Die entstehende Schweizer Megabank ist schon mit vielen Beiwörtern versehen worden. Ein Adjektiv ist aber in Bezug auf die neue UBS nur selten zu hören: günstig.

Kian Abouhossein vom Wallstreet-Haus J.P. Morgan ist ein bekennender Fan der UBS. Mit seinem Team empfiehlt der Bankenanalyst die Aktie des Instituts zum Kauf und schwärmt von einem «Wealth Management Powerhouse», welches da dank der Zwangsübernahme der Credit Suisse (CS) entstehe.

In seinem neuesten Report, der finews.ch vorliegt, gibt sich der Finanzexperte weiterhin optimistisch (was, so ist zu hoffen, nichts damit zu tun hat, dass die Investmentbanker von J.P. Morgan die UBS bei der Übernahme beraten). Nach dem offiziellen Zusammenschluss der beiden grössten Schweizer Banken hat er nochmals nachgerechnet und kommt zum Schluss, dass die UBS-Aktie auf dem besten Weg ist, ein echtes Schnäppchen zu werden.

Abflüsse beziffert

Zwar verschweigt Optimist Abouhossein Risiken der Transaktion nicht: Er erwartet beispielsweise 150 Milliarden Dollar an zusätzlichen Abflüssen im Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung. Ebenfalls könnten unerwartete Abschreiber und die Aufarbeitung der zahlreichen Rechtsfälle rund um die alte CS das Ergebnis belasten, warnt der Experte.

Aufgrund seiner Projektionen kommt der Bankenanalyst jedoch zum Schluss, dass Investoren heute UBS-Anteile immer noch zu 20 Prozent unter dem inneren Wert erwerben können. In der Folge wären sie an einem Finanzkonzern beteiligt, der im Jahr 2027 eine zweistellige Eigenkapital-Rendite von 11 Prozent abwerfe. Dies bei einem Ertragsmix, der zu 60 Prozent auf dem Private Banking, zu 30 Prozent aus dem Schweizer Geschäft und nur noch zu 10 Prozent aus dem volatilen Investmentbanking stammen würde.

Seit Jahren am Dümpeln

Wird das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) hinzugezogen, eine trügerische Kennzahl, von der Anleger ableiten, ob eine Aktie «günstig» oder «teuer» gehandelt wird, so verortert der Analyst diese bei adjustierten 9,5 Mal für die gesamte Bank - ebenfalls eine «attraktive Bewertung», wie er findet. Dies, während er für das Jahr 2023 noch ein wesentlich teureres KGV von 17,4 annimmt.

Ob die Anleger den Verlockungen des Preises erliegen, muss sich weisen. Bevor Colm Kelleher widerwillig zur Übernahme der CS schritt, hatte der UBS-Präsident sich jedenfalls nach Kräften bemüht, dem Aktienkurs der Grossbank neues Leben einzuhauchen. Dieser dümpelt seit Jahren unter oder knapp auf dem inneren Wert des Instituts.

Um die Grossinvestoren vom Potenzial des Titels zu überzeugen, tourte er mit der Chefetage auch an der Wallstreet. Bei J.P. Morgan jedenfalls scheint die «Message» inzwischen angekommen zu sein.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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