Institutionelle Anlegerinnen und Anleger fassten zunehmend Vertrauen in digitale Vermögensverwerte, sagt Päivi Rekonen, Präsidentin der Zuger Krypto-Bank Seba. Worauf es jetzt ankommt.

Päivi Rekonen, die Verwaltungsratspräsidentin der Zuger Seba Bank, sieht eine effektive Regulierung und die damit verbundene Rechtssicherheit als Grundlage, damit die Kunden Vertrauen in die neuen digitalen Anlageklassen fassen.

«Meiner Meinung nach befinden wir uns noch in den Anfängen dieser neuen Branche, dem Universum der digitalen Vermögenswerte», sagte Rekonen in einem Interview mit dem US-Magazin «Forbes».

Ganz am Anfang

Die Seba-Präsidentin rechnet damit, dass sich durch das Interesse der Kunden die grossen Marktteilnehmer für Krypto öffnen werden. «Das institutionelle Geld und auch die professionellen Investoren sind aufgewacht und haben erkannt, dass die Marktwerte in die Höhe geschnellt sind.» Das gelte für DeFi (Decentralized Finance), NFTs (Non-Fungible Tokens) und Kryptowährungen.

«Die Daten zeigen allmählich, dass dies passiert. Und wenn man sich die Volumen des institutionellen Geldes anschaut, stehen wir erst am Anfang. Ich glaube, wir stehen am Anfang für die ganze Branche», sagte Rekonen.

Vertrauen aufbauen

«Wenn Innovationen geboren werden, gibt es oft auch Widerstand», fügte sie hinzu. Kryptowährungen im Allgemeinen und Bitcoin im Besonderen würden von einem beträchtlichen Teil der Weltbevölkerung nach wie vor zu Unrecht als Schneeballsystem und Instrument zur Geldwäscherei angesehen. Viele Regierungen und Aufsichtsbehörden – wenn auch nicht die der Schweiz – würden den Sektor mit tiefem Misstrauen beäugen, da sie sein Potenzial fürchten, die Finanzmärkte zu stören, und würden absichtlich Hürden für Investoren aufbauen.

«Deshalb muss man sich Gedanken darüber machen, wie man bei den Zielgruppen, die man bedient, und bei den Kunden, die man ansprechen will, Vertrauen aufbauen kann», so Rekonen.

Weniger Zeit

Die Lizensierung und Regulierung sei dabei hilfreich. «Das bedeutet, dass wir weniger Zeit benötigen, um zu erklären, wie wir vorgehen, weil sie wissen, dass wir auf die gleiche Weise reguliert werden. Das verkürzt die Diskussion, und gleichzeitig hilft es uns, das Thema zu entmystifizieren. Denn wir müssen nicht so viel Zeit auf den Vertrauensaspekt verwenden.»

Seba hatte 2019 die Bank- und Effektenhändlerlizenz von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) erhalten und wurde damit zur weltweit ersten regulierten Bank, die sich ausschliesslich auf digitale Vermögenswerte spezialisiert hat. Seitdem sind weitere aufsichtsrechtliche Genehmigungen hinzugekommen, darunter das Recht, digitale Vermögenswerte für kollektive Kapitalanlagen institutionell zu verwahren.

Dort sein, wo die Mitarbeitenden es wollen

Mit der Standortwahl in Zug habe man die richtige Entscheidung getroffen, ist die Bank-Präsidentin überzeugt. «Für uns war es wichtig, an einem Ort zu sein, an dem wir Zugang zu Talenten haben», sagt Rekonen. «Man muss dort sein, wo auch die Mitarbeiter sein wollen – irgendwo mit gleichgesinnten Unternehmen, Institutionen, Verbänden –, damit man lernen und wachsen kann. Ich denke, Seba hat sich den richtigen Ort ausgesucht.»

Zu den Kunden der Bank würden «Early Adopters» gehören. Das seien oft Kryptounternehmen, die Firmenkonten benötigen, um ihre Fiat- und Digitalbestände zu überbrücken, Miner, Gründer und frühe Teammitglieder erfolgreicher Krypto-Projekte. Aber auch vermögende Privatpersonen mit einem Hintergrund in professionellen Investitionen. Aber die grössten Kunden der Bank – zumindest was die gehaltenen Vermögenswerte angeht – seien bereits Finanzinstitute.

Kunden fragen nach Krypto

«Woher kommt denn institutionelles Geld?», fragt Rekonen. Das seien grosse Banken hinter denen das Geld der Kunden stehe. Die Kunden würden sich nach Krypto-Anlagemöglichkeiten und Beratung erkundigen.

Und wenn die Banken das nicht bieten können, dann würden sich die Kunden umschauen, wo sie hingehen können. «Die Institutionellen beginnen also, diesen Druck zu spüren und suchen nach Antworten.» Für sie laute dann die Frage, investiere ich selbst in die Infrastruktur oder suche ich mir einen Partner.

Neu in Dubai

Für Rekonen habe die internationale Expansion höchste Priorität, heisst es weiter. «Wir haben hier in Zug angefangen, und das ist ein guter Ort», sagt sie. «Aber wir müssen auch ausserhalb wachsen. Wir haben uns nie vorgestellt, dass wir nur ein lokaler Akteur sind. Wir haben von Anfang an daran geglaubt, dass dies eine globale Industrie ist – das ist die Philosophie von Bitcoin und Blockchain.»

Seba ist im Golfemirat Abu Dhabi seit Februar mit einer ersten Auslandsniederlassung vertreten und hat mit Sitz in Hongkong einen Geschäftsführer für Asien ernannt.

Neuer CEO seit April

«Wir sind ein schnell wachsendes Startup, aber wir sind immer noch ein Startup», sagt sie. «Für eine Organisation wie die unsere, ist es wirklich wichtig, dass wir beim Aufbau unserer Fähigkeiten auf Skalierbarkeit und replizierbare Modelle achten.»

Im Frühjahr hatte es auf dem Chefposten der Bank einen überraschenden Wechsel gegeben, wie auch finews.ch berichtete. Mitgründer und CEO Guido Bühler war zurückgetreten. Per Anfang April hat Franz Bergmüller den CEO-Posten übernommen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.5%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.03%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.98%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel