Es sei sicherlich so, dass es schwieriger werde, im Jahr 2022 hohe Renditen zu erwirtschaften, sagt Laurent Gagnebin im Interview mit finews.ch. Vor dem Hintergrund der geopolitisch angespannten Situation sagt der CEO der Rothschild Bank in Zürich: «Fehler, wie sie in der Vergangenheit begangen wurden, dürfen wir uns nicht mehr leisten.»


Herr Gagnebin, welche Auswirkungen werden die Sanktionen der westlichen Welt gegen Russland auf die Rothschild Bank haben?

Konkret ist dies im Moment noch schwer abzuschätzen. Die grosse Frage ist wohl, wie lange der Konflikt dauert. Je länger desto grösser werden die wirtschaftlichen Folgen auch für die westlichen Märkte sein und einzelne unserer Kunden, die unternehmerisch vor Ort tätig sind, könnten davon betroffen sein.

Wie hoch ist der Anteil an russischen Kunden am Geschäft mit Russland?

Wir kommunizieren keine Zahlen zu einzelnen Kundensegmenten. Russland ist jedoch kein Zielmarkt von Rothschild & Co Wealth Management.

Was waren, abgesehen von der Übernahme von Pâris Bertrand die wichtigsten Treiber für den Erfolg 2021?

Der Hauptgrund liegt wohl in der Kontinuität. Wir haben in den vergangenen Jahren ausgezeichnet gearbeitet und die Anlageperformance war hervorragend. Dies hat sich herumgesprochen, und wir konnten von zahlreichen Empfehlungen profitieren.

«Unsere Kundenberater betreuen durchschnittlich knapp 30 Kunden»

Obwohl wir in den vergangenen zwei Jahren nicht viel reisen konnten, ist es uns gelungen, in engem Kontakt mit unseren Kunden zu bleiben. Unsere Kundenberater betreuen durchschnittlich knapp 30 Kunden, was uns auch die Zeit gab, für die Kunden in der schwierigen Situation da zu sein. Das wurde geschätzt.

Warum passt Pâris Bertrand zur Rothschild Bank?

Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir eine ähnliche Kundenstruktur und Philosophie haben. Das hat sich im Laufe der Integration nun noch verstärkt. Diese ist zudem viel schneller besser erfolgt als erwartet.

Wie hat sich 2021 das Geschäft mit Schweizer und in der Schweiz ansässigen Kundinnen und Kunden entwickelt?

Wir sind sehr zufrieden damit. Das Wachstum des Onshore-Geschäfts verläuft parallel zu unserem Gesamtwachstum.

Haben Sie in der Schweiz konkrete Ausbaupläne?

Nach der Akquisition der Bank Pâris Bertrand im vergangenen Jahr, die uns vor allem in der Westschweiz gestärkt hat, haben wir eben erst Andreas Feller eingestellt, der unser Wachstum in der Deutschschweiz vorantreiben soll. Daneben wollen wir auch unser Global Advisory Geschäft in der Schweiz in enger Zusammenarbeit mit dem Wealth Management weiter ausbauen.

Was sind Ihre Prioritäten im laufenden Jahr?

Wie erwähnt, bauen wir unsere Präsenz in Zürich weiter aus und wollen nun voll von den Synergien durch die Übernahme der Bank Pâris Bertrand profitieren. Ein weiterer Schwerpunkt ist unser neues Office in Madrid, wo wir ebenfalls rasch wachsen wollen.

«Es wird auf jeden Fall anspruchsvoller»

Weiter ist ein Ziel, das Wachstum in Deutschland fortzusetzen und unser Geschäft in Luxemburg auszubauen. Schliesslich setzen wir alles daran, unsere Kunden optimal durch das zu erwartend volatilere Marktumfeld zu begleiten und die Anlageperformance auf einem hohen Niveau zu halten.

Müssen sich die Kundinnen und Kunden 2022 auf tiefere Renditen einstellen?

Es wird auf jeden Fall anspruchsvoller. Unsere Anlagestrategie ist seit jeher langfristig ausgerichtet und fokussiert darauf, die Vermögen der Kunden real zu erhalten und zu vergrössern. Diesem Ansatz bleiben wir auch jetzt treu. Es ist aber sicherlich so, dass es schwieriger wird, im Jahr 2022 hohe Renditen zu erwirtschaften.

Stehen wir am Anfang einer Neuordnung der Finanzwelt?

Es ist noch zu früh, dies so absolut festzuhalten. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass die Situation sich wieder entspannt. Und dann muss es auch Wege geben, um alle Beteiligen wirtschaftlich wieder zu integrieren.

«Solche Fehler, wie sie in der Vergangenheit begangen wurden, dürfen wir uns nicht mehr leisten»

Wichtiger für die langfristige Entwicklung der internationalen Finanzsysteme ist die Digitalisierung, das Aufkommen von vielen neuen Fintech-Lösungen inklusive Blockchain, Chinas Projekt des Aufbaus einer eigenen internationalen Zahlungsverkehrslösung und die Bestrebungen der Zentralbanken bezüglich eigener digitaler Währungen.

Die «Suisse Secrets» beeinträchtigen das Image des Schweizer Finanzplatzes. Kann er in den nächsten Jahren seine bedeutende Stellung bewahren?

Ich bin überzeugt von den Stärken unseres Finanzplatzes. Wir haben viele Trümpfe in der Hand, gerade auch in unsicheren Zeiten. Solche Fehler, wie sie in der Vergangenheit begangen wurden, dürfen wir uns aber nicht mehr leisten.

Alle Akteure auf dem Finanzplatz müssen sich dessen bewusst sein und auch diesbezüglich vorsichtig und nachhaltig handeln.


Laurent Gagnebin stiess im Herbst 2011 zur Rothschild Wealth Management Equitas, dem Genfer Standbein der Zürcher Rothschild & Co Bank. Zuvor leitete er die Investec Bank in der Rhonestadt. Ins Banking gelangte er über die Goldman Sachs Bank in Genf, nachdem er zuvor die École hôtelière de Lausanne absolviert und mehrere Jahre in der Hotelbranche gearbeitet hatte. Seit Mitte 2016 führt er als CEO die Rothschild Bank in der Schweiz.

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