Millennials sind arm, weil sie täglich einen Latte Macchiato kaufen. Solche Spartips von Banken kommen selten gut an. Warum sie schwachsinnig sind, erklärt eine Wall-Street-Berühmtheit.

Ob es nun um Avocado-Toasts, neue Iphone, Nike-Schuhe oder eben überteuerte Kaffeemischgetränke geht – die Jahrtausendgeneration, auch Millennials genannt, bietet für ihr Kaufverhalten eine enorm grosse Angriffsfläche für manchmal mehr und manchmal weniger berechtigte Kritik. 

Paradebeispiel dafür, wie man sich mit Spartipps – die insbesondere Kaffee betreffen – in die Nesseln setzen kann, ist jenes der amerikanischen Chase Bank. Diese wollte Ende April in einem humorvoll gemeinten, dann sehr schnell wieder gelöschten «Monday Motivation Tweet» (Bild unten) das Internet darauf aufmerksam machen, dass man den Kaffee viel günstiger auch zuhause kochen kann.

chase kommentar latte 

Das Internet bemerkte sehr schnell, dass Chase 2008 in der Finanzkrise nicht gerettet wurde, indem die Bank ihren Kaffee zuhause gekocht hat, sondern durch einen 25-Milliarden-Bailout durch das amerikanische Volk, und dass dementsprechend ein wenig mehr Bescheidenheit seitens Chase durchaus angebracht wäre. 

Die Bank hat sich daraufhin entschuldigt und sich als Montagsmotivation vorgenommen, in Zukunft schlauere Tweets zu verfassen.

«Kauf den verfluchten Latte»

Das Fass zum Überlaufen gebracht hat jetzt – zumindest nach der amerikanischen Wall-Street-Grösse Sallie Krawcheck, ehemalige Chefin von Merryll Lynch Wealth Management und der Citigroup-Tochter Smith Barney – ein Buch mit dem Titel «The Latte Factor».

Um ihre Antipathie zu verdeutlichen, verkauft Krawcheck über ihre Investment-Firma Ellevest, die sich speziell an Frauen richtet und diesen als Robo-Advisor den Zugang zu entsprechenden finanziellen Dienstleistungen vermitteln will, neuerdings auch Kaffeebecher. Für 23 Dollar pro Stück. Und mit der Aufschrift «Buy the f*cking Latte» – «Kauf den verfluchten Latte» zu Deutsch.

Optimistische Rechnung

Krawcheck stört sich primär an der Passage im Buch, in der ein fiktiver Barista einer jungen Frau erklärt, sie solle doch auf ihren täglichen Latte Macchiato verzichten, das Geld stattdessen investieren und so reich werden. Krawcheck machte sich darauf in einem auf Medium erschienenen Blog Luft und dekonstruierte die ganze These des – in ihren Augen stark mansplainenden (was sich auf Deutsch hübsch mit «herrklären» übersetzen lässt) – Buches in mehreren Punkten:

Damit der eine Kaffe à 5 Dollar pro Tag 1 Million Dollar über 40 Jahre hinweg einbringt, bedürfe es einer jährlich erzielten Rendite von rund 10 Prozent. Das sei zwar durchaus möglich, aber extrem unwahrscheinlich, habe die Börse in den letzten 20 Jahren jährlich um 5,6 Prozent zugelegt, während Privatanleger im gleichen Zeitraum nur 1,9 Prozent verdient haben.

Nicht das Problem

Abgesehen von der laut Krawcheck leicht mitschwingenden frauenfeindlichen Note, die der Absetzung des ihr zufolge extrem weiblich konnotierten Hitgetränks Latte Macchiato anhafte, sei der Ratschlag auch extrem herablassend und verschiebe vor allem das Problem von der Gesellschaft auf das Individuum.

Mit dem Pay-Gap, dem Investing-Gap und dem schlichten Umstand, dass kleinen Mädchen ein deutlich defensiverer Umgang mit Geld als Jungs beigebracht wird, spiele dieser eine Kaffee pro Tag nun wirklich keine nennenswerte Rolle. Und ausserdem bräuchten Frauen, wenn sie zusammen alle eben genannten Probleme lösen wollten, sowieso eine gehörige Portion Koffein im Blut.

 

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