Wenn bei der Swiss Life im kommenden Mai CEO Patrick Frost abtritt, dann ist keine scharfe Kurskorrektur zu erwarten. Der scheidende Chef soll aber wieder zum Unternehmen zurückkehren – und hat dann Chancen, dereinst den Präsidenten Rolf Dörig zu beerben.

Der angekündigte Wechsel an der Spitze des Versicherungskonzern Swiss Life kommt trotz der langen Vorlaufzeit von rund sechs Monaten doch überraschend: Sich als erfolgreicher Manager bereits mit 58 Jahren zurückzuziehen, erscheint eindeutig zu früh.

Doch für CEO Patrick Frost (Bild unten) ist jetzt offenbar der Zeitpunkt gekommen, an dem er das Steuer des grössten Schweizer Lebensversicherers in neue Hände gibt. «Ich will mich aus der operativer Tätigkeit zurückziehen und mich vermehrt auf strategische Aufgaben konzentrieren», sagte er vor Medienvertretern zu seinen Beweggründen am Montag in Zürich.

Patrik Frost neu

(Bild: Swiss Life)

«Es geht mir gut»

Er gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagte er weiter. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Auftrag, dem man sich bei Swiss Life verpflichtet fühle, liege ihm sehr am Herzen.

Vor rund sechs Jahren hatte Frost wegen einer Krebserkrankung eine mehrmonatige Auszeit genommen. Sein offener Umgang mit der Krankheit hatte ihm damals viel Anerkennung eingebracht. Gesundheitliche Gründe für seine jetzige Entscheidung gebe es nicht, erklärte Frost nun am Montag – es gehe ihm gut. Konkrete Pläne für die Zukunft habe er noch keine, er wolle sich aber mehr Zeit für die Familie nehmen.

Ob er sein Mandat im Verwaltungsrat von Roche weiter ausüben werde, liege nicht in seiner Entscheidung, da diese Position mit seiner Stellung als Swiss-Life-CEO verknüpft sei.

Stabsübergabe vor Ende der Strategieperiode

Ein Faktor für den Zeitpunkt könnte dabei die im kommenden Jahr endende laufende Strategieperiode sein. Nach 18 Jahren in der Konzernleitung und zehn Jahren als CEO wird für Frost damit am 15. Mai 2024, dem Tag der Generalversammlung, Schluss sein in dem Amt.

In den von Frost mitgeprägten drei Strategiezeiträumen hat er als oberster Chef bereits jetzt einiges an Erfolgen vorzuweisen. Swiss Life ist heute deutlich diversifizierter aufgestellt als 2014. Das früher dominante Lebensversicherungs-Geschäft, das in der Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre eine harte Zeit durchmachen musste, ergänzen weitere, profitable Geschäftsfelder. So wurde das Asset Management deutlich ausgeweitet, und auch der Immobilienbereich nimmt mehr Raum ein.

Auch banknahe Bereiche wuchsen, ebenso wie die Tochtergesellschaften in Deutschland und Frankreich.

Reine Männerdomäne

Bei der Wahl des neuen CEO Matthias Aellig hat der Verwaltungsrat unter Präsident Rolf Dörig einmal mehr auf eine interne Lösung gesetzt. Auch bei den Nachrückern in der Konzernleitung ist Kontinuität das einende Merkmal. Sowohl der neue Finanzchef Marco Gerussi als auch der neue Deutschlandchef Dirk von der Crone sind seit Jahren beim Konzern.

Natürlich habe man beim Auswahlverfahren auch externe Kandidatinnen und Kandidaten mit einbezogen, betone Dörig. Die Gespräche über den Wechsel hätten bereits vor einiger Zeit begonnen. Er wertet es als Stärke, dass man die Position intern besetzen konnte.

Auch mit der Personalrochade im kommenden Jahr bleibt die Swiss Life-Führung eine reine Männerdomäne. Der Wandel, der zumindest im Verwaltungsrat mit aktuell vier Frauen im dreizehnköpfigen Gremium bereits eingesetzt hat, bleibt aus. Offenbar stösst die von allen Beteiligten hochgelobte kollegiale Unternehmenskultur in dieser Frage noch an ihre Grenzen.

Zu früh für VRP-Spekulationen

Die Ankündigung, dass Frost nach einer Abkühlphase im Jahr 2026 als Mitglied für den Verwaltungsrat vorgeschlagen werden soll, kann dabei durchaus auch so interpretiert werden, dass damit auch ein potenzieller Nachfolger für Päsident Rolf Dörig in Stellung gebracht wird. Ein Jahr später, würde er die Altersbegrenzung von 70 Jahren erreichen.

«Ich habe die Absicht das Präsidium in den nächsten Jahren weiterzuführen», betonte Dörig. «Für Spekulationen ist es zu früh.»

Bei der Personalfindung habe man den Anspruch gehabt, jeweils die geeignete Persönlichkeit auszuwählen, betonte er weiter. Und dass sei Matthias Aellig (Bild unten) gewesen.

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Strategieziele erreichbar

Der designierte neue CEO Aellig will mit dem Konzern den von Frost eingeschlagenen Weg fortsetzen. Swiss Life habe ein robustes und erfolgreiches Geschäftsmodell. Für einen Strategiewechsel gebe es aktuell keinen Grund. «Wir sind für sämtliche Zinslagen gut aufgestellt und haben ein breites Portfolio». Das Management ist zudem optimistisch, dass alle Strategieziele 2024 erreicht oder sogar übertroffen werden können.

«Swiss Life ab Mai als CEO mitgestalten zu können reizt mich sehr», sagte der derzeitige Finanzchef. Auch die beiden neuen Geschäftsleitungsmittglieder Gerussi und von der Crone kenne er seit langem. Damit sei ein reibungsloser Übergang gewährleistet.

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