Für UBS-Veteran Tom Naratil geht die grosse Berufskarriere in weniger als zwei Wochen zu Ende. Für den ambitionierten Iqbal Khan hingehen fängt sie nun erst richtig an. 

Der 61-jährige Tom Naratil wird auf das Ende seiner Karriere bei der UBS richtig versöhnlich. Das zumindest ist der Eindruck, wenn man sich sein LinkedIn-Profil anschaut, wo er nun täglich Reminiszenzen an seine Zeit im Schosse der grössten Schweizer Bank Revue passieren lässt.

Dabei thematisiert er etwa seine Zusammenarbeit mit dem früheren UBS-Chef Sergio Ermotti, oder er lobt die Übernahme des US-Finanzinstituts Paine Webber im Jahr 2000 in den höchsten Tönen. 

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Tom Naratil im Gespräch mit Sergio Ermotti (Bild Keystone)

Die Fusion der beiden Unternehmen hätte, schreibt er rückblickend, einen «grossen strategischen Fit» gehabt. Diese Aussage ist – gelinde gesagt – etwas beschönigend, zumal das amerikanische Institut nicht nur enorm teuer war, sondern durch ebendiese Zusammenführung amerikanische On- und Offshore-Kunden vermischt wurden. Dies brachte schliesslich die UBS gegenüber den amerikanischen Steuerbehörden in die Bredouille.

Der Rest ist Geschichte und führte dazu, dass die Schweizer Grossbank Tausende von vertraulichen Kundendaten in die USA schicken musste.

Grosse Aufgabe

Nun darf man gespannt sein, welche weiteren Ereignisse Naratil in den nächsten Tagen thematisieren wird, bis er am 3. Oktober 2022 aus der UBS ausscheidet. Auf ebendieses Datum hin wird Iqbal Khan die alleinige Führung der wichtigsten UBS-Einheit Global Wealth Management (GWM) übernehmen, nachdem er sich diesen Job zuvor mit Naratil geteilt hat. Damit wartet eine grosse und verantwortungsvolle Aufgabe auf den 46-jährigen Banker aus Dübendorf bei Zürich. 

Khan war in jüngster Zeit denn auch nicht ganz untätig. Während es an anderen Fronten innerhalb der UBS derzeit etwas rumort, wie diverse Medien und auch finews.ch kürzlich feststellten, richtet er seinen Fokus aufs Geschäft und rührt schon mal kräftig die Werbetrommel. So erklärte er am Dienstag an einer Investorenkonferenz der Bank of America, dass die UBS im GWM im dritten Quartal 2022 positive Zuflüsse an Kundengeldern verzeichnen könne, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» zuerst berichtete. Zahlen oder Einzelheiten nannte er nicht.

Eine Anomalie für Iqbal Khan

Er sei jedoch zuversichtlich, die Nettozuflüsse der gebührengenerierenden Vermögenswerte über den Zyklus um mehr als fünf Prozent zu steigern, ergänzte er immerhin. Khan sagte weiter, nach einem starken Jahresstart hätten sich die Neugeldzuflüsse im zweiten Quartal 2022 verlangsamt. Dies bezeichnete er als «Anomalie».

Viel Arbeit kommt in den USA auf Kahn zu, nachdem die Übernahme des digitalen Vermögensverwalters Wealthfront abgeblasen wurde, wie auch finews.ch berichtete. Nun will sich die UBS im US-Markt auf organisches Wachstum konzentrieren, wie kürzlich bereits zu vernehmen war. Khan sagte nun weiter, die Strategie ziele darauf ab, an Grösse zu gewinnen und die Rentabilität zu steigern. Wie dies effektiv geschehen soll, verriet er aber nicht.

Veränderte Ambitionen

Als marktführende Vermögensverwalterin für wohlhabende Privatkunden wird es der UBS allerdings nicht leicht fallen, organisch, also ohne Übernahme, im zuletzt anvisierten Mittelsegment der Affluents mit Vermögenswerten ab einigen 100'000 Dollar substanziell zu wachsen. Dies hätte mit der Übernahme von Wealthfront bewerkstelligt werden sollen. Es fragt sich nun, ob dieses Segment ausserhalb der Schweiz tatsächlich weiterhin ein Ziel der UBS ist.

In Asien wiederum wolle die UBS den Wachstumskurs fortsetzen, erklärte Khan weiter, sowie in Europa und dem Nahen Osten die Rentabilität verbessern und last but not least in der Schweiz Marktanteile hinzugewinnen.

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