In der Finanzmetropole London hat ein entlassener Ü50-Banker seine Arbeitgeberin erfolgreich auf Millionen verklagt. Der Sieg könnte auch im Swiss Banking zur Nachahmung anspornen.

Nicht mit mir, sagte sich Niels Kirk, einst ein ranghoher Investmentbanker im Dienst der amerikanischen Citigroup in London. Die Grossbank hatte den damals 55-jährigen Kirk nach 26 Dienstjahren ohne Vorwarnung entlassen und durch eine vier Jahre jüngere Kollegin ersetzt.

Darauf ging Kirk auf die Barrikaden und verklagte die Bank wegen ungerechtfertigter Entlassung. Der Banking-Veteran warf dem Institut vor, strukturell Mitarbeitende wegen ihres Alters zu benachteiligen und in ihrer Person herabzusetzen.

Über 10 Millionen Franken Entschädigung

«Ageism» heisst das passende englische Schlagwort dazu – damit stiess Kirk bei einem Arbeitsgericht in der Themsestadt nun zwei Jahre nach seiner Entlassung auf offene Ohren. Wir das britische Pendlerblatt «Metro» berichtete, verurteilten die Richter die Citigroup dazu, den Ex-Mitarbeiter mit 9,7 Millionen Pfund (umgerechnet 10,3 Millionen Franken) zu entschädigen.

Der Fall hat Signalwirkung in der «City» und könnte auch am zweitgrössten Finanzplatz Europas, der Schweiz, zur Nachahmung anspornen. Denn auch hier baut das Banking tendenziell Stellen ab; laut dem Verband Arbeitgeber Banken reduzierte sich der Personalbestand 2018 bei den Banken nochmals um 1'240 Vollzeitstellen.

In den letzten Monaten und Wochen wurden zudem diverse grössere Abbauprogramme bekannt, so bei der BNP Paribas in der Schweiz und im Wealth Management der UBS weltweit, wo laut Berichten «quer durch alle Ränge» rund 500 Stellen eliminiert werden.

Nur 15 Prozent gehen in Pension

Mehr könnte mit Blick auf die Verfassung des europäischen Banking folgen: Dort wurden letztes Jahr Abbauten im Umfang von rund 70'000 Stellen angekündigt.

Die in der Regel «teureren» und spezialisierten Ü50-Banker gelten dabei als besonders exponiert. Laut Schweizer Personalvermittlern werden weniger als 15 Prozent der Angestellten bei den Grossbanken noch ordentlich pensioniert – eine Schätzung, die von der UBS und der Credit Suisse (CS) allerdings bestritten wird. Dessen ungeachtet raten Karriereberater den Bankern, sich schon mit 40 eine Alternative zur Karriere beim Geldhaus zu überlegen.

Investoren schauen genauer hin

Eine andere Möglichkeit ist, wie der Fall Kirk zeigt, die Konfrontation. Noch sind hierzulande keine prominenten Fälle bekannt geworden wie in Grossbritannien oder den USA, wo das Thema «Ageism» besonders unter den Nägeln brennt. Doch das Potenzial dazu besteht auch hierzulande.

Noch aus einem anderen Grund tun die Banken gut daran, Ü50-Angestellte nicht zu benachteiligen. Mit dem verstärkten Fokus auf soziale Faktoren beim Investieren schauen institutionelle Anleger mittlerweile genau hin, wie die Unternehmen mit ihrem Personal umspringen. Eine Ächtung wegen des Alters dürfte sich kein Institut einfach so leisten wollen. Zumal zahlreiche Grossbanken – und die UBS und die CS machen hier keine Ausnahme – an der Börse unter Buchwert handeln.

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