Vorläufig deutet wenig darauf hin, dass sich die Credit Suisse in absehbarer Zeit aus ihrer Negativspirale befreien kann. Umso mehr sind alternative Szenarien zur unlängst beschlossenen Strategie gefragt.

Es ist eine kühne Erwartung, die Credit-Suisse-Chef Axel Lehmann da hegt. Nach seinem Dafürhalten werden die in diesem Jahr abgeflossenen Kundengelder früher oder später – zumindest teilweise – wieder zurückkommen. Das erklärte er diese Woche an einer Veranstaltung der «Financial Times» in London, wie auch finews.ch berichtete.

Was ihm diese Zuversicht gibt, verriet Lehmann indessen nicht. Vorläufig deutet auch nichts darauf hin, dass die in den vergangenen Monaten abgeflossenen Milliarden schon bald wieder am Zürcher Paradeplatz eingebucht werden könnten. Vielmehr befindet sich die CS in einer anhaltenden Negativspirale. Fortlaufend neue, mehr oder weniger fundierte Gerüchte erschweren die Situation enorm.

Neue Argumente

Das wiederum ramponiert die Reputation und führt über kurz oder lang doch nur immer wieder zur Frage: Kann es am Ende des Tages bloss noch eine Schweizer Credit Suisse schaffen, die an der Börse kotiert ist? Neue Argumente dafür lieferte diese Woche der Finanzanalyst der US-Grossbank J.P. Morgan Kian Abouhossein.

Seine These ist gut nachvollziehbar. Er schätzt den Markt- oder Börsenwert der Schweizer CS-Einheit auf rund 14 Milliarden Franken. Im Vergleich dazu beträgt die Börsenkapitalisierung des gesamten Konzerns derzeit rund 11 Milliarden Franken. Mit anderen Worten: Eine Schweizer Bank ohne Investmentbanking und einige andere Sparten ist aktuell mehrt Wert als das «Ganze».

Enorme Rechtsrisiken

Mit anderenWorten: Sollte die desolate Situation des CS-Konzerns anhalten, würde sich aus betriebswirtschaftlicher Logik ein Börsengang geradezu aufdrängen. Dafür spricht wesentlich mehr als beispielsweise für eine Übernahme der gesamten CS durch ein Konkurrenzinstitut, wie das regelmässig kolportiert wird. Natürlich wäre eine Schweizer Bank für ein ausländisches Institut rein finanziell gesehen derzeit ein Schnäppchen.

Doch zu gross bleiben die Unwägbarkeiten, die mit einem solchen Schritt verbunden wären. Denn nach wie vor lasten enorme Rechtsrisiken auf der CS, die einem potenziellen Käufer zum Verhängnis werden könnten. Ausserdem ist die Erfolgswahrscheinlichkeit der neuen CS-Strategie noch völlig unklar, und die Integrationskosten in ein (noch) grösseres Gebilde wären nicht nur enorm, sondern würden das fusionierte Objekt während Monaten im operativen Geschäft lähmen.

Gut für den Finanzplatz

Insofern spricht einiges dafür, dass die CS über kurz oder lang den Weg einer Verselbständigung der Schweizer Bank anstrebt; denn damit käme auch das Vertrauen der Kundinnen und Kunden, der Investorinnen und Investoren vermutlich mit einem Schlag wieder zurück. Vertrauen, das die CS seit der Lancierung ihrer neuen Strategie am 27. Oktober 2022 noch in keiner Weise wieder hergestellt hat. Zwei grosse Banken wären auch besser für den Finanzplatz als nur (noch) eine.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.58%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.87%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.98%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.04%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel