Das Rennen der europäischen Finanzplätze im Spac-Boom hat begonnen. Die Vorbereitungen für die Kotierung solcher Mantelfirmen laufen auch in der Schweiz – doch nichts geht ohne ein Gremium mit renommierter Besetzung.

Schweizer Finanzakteure, die bei Spacs mittun möchten, müssen zurzeit gezwungenermassen ins Ausland schweifen. So Raymond Bär, Ehrenpräsident der Privatbank Julius Bär, der sich als Verwaltungsrat von Lakestar Spac 1 engagiert: Die Mantelfirma des Wahlschweizers und Tech-Investors Klaus Hommels gab vergangenen Februar ihr Debüt an der Frankfurter Börse.

Auch die Börsenplätze Amsterdam und London bemühen sich fieberhaft um den Status als europäische Spac-Hubs. Allerorts hat man den Boom in den USA vor Augen, der allein in diesem Jahr bereits mehr als 100 neue Listings solcher Special Purpose Acquisition Companys brachte.

Kotierung über die Hintertür

Die auch als Blankoscheck-Gesellschaften bekannten Mantelfirmen gehen auf Vorrat an die Börse, um private Unternehmen zu kaufen, die so quasi über die Hintertür kotiert werden. Vergangenes Jahr sammelten die US-Spacs bei Investoren mehr als 70 Milliarden Dollar ein.

Doch in der Schweiz bleibt es ungewöhnlich Still um die Bonanza, obwohl dem Vernehmen nach interessierte Parteien längst Vorbereitungen eingeleitet haben. Dazu zählen die Investmentbanken: Die amerikanische Grossbank J.P. Morgan etwa hat Hommels Spac in Frankfurt begleitet und rechnet mit einer gut gefüllten «Pipeline» von Spar-Kotierungen in Europa.

Ausländische Spacs auf Lauer

«Aus Sicht ausländischer Spac-Betreiber kommen Schweizer Firmen als Übernahmeziele zweifellos infrage», gibt Schweiz-Chef Nick Bossart im Gespräch mit finews.ch zu bedenken. Anders gesagt: wenn hierzulande keine Spacs gelistet werden, kommen ausländische Spacs zu uns.

Das erhöht den Druck auf das Gremium, das am Ende die Startflagge über den «Swiss made» Spacs senken muss: das Regulatory Board der Schweizer Börsenbetreiberin SIX. Dabei handelt es sich um eine Selbstregulierung-Organisation unter Aufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma), das die der Aufsicht zur Genehmigung vorzulegenden Reglemente für Emittenten, Teilnehmer und Händler erlässt.

Banker, Juristen, Manager

Das Regulatory Board ist prominent mit führenden Bankern, Juristen und Managern bestückt. Als Präsident wirkt Andreas von Planta von der Wirtschaftskanzlei Lenz & Staehelin. Ebenfalls im Gremium sitzen etwa SIX-Präsident Thomas Wellauer (Bild unten), Multi-VR und Anwalt Rolf Watter von der Kanzlei Bär & Karrer, Blackrock-Schweiz-Chefin Mirjam Staub-Bisang, ZKB-Firmenkunden-Chef Stephanino Isele sowie Daniel Morales, Chefjurist der UBS Schweiz.

wellauer 500

Noch hat diese geballte Wirtschaftsprominenz kein grünes Licht für eine Spac-Kotierung an der SIX gegeben.

«Grundsätzlich möglich»

Wie auch finews.ch berichtete, stehen dem Start der Blankoscheck-Firmem in der Schweiz einige Hindernisse im Weg. Doch sie sind nicht unüberwindbar, wie die Börse SIX nun selber durchscheinen lässt. «Die Kotierung von Spacs ist mit dem aktuell geltenden Kotierungs-Reglement grundsätzlich möglich», heisst es dort auf Anfrage.

«Eingehende Kotierungsgesuche werden vom Regulatory Board entsprechend den geltenden Regularien ergebnisoffen geprüft.»

Gesuche in Arbeit

Das solche Gesuche bereits in Arbeit sind, bestätigt eine grosse Schweizer PR-Beratungsfirma, die aber damit nicht genannt werden möchte. Offenbar ist schon einiger Aufwand in die Grundlagen von Schweizer Spacs geflossen. Am Geld, so viel ist klar, mangelt es jedenfalls nicht.

«Enough money is chasing opportunity», sagt J.P.-Morgan-Banker Bossart mit Blick auf das Geschäft mit Firmenfusionen und Übernahmen, auf das auch Europas heranwachsende Spacs zielen.

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