Die Schweiz ist im Windschatten des Bankgeheimnisses zum grössten Wealth-Management-Platz der Welt geworden. Eine finews.ch exklusiv vorliegende Analyse der Vermögensflüsse zeigt, welche alternativen Argumente heute ziehen.

Jahrzehntelang war das Bankgeheimnis das beste Argument der Schweizer Banken. In Verbindung mit der politischen und wirtschaftlichen Stabilität des Landes führte das dazu, dass sich die Schweiz zur weltweit wichtigsten Destination für Offshore-Vermögen entwickelte.

Obwohl das Bankgeheimnis mittlerweile Geschichte ist, gelang es den Banken auch im Zeitraum von 2013 bis 2018, die für ausländische Kunden verwalteten Vermögen um 15 Prozent auf 2,3 Billionen Franken zu steigern (siehe Grafik unten). Derweil nahm die globale Summe der investierbaren Vermögen allerdings um knapp ein Drittel zu.

Grenzueberschreitende Vermoegen 500

Langsamer als Asien

Vor diesem Hintergrund wuchs die Schweiz langsamer als zum Beispiel Hongkong und Singapur, welche zusammen inzwischen dieselbe Summe an Offshore-Geldern betreuen. Auch in Zukunft wird das so bleiben: Hongkong dürfte bis im Jahr 2023 jährlich 7,8 Prozent zulegen, während es in der Schweiz lediglich 2,8 Prozent sein dürften, so die Schätzung im diesjährigen Bankenbarometer.

Das schleppende Wachstum hierzulande war auch eine Folge der Bereinigung bei den Westeuropäischen Kunden. Die verwalteten Vermögen aus dieser – wichtigsten – Region wuchsen lediglich um 2,1 Prozent, weil Abflüsse die Marktperformance beinahe wettmachten.

Keine Argumente für Westeuropäer

Auch abgesehen vom Wegfall des Bankgeheimnisses und der eingeführten Steuertransparenz ist der Rückgang bei den Kunden aus Westeuropa allerdings kein Zufall: Weniger reiche Bankkunden haben keinen Grund, ihr Geld im Ausland in Sicherheit zu bringen.

Derweil floss aus Schwellenländern in Afrika und Osteuropa überproportional viel Geld in die Schweiz (siehe Grafik oben). Das deutet darauf hin, dass die Schweizerische Bankiervereinigung nicht daneben lag, als sie in einer Präsentation am Mittwoch schrieb: «Die Schweiz punktet mit Sicherheit und Qualität.»

Auf Anfrage von finews.ch schlüsselte die Boston Consulting Group auch die Zuflüsse aus anderen Regionen auf. Wie die Tabelle unten zeigt, führte die Umschichtung der westeuropäischen Kunden dazu, dass dem Offshore-Finanzplatz über fünf Jahre insgesamt nur Netto-Neugelder von 20 Milliarden Franken blieben.

 Region Nettowachstum (Mrd. CHF) Nettoflüsse (Mrd. CHF)

Marktperformance (Mrd. CHF)

Westeuropa 20 (95)

115

Asien-Pazifik 60 25

35

Nord- und Südamerika 45 5

40

Mittlerer Osten 65 15

50

CIS, Afrika, Osteuropa 105 70

3

Sollte der seit der Krise währende Boom an den Aktienmärkten einmal enden, müssen sich die Banken also auf eine radikale Schrumpfkur einstellen.

 

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