Die Credit Suisse wird diese Woche ein erklärungsbedürftiges Ergebnis abliefern. Es illustriert, mit welchen strukturellen Problemen die Grossbanken konfrontiert sind – und weshalb die Situation so verfahren ist.

Die Credit Suisse (CS) wird am kommenden Donnerstag ein annehmbares, aber erklärungsbedürftiges Geschäftsergebnis für 2018 ausweisen. Denn zahlreiche Sonderfaktoren, wie neue (US-)Steuern, Rückstellungen und Abschreibungen werden das Resultat beeinflussen und so auch einen Vergleich mit dem Vorjahr wie auch eine effektive Lagebeurteilung erheblich erschweren.

Natürlich wird CS-Chef Tidjane Thiam alles daran setzen, dass der Zahlenkranz nach der dreijährigen Reorganisations-Phase der Bank zum Bravourstück gedeiht; positive Signale sandte vergangene Woche bereits CS-Schweiz-Chef Thomas Gottstein aus, als er an einer Konferenz erklärte, dass der Vorsteuergewinn in seiner Abteilung mit mindestens 2,2 Milliarden Franken in der Höhe ausfallen werde, wie er dies bereits an der Investorenkonferenz im vergangenen Jahr in Aussicht gestellt habe.

Und auch das International Wealth Management (IWM), das Divisionschef Iqbal Khan munter restrukturiert hat, wird gut abschneiden – im Gegensatz zum Investmentbanking, das weniger Freude bereiten dürfte.

Strukturelle Probleme

Aus Anlegersicht zählen jedoch die Perspektiven, zumal der Aktienkurs ja immer die Summe der «Fantasien» reflektiert, die ein Unternehmen auf sich vereinigen kann. In dieser Hinsicht sind die Erwartungen als andere als rosig. Der operativ verhaltene Jahresauftakt, von dem Gottstein vergangene Woche ebenfalls sprach, ist ein erstes Indiz dafür. Weitaus stärker dürfte jedoch ins Gewicht fallen, dass die CS – und die meisten anderen Grossbanken auch – mit erheblichen strukturellen Problemen kämpfen. Diese sind nicht so leicht in den Griff zu kriegen.

Das veränderte Verhalten von immer mehr Kunden verbunden mit der fortschreitenden Digitalisierung stellt die Existenz von Grossbanken prinzipiell in Frage. Das zeigt sich, wie so oft, am Beispiel der USA: Zehn Jahre nach der Finanzkrise und parallel zum Vormarsch der Automatisierung hat eine neue Konsolidierungswelle eingesetzt.

Keine Überlebenschancen

Die beiden US-Institute BB&T und Suntrust spannen in einem 66-Milliarden-Dollar-Deal zusammen. Als Einzelakteure haben sie offenbar keine Überlebenschancen mehr. Fachleute sind sich einig, dass diese Fusion erst der Anfang ist, und es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese Entwicklung auch nach Europa überschwappt.

Dieses jüngste Ereignis illustriert höchst anschaulich, welchen Zwängen grosse Banken, und damit auch eine CS und eine UBS ausgesetzt sind.

1. Digitalisierung

Der technologische Fortschritt verändert das Bankwesen radikal, doch sind die grossen Institute kaum im Stande, auf diesen Umbruch ausreichend zu reagieren. Ihre personellen wie auch organisatorischen Ressourcen sind nicht darauf ausgelegt, federführend sprich an vorderster Front diese Entwicklungen zu gestalten. Diese «Arbeit» übernehmen branchenfremde Unternehmen, die ohne Altlasten und innovativer sind. Die Folge davon ist eine weitere Konsolidierung, wie sie in den USA eben begonnen hat.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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