Die Beziehungen zwischen dem pleitegegangenen US-Hedgefonds Archegos und der Deutschen Bank waren offenbar enger als bisher bekannt. Die grösste deutsche Bank gehörte nicht nur zu deren Kreditgebern, das Family Office war zugleich Grossaktionär der Bank.

Der Zusammenbruch des Family Office Archegos hatte im vergangenen Jahr bei verschiedenen Banken für einen Verlust von 10 Milliarden Dollar gesorgt. Allein 5,5 Milliarden Dollar entfielen auf die Credit Suisse, und auch die anderen Prime Broker wie Nomura und Morgan Stanley verbuchten hohe Verluste.

Sauberer Ausstieg aus Archegos-Krediten

Die Deutsche Bank, die ebenfalls zu den Kreditgebern von Archegos gehörte, blieb von der Pleite des Unternehmens verschont und konnte sogar einen Teil der Sicherheiten zurückzahlen, die sie gehalten hatte.

Wie die «Financial Times» nun berichtet, beschränkten sich die Beziehungen zwischen Deutsche und Archegos jedoch nicht nur auf die Transaktionsebene. Der Hedgefonds hatte zudem im Stillen eine Beteiligung an der Deutschen Bank aufgebaut, nachdem Gründer Bill Hwang persönliche Kontakte zur Führung des deutschen Instituts geknüpft hatte, wie es dort unter Berufung auf Kreise heisst. Archegos-Gründer Hwang habe sich mehrmals mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bank, Christian Sewing, und mindestens einmal mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner getroffen.

Diese Treffen hätten zu einer Zeit stattgefunden, als die Deutsch Bank wegen ihres schwächelnden Aktienkurses unter Druck stand, wie es weiter heisst. 2019 habe Archegos mit dem Aufbau einer Beteiligung an der Deutschen Bank begonnen.

Die Beteiligung, die über Derivate gehalten wurde, habe ausgereicht, um Hwangs Firma zu einem bedeutenden Aktionär der Bank zu machen. Die Quellen würden sich bei der Höhe jedoch wiedersprechen. Nach Angaben einer Person, die das Family Office direkt kennt, lag die Beteiligung bei knapp 2 Prozent und wurde bis zum Zusammenbruch von Archegos gehalten.

Knapp 1 Prozent

Der Deutschen Bank nahestehende Personen sagen, dass der Anteil seinen Höhepunkt bei knapp 1 Prozent erreicht habe und bis Ende 2020 verkauft wurde. Laut den Börsenregeln in Deutschland muss eine Beteiligung unter 3 Prozent nicht gemeldet werden.

«Treffen mit potenziellen Investoren und Kunden sind ein normaler Teil des Geschäfts», kommentierte die Deutsche Bank die Kontakte. Auch habe der saubere Ausstieg der Bank aus ihrem Archegos-Kreditengagement nichts mit den Beziehungen zu tun, betonten die FT-Quellen.

Die Bank sei Anfang 2021 wegen ihres Engagements misstrauisch geworden und hatte Archegos gedrängt, die Sicherheiten zu erhöhen und zu diversifizieren. In den Monaten vor dem Zusammenbruch seien die Kreditbedingungen verschärft worden.

«Wir waren in der Lage, das Risiko unseres Engagements bei Archegos deutlich zu reduzieren, ohne Verluste zu erleiden», sagte die Deutsche Bank.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.91%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.03%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel