Die Bonussaison beginnt in den kommenden Wochen – und der Gegenwind gegen höhere Vergütungen nimmt zu. Auch die wohl mächtigste Einflussgruppe murrt jetzt.

Die Front gegen hohe Saläre, insbesondere gegen die im Licht der Öffentlichkeit stehenden Cheflöhne, verdichtet sich. Zu erwarten ist nun, dass auch Grossinvestoren in den nächsten Monaten mobil machen gegen aus ihrer Sicht überrissene Saläre – die Finanzbranche, die im Coronajahr überraschend gut geschäftete, dürfte dabei besonders im Fokus stehen.

In diese Richtung deutet eine Umfrage der britischen Firma Procensus bei Grossinvestoren weltweit. Wie das britische Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, nahmen daran 75 Institutionelle teil, die zusammengenommen Vermögen in der Höhe von 11'500 Milliarden verwalten und damit als Stakeholder durchaus gewichtig sind.

Nicht in Einklang mit Aktionärsinteressen

Das Ergebnis: nicht weniger als 85 Prozent dieser Profianleger finden, die Cheflöhne seien durchs Band zu hoch und stünden nicht in Einklang mit Aktionärsinteressen. Das darf als Omen gelten; spätestens an den bevorstehenden Generalversammlungen im Frühling müssen wohl auch Schweizer Finanzkonzerne mit mehr Revolten in der Frage der Vergütungen rechnen. Über die letzten Monate sind Institutionelle auch bei Themen wie der Nachhaltigkeit und der Diversität in der Unternehmensführung deutlich rabiater unterwegs.

Die Investoren argumentieren dabei durchaus systematisch, indem sie etwa auf die soziale Verantwortung der Unternehmen (Corporate Social Responsibility) verweisen oder auf den mittleren Lohn der Angestellten – und natürlich auf die «harte» Kennzahl der Eigenkapital-Rendite. Die Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS), bei denen sich in den letzten Jahren regelmässig Widerstand gegen den Vergütungsbericht formierte, stehen dabei unter verstärkter Beobachtung.

Bonus-Pool weniger gefüllt

Die Bonuszahlungen fürs abgelaufene Coronajahre dürften nun die Stimmungslage für die bevorstehenden GV-Saison vorgeben. Leitende Banker wie CS-CEO Thomas Gottstein haben hier signalisiert, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben. Im vergangenen Dezember erklärte der Bankchef, «ganz allgemein muss man wohl mit im Vergleich zum Vorjahr tieferen Boni rechnen, dies aus Solidarität und sozialer Verantwortung».

Dieser Tage machten dann Medienberichte die Runde, dass die CS den Bonus-Pool fürs abgelaufene Jahr um mindestens 10 Prozent kürzen werde.

Ebensowenig stünde es der Schweizer Finanzbranche gut an, mitten in der Pandemie definitiv zur Bonus-Insel auf dem Kontinent zu avancieren. Für gewisse europäische Banken gelten seit 2014 Lohndeckel. Bereits vergangenen März hatte die Europäische Zentralbank (EZB) zudem die Banken der Eurozone zu «grösster Zurückhaltung» bei der Auszahlung von Boni ermahnt. Von oben verordnete Zurückhaltung gibt es in der Schweiz (noch) nicht. Sie stünde der Finanzbranche heuer aber bestimmt gut an.

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