Eigentlich müsste das jüngste Engagement der UBS für die Frauen laut beklatscht werden. Doch irgendwie kommt keine Jubelstimmung auf, findet finews.ch

Ich gebe mir Mühe, den neuesten Versuch der UBS zu mögen, mit der Vorherrschaft der alten weissen Männer im Banking zu brechen. Echt.

Schliesslich werde ich als Frau von Bankern immer wieder als Dummchen behandelt. Im Job wie als Kundin. Aber: So einfach ist das mit dem Mögen nicht.

Löbliche Absichten

Der Reihe nach. Die grösste Schweizer Bank schmeisst sich gerade an die Frauen ran, und zwar mit doppeltem Elan. Erstens will die UBS mehr von ihnen in die Führung holen. Ein Drittel der Chefetage soll demnächst weiblich besetzt werden, verspricht die Bank.

Das ist löblich, nicht zuletzt, weil Bankchef Sergio Ermotti beschlossen hat, sich von Gail Kelly beraten zu lassen. Diese führte einst eine der grössten Banken Australiens.

«Walking the talk» sagt man dem, wo ich herkomme.

Kundinnen im Dialog

Bei der zweiten Initative übernimmt ein anderer UBS-Banker den Lead: Jürg Zeltner, seines Zeichens Chef der mächtigen Vermögensverwaltungs-Division bei der Grossbank.

In einem ehrgeizigen Plan hat er seiner Sparte das Ziel gesetzt, innert fünf Jahren massiv mehr Geschäft von Frauen an Land zu holen. Letzten Januar erklärte Zeltner, was ihm vorschwebt: Er will mit den Kundinnen eine Dialog über Geschäft, Investitionen, Familie und Nachfolge führen.

Tennis und Süsswaren

Als Botschafter dieser Ambition vermeldete die UBS nun am (gestrigen) Dienstag die Gründung eines «Advisory Boards», das den Vermögensverwaltern um Zeltner assistieren soll.

Blickfang des Gremiums: Maria Scharapowa (Bild unten), der es gelungen ist, sich von der Tennismeisterin in eine erfolgreiche Süsswarenunternehmerin zu verwandeln.

Maria Sharapova 500

Scharapowa, die sich von einem Doping-Skandal nicht unterkriegen liess und sich an der renommierten US-Universität Harvard zur Managerin weiterbildete, entspricht wohl der Wunschkundin sämtlicher UBS-Banker. Jung, reich – und mit genügend Barem, um ihre Träume zu realisieren.

Konkurrentin schnappte das Tennis-As

Hingegen darf man sich fragen, warum die UBS als führende Vermögensverwalterin nicht gleich die beste der besten Tennisspielerinnen in ihr Gremium holte: Serena Williams wurde ja immerhin im Rahmen einer von der Bank gesponserten Fotoserie von der Starfotografin Annie Leibowitz porträtiert.

Vielleicht, weil das Tennis-As schon vergeben ist? Seit 2015 macht Williams für die amerikanische Konkurrentin J.P. Morgan Werbung.

Wo sind die Selfmade-Frauen?

Tennis ist nicht das einzige, was an der Zusammensetzung des neuen Gremiums auffällt. Ganz allgemein scheint die Bank ihre liebe Mühe bekundet zu haben, wirkliche Selfmade-Frauen zu finden. Solche, die den Kampf um Gleichberechtigung von unten bis ganz nach oben getragen haben.

Klar: Alle acht von der Grossbank ins Gremium berufenen Frauen haben in ihren Gebieten besonderes geleistet. Doch – und das ist wohl der springende Punkt – viele von ihnen hatten im Leben und im Geschäft einen Vorsprung. Da fällt es einfacher, seinen Mann zu stehen.

Mit dem goldenen Löffel im Mund geboren

So Wendy Appelbaum: Bevor sie sich als Winzerin betätigte, Rennpferde züchtete und sich philanthropisch engagierte, arbeitete sie für ihren Vater Donald Gordon – ein milliardenschwerer südafrikanischer Finanz-Tycoon.

Appelbaum ist eine leidenschaftliche Verfechterin der Gleichberechtigung und nimmt im Kampf für die Sache kein Blatt vor den Mund.

Durch Erben reich geworden

Oder Ebru Özdemir: Die türkische Geschäftsfrau hält bei Limak Investments, einer Immobilien- und Infrastrukturbetreiberin, die Zügel in der Hand. Gegründet hat die Holding ihr Vater vor rund 30 Jahren. Die Schweizer Rechtsanwältin und Philanthropin Ellen Ringier heiratete in eine der wohlhabendsten Schweizer Familien ein.

Diesbezüglich stellt sich die Frage: Macht es Sinn, durch Erbschaft reich gewordene Frauen in ein Beratungsgremium zu berufen, das Frauen fördern soll?

Viele Frauen, die nicht aus reichen Verhältnissen stammen, würden dies wohl verneinen. Frauenförderung bedeutet vielmehr Zugang zu Bildung, gleich lange Spiesse auf dem Arbeitsmarkt – Dinge also, die für viele Frauen nicht selbstverständlich sind.

Worauf die UBS wirklich zielt 

Eine, die sich nach oben kämpfen musste, ist Olivia Lum. Die gebürtige Singapurerin durchlebte eine entbehrungsreiche Kindheit und stampfte dennoch Hyflux aus dem Boden. Die in der Wasserwirtschaft tätige Firma ist heute ein globales Multi-Millionen-Dollar-Unternehmen.

Klar ist, das Advisory Board der UBS ist das Abbild jener Klientel, welche die UBS auf dem Radar hat. Die Bank ist wohl stärker darauf erpicht, Gelder von Margarita Louis-Dreyfus zu verwalten, als das Vermögen einer künftigen Olivia Lum.

Oder anders herum: Die UBS favorisiert nach diesem Muster die ehemalige Yahoo-Chefin Marissa Mayer gegenüber dem sich abmühenden Fintech-Unternehmer mit einer technologischen Vision, die sich womöglich nie bezahlt macht – der aber vielleicht einst als künftiger Steve Jobs gefeiert wird.

Für den grössten Markt – ein Mann

Männlich und gesetzt, diese zwei Attribute gelten sicher nicht für das UBS Advisory Board. Aber es ist sehr europäisch geprägt. Scharapowa ist eine in den USA lebende Russin.

Angelica Kohlmann, die Nichte des berühmten Management-Papstes Peter Drucker, wuchs zwar in Brasilien auf, bezeichnet aber Zürich als ihr Zuhause.

Neben der eher dürren Auswahl an Selfmade-Frauen überrascht auch dies: Mit Ausnahme des an der Stony Brook Universität lehrenden Soziologieprofessors Michael Kimmel ist kein Mitglied amerikanischer Herkunft. Dies erstaunt, angesichts des grössten Wealth-Management-Marktes der Welt.

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