In der Konzernleitung der UBS regt sich Unmut über einzelne Mitglieder, die auf Bestreben von CEO Ralph Hamers eingestellt wurden. Gleichzeitig macht UBS-Präsident Colm Kelleher Druck.

Es sind keine einfachen Arbeitstage, die UBS-Chef Ralph Hamers derzeit zu bewältigen hat. Der Abbruch der Übernahme des digitalen US-Vermögensverwalters Wealthfront sowie der anhaltend schwache Kurs der UBS-Aktie belasten seine Stellung enorm, wie finews.ch bereits am (gestrigen) Mittwoch feststellte.

Und als ob dies nicht schon genügte, regt sich nun auch noch Unmut gegen ihn in der Konzernleitung. Anlass dafür liefern zwei Geschäftsleitungsmitglieder, die auf Hamers Initiative hin an Bord gestossen sind: zum einen die Italienerin Barbara Levi, die seit November 2021 als General Counsel (Chefjuristin) der Gruppe im Amt ist, und zum andern die amerikanisch-französische Doppelbürgerin Sarah Youngwood, die erst seit Mai 2022 Chief Financial Offier (CFO, Finanzchefin) des Konzerns ist.

Erster grosser Auftritt verpatzt

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UBS-Finanzchefin Sarah Youngwood (Bild: UBS)

Für Verärgerung sorgt in der Konzernleitung vor allem Youngwood, wie mehrere UBS-Quellen gegenüber finews.ch erklärten. Ausgerechnet ihren allerersten Auftritt als neue UBS-Finanzchefin am 26. Juli 2022 verpatzte sie gehörig. Die Art und Weise, wie sie die an sich ordentlichen Semesterzahlen präsentierte, überzeugte weder die Finanzanalysten noch die Medien – und im Endeffekt auch nicht die Investorinnen und Investoren.

Flugs brach der Kurs der UBS-Aktie zeitweilig um mehr als 6 Prozent ein, was für die in den vergangenen Jahren äusserst stabil gewordene Schweizer Grossbank kaum nachvollziehbar ist. Das Management um Hamers vermochte mit ihrem nur verhalten optimistischen Ausblick kaum Gegensteuer zu geben.

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Ex-UBS-Finanzchef Kirt Gardner (Bild: UBS)

Offenbar soll sich Youngwood bereits im Vorfeld der Präsentation uneinsichtig respektive eigensinnig gegeben haben, als es um die Zusammenstellung der Zahlen gegangen ist. Gut möglich, dass sie sich damit aus den Fussstapfen ihres Vorgängers befreien wollte – der Amerikaner Kirt Gardner hatte zuvor von Anfang 2016 bis Ende April 2022 die Rolle des CFO souverän ausgeübt. Youngwood zu unterstellen, sie verstünde ihr Metier zu wenig, greift indessen zu kurz. Immerhin blickt sie auf eine mehr als 20-jährige Karriere im Schosse des US-Finanzgiganten J.P. Morgan zurück.

Interne Kandidaten übergangen

Allerdings kommt der Funktion des CFOs innerhalb eines Konzerns eine sehr wichtige Rolle zu. Zumeist ist der Finanzchef (oder die Finanzchefin) neben dem CEO die wichtigste Person. Sie kennt die Zahlen im Effeff und ist auch in der Regel für das Kapitalmanagement des Unternehmens zuständig.

Die interne Kritik an Youngwood ist zum einen sicherlich darauf zurückzuführen, dass der möglicherweise unnötige Kurseinbruch Ende Juli 2022 bei den zu einem substanziellen Anteil in Aktien entlöhnten Top-Managern zu einem (temporären) Vermögensschwund geführt hat. Zum andern dürfte das Rumoren aber auch darauf zurückzuführen sein, dass sich für die Nachfolge Gardners auch zwei höchst valable Kandidaten intern gemeldet hatten, die der finews.ch-Redaktion bekannt sind.

Wenig Akzeptanz für klares Bekenntnis

Sie wurden offensichtlich übergangenen; böse Zungen behaupten, dass sich CEO Hamers dort über eine interne Lösung hinweggesetzt habe, zumal er sich das Thema Gender Diversity seit geraumer Zeit ganz gross auf die Fahne geschrieben hat. Davon zeugte auch sein medial wohl inszenierter Auftritt an der diesjährigen Zurich Pride im vergangenen Juni. Dabei handelt es sich um den grössten queeren Anlass der Schweiz. Vor dreissig Jahren, als er seine Berufskarriere gestartet habe, sei ein solches Engagement (für Diversität und Inklusion) unvorstellbar gewesen, so Hamers.

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UBS-General-Counsel Barbara Levi (Bild: UBS)

Dieses klare Bekenntnis ist UBS-intern offenbar nicht überall auf Akzeptanz gestossen. Umso mehr erklären sich nun auch die Sticheleien gegen ihn. In dieses Kapitel fällt auch die diffuse Kritik an UBS-Chefjuristin Barbara Levi, eine Managerin, die ebenfalls von Hamers portiert wurde. Ihr Makel besteht offenbar darin, dass sie über keine eigentliche Bankerfahrung verfügt. Einen Grossteil ihrer Berufskarriere hat sie tatsächlich beim Schweizer Pharmariesen Novartis absolviert, zuletzt arbeitete sie einige Jahre beim britischen Bergbauunternehmen Rio Tinto.

Die erwähnten Sticheleien gegen Hamers gehen inzwischen so weit, dass Schwarzmaler gar seinen CEO-Posten in Gefahr sehen. Das mag vorläufig etwas gar weit gegriffen zu sein. Doch der radikale Abbruch der Übernahme des US-Fintechs Wealthfront, der gemäss diversen amerikanischen Medien eindeutig auf Geheiss von UBS-Präsident Colm Kelleher vollzogen wurde, stärkt Hamers Position gewiss nicht.

In der Warteschlaufe

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UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (Bild: UBS)

Fest steht, dass der 65-jährige Ire nach einer 30-jährigen Karriere bei Morgan Stanley nun bei der grössten Schweizer Bank noch seine Handschrift hinterlassen möchte. Wie viel Verständnis der Wallstreet-Haudegen für Inklusions- und Diversitäts-Themen aufbringt, sei dahingestellt. Sein Ziel ist klar: Er will den seit Jahren vor sich hindümpelnden Aktienkurs endlich nach oben bringen. Dafür ist er in den vergangenen Wochen durch die USA getingelt und hat jüngst auch noch eine satte Dividendenerhöhung für die Aktionärinnen und Aktionäre in Aussicht gestellt, wie finews.ch berichtet hat.

Klar ist ebenfalls, dass Kelleher mit dem Wealth-Management-Chef Iqbal Khan einen Mann in der Konzernleitung respektive in der Warteschlaufe für den CEO-Job hat.

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