Mit der Übernahme der Genfer Finanz-Boutique Pâris Bertrand hat die Zürcher Rothschild-Bank im vergangenen Jahr ihre Dimensionen markant vergrössert. Angesichts der aktuellen Situation warnt das noble Institut aber vor allzu grossem Überschwang.

Die in Zürich ansässige Rothschild & Co Bank erzielte 2021 einen Gewinn von 92 Millionen Franken gegenüber 17 Millionen Franken im Vorjahr, wie dem am Mittwoch publizierten Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Der signifikante Zuwachs ist allerdings einem Sonderfaktor geschuldet: der Übernahme der Genfer Finanz-Boutique Pâris Bertrand im Dezember 2020, wie auch finews.ch berichtete.

Ohne diese Akquisition hätte der Gewinn nur 21,4 Millionen Franken betragen, wie den Geschäftszahlen weiter zu entnehmen ist. Verschiedene Restrukturierungsmassnahmen verhalfen indessen zu dem ausserordentlichen Gewinn. Vor diesem Hintergrund erhöhten sich auch die verwalteten Kundenvermögen (Assets under Management, AuM).

Hohe Zuflüsse an Neugeld

Die Integration der Banque Pâris Bertrand führte dazu, dass sich die AuM-Basis um 7,2 Milliarden Franken erhöhte; die Marktperformance sorgte zusätzlich für einem Zufluss von 1,4 Milliarden Franken. Insgesamt stiegen die verwalteten Vermögen auf 31,4 Milliarden Franken, was einem Plus von 45,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Auffallend waren im vergangenen Jahr die hohen Zuflüsse an Netto-Neugeld von rund 2 Milliarden Franken, was 9,4 Prozent der verwalteten Vermögen entspricht. Die insgesamt von der Bank verwalteten, verwahrten oder administrierten Kundenvermögen beliefen sich auf 54,1 Milliarden Franken, was einem Anstieg von 42 Prozent gegenüber 2020 entspricht.

Rasch integriert

Die volle Integration der Bank Pâris Bertrand war per Anfang Oktober 2021 vollzogen; seit Anfang 2022 amtet Mitgründer Olivier Bertrand als Executive Vice Chair sowie Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für die Tochtergesellschaft in Luxemburg. Ebenfalls im Ausland eröffnete die Rothschild Bank im vergangenen Sommer eine Niederlassung in der spanischen Hauptstadt Madrid, wie auch finews.ch berichtete.

Mit Blick auf die operative Geschäftstätigkeit erzielte das Institut einen leicht tieferen Ertrag im Zinsdifferenzgeschäft von 23,5 Millionen (im Vorjahr: 26,5 Millionen Franken), während der Hauptertragspfeiler, das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, auf 111, 5 Millionen Franken stieg, gegenüber 81,9 Millionen Franken im Vorjahr. Der Erfolg im Handelsgeschäft erhöhte sich auf 17,4 Millionen Franken gegenüber 15,4 Millionen Franken im Jahr 2020.

Ehrgeizige Ziele auch in der Schweiz

Per Ende 2021 wies die Bank total 358 Vollzeitstellen aus, vor Jahresfrist waren es 290 gewesen; auch diese markante Veränderung ist der Übernahme von Pâris Bertrand geschuldet. Mit Blick auf das laufende Jahr verfolgt die Rothschild & Co Bank auch in der Schweiz klar definierte Ziele, wie Laurent Gagnebin im (heutigen) Interview mit finews.ch zum Ausdruck bringt.

«Nach der Akquisition der Bank Pâris Bertrand, die uns vor allem in der Westschweiz gestärkt hat, haben wir eben erst Andreas Feller eingestellt, der unser Wachstum in der Deutschschweiz vorantreiben soll. Daneben wollen wir unser Global Advisory Geschäft in der Schweiz in enger Zusammenarbeit mit dem Wealth Management weiter ausbauen. Ausserdem bauen wir unsere Präsenz in Zürich weiter aus», so Gagnebin.

Warnung vor allzu grosser Euphorie

Trotzdem warnt Verwaltungsratspräsident Gary Powell vor allzu hohen Erwartungen. «Da die Inflation stark ansteigt und die Arbeitslosigkeit niedriger ist als erwartet, ist bereits eine Straffung der Geldpolitik in den USA und im Vereinigten Königreich zu beobachten. Wir rechnen 2022 mit weiteren Zinserhöhungen in allen wichtigen Währungen – bis ins nächste Jahr hinein. Dies wird die Volatilität an den Aktienmärkten erhöhen und sich wahrscheinlich negativ auf die Börsenkurse auswirken», schreibt er im neusten Geschäftsbericht.

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