Bei der UBS müssen sich diverse amerikanische Kader offenbar intern um einen neuen Job bewerben. Das sind die Folgen einer erst kürzlich beschlossenen Neuaufstellung der Grossbank in den USA, wie Recherchen zeigen.

Im amerikanischen Private Banking der UBS rumort es. Die Schweizer Grossbank habe dieser Tage Dutzende von Filialleiter in den Vereinigten Staaten aufgefordert, intern eine neue Stelle zu finden. Dies berichtete das gewöhnlich wohlinformierte US-Branchenportal «Advisor Hub». Zeit dafür hätten sie bis Anfang 2023 – also rund einen Monat.

Die Aufforderung kurz vor den Feiertagen hat branchenweit für Aufsehen gesorgt, glaubt man dem Bericht. Denn offenbar gibt es gar nicht genug offene Positionen, um die Standortleiter bei der Bank zu halten. In der Folge seien diverse UBS-Kader bereits an Headhunter gelangt, um sich vermitteln zu lassen. Die interne Neubewerbung sei «ein Witz», wird ein solcher Profi zitiert. «In Tat und Wahrheit handelt es sich um ein Sparprogramm.»

20 statt 34 Märkte

Laut Recherchen von «Advisor Hub» sind bis zu 36 Niederlassungsleiter betroffen. Ab dem neuen Jahr werden die Filialchefs in «Market Directors» umbenannt.

Tatsächlich hat die UBS im vergangen November einige Veränderungen in der US-Vermögensverwaltung vorgenommen, die sich nun auf das Kader auswirken. Künftig wird das Wealth Management dort in 20 Märkte aufgeteilt, die jeweils vom einem Marktleiter angeführt werden. Zuvor verteilte sich das Business auf 34 Märkte, wobei sich einige am selben geografischen Ort befanden. So gab es zum Beispiel drei Märkte in Manhattan in New York – jetzt hat dort noch ein Market Executive das Sagen.

Reiche migrieren in den Süden

Unter den Market Executives agieren die besagten Market Directors, denen dann bereits die Masse der Kundenberater (Financial Advisor) und so genannten Private Wealth Advisor unterstellt sind.

Mit der Straffung der Linien und der Marktarrondierung reagiert die UBS auch auf einen Trend, der in der Corona-Pandemie Fahrt aufgenommen hat: Immer mehr reiche Amerikaner verlassen die Grossstädte und zügeln in den Süden, wo sie bisher nur Ferien gemacht haben. Beliebt sind die Wechsel von Kalifornien nach Texas oder von New York nach Florida. Gemäss dem Dienst Smartasset haben 50’000 vermögende Personen diesen Schritt schon unternommen.

Bei der Grossbank geht man nun davon aus, dass diese Bewegungen anhalten werden; mit einer vereinfachten Struktur versucht die UBS, dieser Migration in den ganzen USA besser zu folgen.

Bereiche neu besetzt

Die Umsetzung dieses «National Mindset» wird laut einem internen Schreiben vom November, das finews.ch vorliegt, von folgenden Managern beaufsichtigt: John Mathews leitet den Bereich Private Wealth Management, der landesweit in zehn Markteinheiten agiert. Jennifer Povlitz führt die zehn Marktgebiet der Vermögensverwaltung als solche, welche auf die Ballungszentren fokussiert sind. Rick Gonzalez verantwortet das Offshore-Geschäft von UBS International aus den USA heraus.

Ernennungen gab es auch im exklusiven Business mit den Superreichen und Family Offices (Global Family and Institutional Wealth, GFIW). Das Amerika-Geschäft untersteht nun dem Investmentbanker Charles Otton; um die Produkt- und Serviceseite des Bereichs ist Jennifer Gabrielli besorgt.

Teurer als alle anderen

Die Staaten gelten als der weltgrösste Vermögensverwaltungsmarkt und sind nach Anzahl Beschäftigten die grösste Marktregion in der Vermögensverwaltung der UBS. Als weltweit gewichtigste Privatbank hat das Schweizer Institut hohe Ambitionen für das Gebiet, unternahm dort jüngst aber einen strategischen Schwenker. So will man sich nach der abgesagten Übernahme des Digital-Vermögensverwalters Wealthfront wieder voll auf das Geschäft mit superreichen Privatkunden konzentrieren.

Bekannt ist, dass die «Americas» innerhalb der Gruppe ein teueres Pflaster sind. Gemäss den Zahlen der UBS im vergangenen dritten Quartal wies die Region mit 83 Prozent das schlechteste Kosten-Ertrags-Verhältnis im Konzern aus; im Schweizer Heimmarkt waren es 60 Prozent. Hinzu kam mit 600 Millionen Dollar der zweitniedrigste Vorsteuergewinn aller Weltregionen.

Der richtige Weg?

Mit dem Blick auf das schwierige Gesamtumfeld für Vermögensverwalter wären demnach Sparschritte – und nicht nur eine Neuaufstellung – naheliegend. Naureen Hassan, der neuen Präsidentin des Americas-Geschäfts nach dem Abgang des UBS-Veteranen Tom Naratil, obliegt es, diese Massnahmen durchzuführen. Der Schweizer Manager Iqbal Khan hat die Oberverantwortung für das globale Vermögensverwaltung-Geschäft der Grossbank.

Die Art und Weise des kolportierten Vorgehens hat zumindest unter den Kommentarschreibern auf «Advisor Hub» viel Häme hervorgerufen. Es gibt aber auch mahnende Stimmen. «Iqbal Khan wird sich nicht mit Durchschnittlichkeit zufrieden geben», schreibt ein anonymer Kommentator. Die Veränderungen seien der richtige Weg, wenn UBS die Wende schaffen und Mittelmass nicht länger tolerieren wolle.

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