Die vom der deutschen Grossbank angekündigte Zusammenarbeit mit Google geht über die Datenwolke hinaus. Das setzt auch die Schweizer Konkurrenten der Deutschen Bank unter Zugzwang.

Die Anfang Juli vermeldete strategische Partnerschaft zwischen der Deutschen Bank und dem amerikanischen Datenwolken-Betreiber Google Cloud geht weiter als angenommen. Wie die deutsche Zeitung «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig) vermeldete, wollen der US-Internet-Riese und die grösste Bank Deutschlands gemeinsam digitale Finanz-Dienstleistungen entwickeln; dabei sollen auch Zukunfts-Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz gelangen.

Google baut damit seinen Brückenkopf ins Banking aus; zu den Partnern des Internet-Konzerns zählt seit kurzem auch die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs. Dies, während der US-Online-Handelsgigant Amazon jüngst die anglo-chinesische Grossbank HSBC an sich binden konnte. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, beschleunigt die Coronakrise den Vormarsch der Internet-Konzerne in die Bankbranche noch. Schätzungen zufolge sollen innerhalb der nächsten Dekade bis zu 90 Prozent der Bankprozesse in die Cloud verlagert werden.

Schönes Schweizer Geschäft

Gewinner sind die grossen Anbieter wie Google, Microsoft, IBM und Amazon, allesamt aus den USA. In der Schweiz verfügen sie bereits über ein schönes Geschäft: Die hiesigen Marktführer UBS und Credit Suisse nutzen die Cloud-Dienste von Microsoft. Dies, während die Banking-IT-Schmieden Avaloq und ERI Bancaire mit IBM zusammenarbeiten, und die Genfer Konkurrentin Temenos mit Google.

Mit dem Vorpreschen ausländischer Konkurrenten dürften nun auch Schweizer Banken geneigt sein, mehr Instrumente von den Amerikanern und beziehen und diesen im Gegenzug das Tor zum eigenen Unternehmen weiter zu öffnen.

Das ist nicht unproblematisch. Sorgen macht den Banken der Cloud Act, mit dem sich die USA Zugriff auf Daten zum Teil auch ohne richterliche Verfügung ermöglichen wollen. Diesen Befürchtungen begegneten die US-Anbieter mit der Installation von separaten Clouds auf Schweizer Boden. Aus Sicht der Regulatoren ist weiter bedenklich, dass Bankprozesse in Windeseile an Firmen ausgelagert werden, die ihrer Aufsicht nicht unterstellt sind und generell weit weniger dicht reguliert sind als Finanzinstitute.

Leck in der Wolke

Vor Pannen ist nämlich auch die Cloud nicht gefeit. Letztes Jahr kam es bei der US-Bank Capital One zu einem riesigen Datenleck mit der Amazon-Wolke: Damals wurden die Daten von nicht weniger als 100 Millionen Kreditkarten-Kunden Zugriffen von aussen ausgesetzt.

Ein Horrorszenario, das sich auch der Schweizer Staat nicht leisten will. Mit der «Swiss Cloud» hat der Bundesrat letzten April ein Projekt angeschoben, das solchen Risiken Rechnung tragen soll. Die Informatik des Bundes wird zusammen mit Kantonen, Wirtschaft und Wissenschaft prüfen, ob die Schweiz eine eigene Cloud- und Dateninfrastruktur aufbauen soll. Der Bericht dazu wird allerdings erst nächstes Jahr erwartet – eine lange Zeit angesichts des Tempos, mit der das Cloud-Banking um sich greift.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.98%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel