Merger von Barclays und Standard Chartered» neue Frische, indem er seine Empfehlung für einen Zusammenschluss gab. Der Grund dafür: Zusammen wären die beiden britischen Banken wenigstens gross.

Immense Komplexität

Im Kontext des schwachen europäischen Bankensektors ist es ein etwas schales Kompliment für die UBS, dass ausgerechnet eine Schweizer Bank sich als Retterin von in der EU ansässigen Instituten hervortun soll.

Bedenkt man die immense Komplexität einer Integration eines Institutes der Grösse einer Deutschen Bank, müssen solche Gerüchte tatsächlich als reine Fiktion betrachtet werden.

Der Markt macht nur seinen Job

Dass Kauf- und Übernahmegerüchte überhaupt aufkommen, liegt auch daran, dass der «Markt» einfach seinen Job macht: Sinkt der Wert eines Unternehmens auf ein Niveau, welches den inneren Wert nicht mehr repräsentiert, wird das Unternehmen für potenzielle Käufer attraktiv – der Markt wird darauf aufmerksam.

Davor war in der Vergangenheit auch die UBS nicht gefeit. Im Jahr 2000 musste der damalige CEO Marcel Ospel Übernahmegerüchte zerstreuen, nachdem der Kurs deutlich gefallen war. 2008 war es dann die HSBC gewesen, der Interesse an der geschwächten UBS nachgesagt worden war.

Und auch diesen Sommer begann man sich über die UBS zu sorgen, nachdem die Aktie fünf Monate in Folge gefallen war.

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