Die Schweizer Vermögensverwalter haben sich im abgelaufenen Coronajahr beachtlich geschlagen, besagt eine neue Studie. Doch nicht alles, was für die Akteure lukrativ ist, nützt auch den Kunden.

Das Schaulaufen ist bei Zwei Wealth inzwischen institutionalisiert: Der Zürcher Vermögensberater lädt Banken und Geldprofis jeweils zum Beauty-Contest ein, bei dem sie um die Gunst von Private-Banking-Kunden wetteifern können.

Das gewährt tiefe Einblicke in die Branchen, welche das 2014 vom Ex-UBS-Chefökonomen Klaus Wellershoff mitbegründete Startup jeweils in einem jährlichen Performance-Vergleich zusammenfasst. Das unternahm Zwei Wealth auch heuer wieder bei rund 100 Instituten und vermeldete am Montag die Eckpunkte der Erhebung.

Das erste Fazit: Insgesamt konnte das Anlagejahr 2020 von den meisten Vermögensverwaltern und Banken trotz Pandemie und negativen wirtschaftlichen Effekten positiv abgeschlossen werden. Alles in allem also ein «sehr guter Jahrgang», wie der Vermögensberater feststellte.

Es gibt eine Gewinnerformel

Allerdings trennte sich in den letzten Monaten die Spreu vom Weizen. Laut der Studie waren die Performance-Unterschiede grösser als in anderen Jahren. So beträgt den Autoren zufolge die Renditen-Differenz über alle Risikoprofile im langjährigen Durchschnitt 12,5 Prozentpunkte. 2020 kommt dieser Wert auf 21,6 Prozentpunkte zu liegen, war also fast doppelt so hoch. Angesichts dieser Diskrepanz sind Diskussionen mit enttäuschen Kunden vorprogrammiert.

Im Nachhinein ist man bekanntlich klüger – dennoch zeigte sich im Coronajahr, dass mit einigen bekannten Regeln für die Kunden Mehrwert zu holen war. Laut Zwei Wealth gab es 2020 nämlich durchaus eine «Gewinnerformel»: Ausgezahlt hat sich etwa eine Übergewichtung von Aktien in den Portefeuilles. Einige Verwalter wurden jedoch von der schnellen und starken Erholung auf dem falschen Fuss erwischt und zögerten mit Rebalancing oder Neuorientierung. Besonders gut haben Portfolios abgeschnitten, die im Zuge der Krise schnell ein Rebalancing durchführten und die Neuausrichtung auf Technologie-Titel bereits länger auf dem Schirm hatten.

Komplexität rechnet sich nicht

Eine weitere Lehre aus dem von der Coronakrise geprägten Börsenjahr ist, dass sich klassische Anlageklassen bewähren. Die Vermögensverwalter, welche die Portefeuilles auf die klassischen Anlageklassen Obligationen, Aktien und vielleicht noch Gold konzentrierten, schnitten besser ab, als diejenigen, die die Diversifikation in Hedgefonds, Rohstoffen, Strukturierte Verbriefungen und ähnlichem suchten.

Nicht alles, was also für die Finanzprofis aufgrund der hohen Gebühren solcher Vehikel lukrativ ist, erweist sich für den Kunden als einträglich. Zu schwer lasten die Kosten auf der Performance, was sich als Bärendienst an der Klientel und letztlich dem eigenen Ruf erweist.

Fürs Jahr 2021 schafft dies eine spannende Ausgangslage. Die Hedgefonds-Branche sagt sich selber ein Comeback voraus, die Privatmarkt-Fonds haben massiv Geld eingesammelt, und sogar am Schweizer Immobilienmarkt sollen nun Verbriefungen vermehrt Schule machen. Fest steht jetzt schon: Ein dürftiges Abschneiden beim Beauty-Contest zu Jahresende wird seitens der Kunden wohl nochmals schlechter gelitten werden.