Nach den gescheiterten Private-Banking-Versuchen der Vergangenheit betreiben die Raffeisen-Banken Vermögensverwaltung auf eigene Faust. Das ist der ländlich geprägten Gruppe 2022 mit einigem Erfolg gelungen.

Die 220 Banken der Schweizer Raiffeisen Gruppe haben 2022 einen Gruppengewinn von 1,18 Milliarden Franken erzielt. Wie die Genossenschaft-Institute am Donnerstag mitteilten, sind das 10,6 Prozent mehr als im Vorjahr, was vor allem operativen Ertragssteigerungen zu verdanken sei. Der Geschäftserfolg über alle Sparten hinweg stieg um 6,8 Prozent auf 1,35 Milliarden Franken.

200-Milliarden-Grenze geknackt

Natürlich ist da das Zinsengeschäft: Die Gruppe ist Marktführerin im hiesigen Geschäft mit Hypotheken, und ist dort trotz freiwillig gedrosseltem Wachstum über Markt gewachsen. So sind die Hypothekarforderungen um 3,7 Prozent auf 203,7 Milliarden Franken angestiegen. Damit liegt Raiffeisen erstmals über der 200-Milliarden-Grenze und besetzt 17,6 Prozent des Gesamtmarktes.

Die Qualität des Hypothekarportfolios sei hoch, versicherten die Raiffeisen-Banken am Donnerstag.

3 Milliarden zusätzliche Spargelder

Auf der Passivseite der Bilanz sind die Kundeneinlagen um 3,1 Milliarden Franken auf 204,8 Milliarden Franken angestiegen. Der Marktanteil erhöhte sich von 14 auf 14,5 Prozent. Der Refinanzierungsgrad ist mit über 95 Prozent weiterhin sehr hoch. Das bedeutet, dass die Kundenausleihungen fast vollständig durch Kundeneinlagen gedeckt sind. Die Raiffeisen-Gruppe hat im Kerngeschäft die Zinswende von 2022 gut gemeistert und konnte den Bruttoerfolg um ganze 7 Prozent auf 2,56 Milliarden Franken steigern.

Noch stärker zugenommen hat allerdings der Erfolg im kleineren Kommissionengeschäft, wo sich die Kennzahl um mehr als 10,3 Prozent auf 591 Millionen Franken steigerte. «Raiffeisen ist auch eine Anlagebank», konstatierten die Genossenschafter in der Mitteilung.

158 Depots pro Tag

Fünf Jahre, nachdem Raiffeisen Schweiz entschied, ihre Privatbank Notenstein La Roche an die Konkurrentin Vontobel zu verkaufen, kann die Gruppe in diesem Geschäft einiges vorweisen.

Trotz schwierigem Marktumfeld konnte Raiffeisen einen Netto-Neugeldzufluss von 3,9 Milliarden Franken in den Vorsorge- und Anlagedepots verzeichnen. Insgesamt wurden laut der Mitteilung im vergangenen Jahr über 40'000 Vorsorge- und Anlagedepots eröffnet, 158 Depots pro Arbeitstag. Die Anzahl Vorsorgedepots hat um 17,6 Prozent zugenommen, die Anzahl Vermögensverwaltungs-Mandate um 34,4 Prozent und die Anzahl Fondssparplandepots um 11,8 Prozent. 

Allerdings haben sich die Depotvolumen aufgrund der negativen Marktentwicklung um 4 Milliarden Franken auf einen Bestand von 41,1 Milliarden Franken reduziert, wie es weiter hiess.

Vorgaben schneller erfüllt

Die sprudelnden Gewinne bringen Raiffeisen auch Entlastung bei den Vorgaben für Verlust-absorbierende Mittel bei einer drohenden Pleite, wo die Gruppe eigentlich Übergangsbestimmungen in Anspruch nehmen durfte. 93 Prozent des Jahresgewinns werden als Gewinnreserve thesauriert, verbleiben somit innerhalb der Genossenschaft und stärken die Kapitalbasis der Bankengruppe. Zusätzlich ist im vergangenen Jahr Genossenschaftskapital in der Höhe von 377,8 Millionen Franken zugeflossen.

Die Gruppe hat sich nun entschieden, die Anforderungen bereits heute ohne die Beanspruchung der Übergangsbestimmungen vollumfänglich zu erfüllen. Die risikogewichtete Total Loss Absorbing Capacity (TLAC) Quote beträgt per 31. Dezember 2022 24,9 Prozent. Die kurzfristige Liquiditätsquote liegt mit 168,4 Prozent deutlich über dem regulatorischen Minimum von 100 Prozent. Die langfristige Refinanzierungsquote (Net Stable Funding Ratio) liegt mit 140,9 Prozent ebenfalls auf hohem Niveau.

Raiffeisen erwartet für die kommenden Monate einen soliden Geschäftsgang. Das Marktumfeld bleibe allerdings herausfordernd, hiess es am Donnerstag.

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