Die Europäische Zentralbank wälzt Pläne für eine «Bad Bank». Einerseits um die Wirtschaft nach der Corona-Pandemie wieder hochzufahren. Andererseits um den Bankensektor zu konsolidieren. Doch die Sache hat einen Haken.

Die EU braucht eine «regionale Bad Bank», schrieb Andrea Enria, der oberste Bankenaufseher in Europa, bereits im vergangenen Oktober in einem Beitrag in der «Financial Times». Sein Vorschlag: Ein Netzwerk von nationalen Asset Managern aufbauen, in welche die Banken ihre notleidenden Kredite abladen können.

Das Ziel Enrias ist nicht nur, Banken zu retten und die europäische Wirtschaft zu schützen. Der Plan würde einer grundsätzlichen Aufbesserung des europäischen Bankensektors dienen, da Bilanzen entlastet und die Fähigkeit der Institute, Kredite zu vergeben, verbessert würde.

Bis zu 1,4 Billionen Euro Kreditausfälle

Man müsse die Lehren aus der Finanzkrise ziehen: Steuergelder waren damals zur Rettung der Banken verschleudert worden, mit dem Ergebnis eines fragilen Sektors mit Instituten, die bis heute jämmerlich schwach bewertet seien.

Der Vorschlag Enrias hat höhere Dringlichkeit erhalten, seit die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Schätzungen für notleidende Kredite (Non Performing Loans, NPL) angepasst hat. Sie befürchtet einen Anstieg von 500 Milliarden Euro auf 1,4 Billionen Euro. Das ist das Negativ-Szenario, aber Enrias Devise ist: «Wir können das Beste erhoffen, müssen aber für das Schlimmste vorbereitet sein.»

Die Killer-Bedingung: Staatsgelder für «Bad Bank»

Analysten der US-Investmentbank Morgan Stanley haben das Thema «Europäische Bad Bank» in einem längeren Research-Bericht am Freitag wieder aufgenommen. Sie halten den Aufbau eines solchen Netzwerks von einzelnen «Bad Banks» in der Rechtsform von Asset Managern noch im laufenden Jahr für sehr wahrscheinlich.

Allerdings habe Enrias Idee einen grossen Haken: Unter den gegenwärtigen Regeln würde die Möglichkeit einer «Bad Bank» nur von Kreditinstituten genutzt werden, die ohnehin bereits in Schieflage seien. Denn die im Nachgang der Finanzkrise festgelegten Bedingungen lauten: Wer die «Bad Bank» nutzt, muss Staatsgelder annehmen.

Ein Incentive als Game-Changer

Wolle Enria tatsächlich eine Konsolidierung des Bankensektors erreichen, müssten auch gesunde Banken ihre «Non Performing Loans« abladen können und zwar zu Preisen und Bedingungen, die einen Anreiz darstellen würden, so die Morgan-Stanley-Analysten: «Was im Plan fehlt, ist ein Incentive für Banken. Fügt man diesen zum Plan hinzu, dann haben wir einen Game-Changer.»

Konkret: Die Bedingung, Staatshilfe annehmen zu müssen, müsse fallen. Dafür wären die Banken verpflichtet, mehr Kredite zu vergeben – oder gar als Konsolidierer aufzutreten.

Sofortige Bildung von Rückstellungen schwächt das Gefüge

Die Logik dahinter: Die stärkeren Banken in Europa könnten die Qualität ihrer Bilanzen durch die «Bad Bank» deutlich verbessern, so dass sie mehr operativen Spielraum im Kreditbereich erhielten und auch die Fähigkeit, Konkurrenten zu übernehmen.

Die Analysten deuten auf ein derzeit grosses Dilemma in der gegenwärtigen Bankenregulierung hin, in welchem grosse Zerstörkraft für die europäische Wirtschaft steckt: Die Finanzinstitute sind gezwungen, für drohende Kreditausfälle unmittelbar Rückstellungen zu bilden.

Gleichzeitig dürfen sie die Konditionen für die Kreditvergabe nicht verschärfen. Die Moratorien, welche die Regulatoren, beim Ausbruch der Covid-Krise den Banken gewährt haben, laufen aus wie auch die Staatsgarantien für Covid-Kredite.

Wie Banken die Helden der Corona-Krise bleiben könnten

Die Banken waren in der Corona-Krise die Helden – und sie sind in der Schlüsselposition, die Erholung der Wirtschaft aus ihrem Pandemie-Loch zu tragen und zu beschleunigen.

Die notleidenden Kredite sind der Sand in diesem Getriebe. «Bad Banks» würden dieses Getriebe nicht nur schmieren, sie könnten auch die lange überfällige Konsolidierung in Europa anschieben.

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