Bill Hwang, der Gründer der untergegangenen Finanzfirma Archegos, erhebt schwere Vorwürfe gegen die ermittelnde Staatsanwaltschaft. Diese drehen sich um Handelsdaten des 2021 spektakulär zusammengebrochenen Unternehmens, wegen dem die Grossbank Credit Suisse mehrere Milliarden und viel Vertrauen verlor.

Der Doppel-Skandal um Archegos Capital Management und die geschlossenen Greensill-Fonds hatte im Frühjahr 2021 den Niedergang der Credit Suisse (CS) eingeläutet. Von den Milliardenverlusten aus den Archegos-Engagement und dem damit verbundenem Vertrauensverlust erholte sich die Grossbank nicht mehr, was schliesslich in der Notübernahme durch die UBS endete.

Der Gründer der New Yorker Pleitefirma, der amerikanisch-koranische Spekulant Bill Hwang, ist vor zwei Jahren verhaftet worden und muss sich seither in einem Betrugsverfahren verteidigen. Wie die Agentur «Reuters» berichtete, ist Hwang hierbei nun mit einem neuen Antrag in die Offensive gegangen.

«Schweres Versagen»

Er wirft der Staatsanwaltschaft vor, eine riesige Datenmenge von 14 Gigabite an Handelsinformationen nicht rechtzeitig vorgelegt und damit seine Verteidigung behindert zu haben.

In einer Eingabe an das Bundesgericht in Manhattan erklärte Hwang, die Verteidigung habe erst am vergangenen Freitag erfahren, dass die Staatsanwaltschaft die Daten, die 27 Millionen Zeilen und 63 Spalten umfassen, nicht vorgelegt habe, obwohl sie diese bereits im November 2021 erhalten habe. Es sei ein «schweres Versagen», die Daten 17 Monate lang zurückgehalten zu haben.

Dadurch seien seine Vorbereitungen für den bevorstehenden Prozess vom 20. Februar «gelähmt» worden. Laut seiner Eingabe hätte sie Staatsanwaltschaft die Handelsdaten im August 2022 vorlegen müssen.

Vorwurf und Gegenvorwurf

«Die Staatsanwaltschaft hat die Verteidigung weit über ein Jahr lang in dem Glauben gelassen, dass die nicht offengelegten Handelsdaten nicht existieren», heisst es demnach in der Klageschrift. «Auf diese Weise haben sich die Staatsanwaltschaft und ihre Experten einen enormen Informationsvorsprung verschafft, der das Recht der Angeklagten auf ein faires Verfahren gefährdet.»

Der mitangeklagte ehemalige Finanzchef von Archegos, Patrick Halligan, schloss sich dem Antrag an.

Die Staatsanwaltschaft wies die Vorwürfe zurück und bestritt, dass die Daten völlig neu seien. Bei der Eingabe handele es sich um einen Trick, um die Geschworenen davon abzuhalten, die Fakten zu erkennen. Bei Gericht wurde eine Fristerstreckung beantragt, um eine Abweisung vorbereiten zu können.

Mit Derivaten verzockt

Hwang wird vorgeworfen, über so genannte Total-Return-Swaps und eine aggressive Kreditaufnahme ein Aktienengagement in Höhe von 160 Milliarden Dollar aufgebaut zu haben. Als die Kurse jener Titel begannen zu fallen, war das Unternehmen nicht in der Lage, die Nachschusspflicht (Margin Call) gegenüber den Gläubigerbanken zu bedienen. Dies hatte dann bei der CS und bei der japanischen Konkurrentin Nomura zu Milliardenverlusten geführt.

Im September 2023 hatte das Gericht in dem Strafverfahren eine Abweisung der Klage abgelehnt und den Prozessbeginn auf den 20. Februar festgelegt.

Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) hat in diesem Zusammenhang zudem eine Zivilklagen gegen Hwang und Halligan erhoben. Diese ruht jedoch. bis das Strafverfahren abgeschlossen ist.

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