Investmentbanker gewinnen gerne. Doch in den letzten drei Jahren ist ihr Geschäft in der Schweiz stetig zurückgegangen – umso mehr hoffen sie nun auf eine Wende.

Für Jens Haas ist 2020 ein «solides Jahr» gewesen. Fast hätte man den Eindruck gewinnen können, die Coronakrise spiele sich woanders ab, erklärte der Chef des Investmentbanking der Credit Suisse (CS) am Mittwoch virtuell vor den Medien. Doch die Marktdaten, die der Grossbanker vorlegte, ergeben für sein Metier nicht unbedingt ein rosiges Bild.

Den schon vor dem «Corona-Jahr» war das Investmentbanking-Volumen im Heimmarkt rückläufig. So ging das Volumen im Business nach den Rekordtransaktionen der Vorjahre zwischen 2018 und 2019 zweistellig zurück. Im Jahr 2020 mussten die Akteure nochmals eine Abnahme um 7,8 Prozent verschmerzen (siehe Grafik unten).

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(Quelle: Credit Suisse)

Finanzinvestoren mit viel Pulver

Im vergangenen Frühjahr froren aufgrund der Pandemie und den internationalen Lockdown-Massnahmen insbesondere die lukrativen Fusionen und Firmenübernahmen (M&A) fest, erholten sich dann aber in der zweiten Jahreshälfte. Während Kapitalmarkt-Transaktionen insgesamt zulegten, kam es auch kaum zu Debüts an der Schweizer Börse SIX. Stark unter die Räder kam auch Kreditfinanzierungen, die so genannte Leveraged Finance.

Kurz, die Branche buk kleinere Brötchen, um das Diktum des vestorbenen Schweizer Top-Bankers Jürg Zeltner aus dem Private Banking zu gebrauchen.

Entsprechend hoffen Haas und seine Kollegen im Swiss Investmentbanking nun auf eine Rückkehr des Risikoappetits. Mehr Aktivitäten soll es zum einen im Bereich M&A geben. Dies etwa, weil sich Multis verstärkt mit ihrer Aufstellung auseinandersetzen und Einzelgeschäfte und Sparten abstossen – oder, weil Finanzinvestoren auf massig Geld sitzen und dieses investieren müssen.

Neue Verteilkämpfe

Nach dem Rückgang im vergangenen Jahr soll es tendenziell auch wieder mehr Börsengänge an der SIX geben und der Bereich Leveraged Finance «zurückkommen». Einige Hoffnung hegen Investmentbanker auch bezüglich der Ausgabe von nachhaltigen Wertschriften wie Green Bonds sowie vonseiten des Verbriefungs-Marktes. Dies, während Corona-Hilfskredite zumindest in der ersten Jahreshälfte laut der CS ebenfalls ein Thema bleiben.

Ziehen die Volumen – im Jargon «Wallet» – wieder an, gehen die Verteilkämpfe im Metier von neuem richtig los. Die Hackordnung ist im Investmentbanking stark ausgeprägt. Den Ranglisten, den so genannten League Tables, wird auch hierzulande weiterhin viel Beachtung gezollt.

Mit Blick aufs vergangene Jahr zeigte sich nun, dass die CS ihre Marktführerschaft in der Schweiz weiter auszubauen vermochte.

Die Hausbank gewinnt an Bedeutung

Laut den Erhebungen der Analysefirma Dealogic entfielen 2020 rund 20 Prozent des Gesamtvolumens auf die die Truppe von Haas; der zweite Platz ging klar an die US-Konkurrentin J.P. Morgan, während die Schweizer Grossbank UBS an Transaktionsvolumen verlor, aber den dritten Platz verteidigte.

Im sieben-Jahres-Vergleich teilen sich hierzulande die CS, die amerikanische Goldman Sachs sowie die UBS das Podest.

Die Nähe zu den Kunden habe sich letztes Jahr ausbezahlt – und ebenfalls, dass die CS ihre Bilanz für diese habe einsetzen können, erklärte Haas das gute Abschneiden seiner Sparte. «Das Konzept der Hausbank», so der Investmentbanker weiter, «hat in der Krise eine ganz neue Bedeutung gewonnen.»

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