UBS-Präsident Colm Kelleher will den Aktienkurs der Bank unbedingt steigen sehen – und umgarnt zu diesem Zweck amerikanische Grossinvestoren. finews.ch hat nachgerechnet, was das der Bewertung nützen könnte.

finews.ch bezeichnete es auch schon als «den grossen Frust der UBS»: Trotz solidem Geschäft und Marktführerschaft im globalen Private Banking macht der Aktienkurs keine grossen Sprünge. Mehr noch – er bildet gerade mal den inneren Wert der Grossbank an der Börse ab. Dies, während die amerikanische Konkurrenz dort zu einem Mehrfachen des Buchwerts handelt.

Besonders nahe geht das dem neuen Bankpräsidenten Colm Kelleher. Der Ire blickt auf eine illustre Karriere an der Wallstreet in New York zurück, zumal als Präsident der Grossbank Morgan Stanley. Diese dreht in der Vermögensverwaltung ein immer grösseres Rad und droht den Schweizern ins Gehege zu kommen.

Verkannte Grossbank

Unlängst beklagte sich Kelleher deswegen in der «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig): Die Investoren sähen die UBS nicht als das, was sie wirklich sei. Und: «es gibt keinen Grund, weshalb wir mit einem Abschlag zu amerikanischen Banken gehandelt werden.»

Am kommenden Dienstag präsentiert die grösste Schweizer Bank ihren Abschluss für 2022 – und beschliesst damit ein Jahr, das sich für die Vermögensverwaltung wie auch für das Investmentbanking insgesamt als äusserst schwierig erwies.

Die UBS bewies dabei Nehmerqualitäten, hatte aber im vergangenen dritten Quartal zuletzt mit einem Gewinnrückgang an allen Fronten zu kämpfen. Auch das Gesamtvolumen der investierten Vermögen bildete sich über die Gruppe hinweg von 4’432 Milliarden auf 3’706 Milliarden Dollar zurück.

Begrenztes Potenzial

Da der Ausblick damals vorsichtig ausfiel, dürfte das letzte Jahresviertel kaum die grosse Trendwende gebracht haben. Nach einem Kursplus von immerhin 22 Prozent in den vergangenen drei Monaten ist das Potenzial der UBS-Aktie damit begrenzt. Dies wohl sehr zum Missfallen von Bankpräsident Kelleher. Die diversen Analystenschätzungen ergeben laut dem Börsendienst Market Screener ein mittleres Zwölfmonats-Kursziel von 21.10 Franken je Aktie. Aktuell handeln die Titel knapp unter 20 Franken.

Doch was wäre nun, wenn die UBS die grossen institutionellen Investoren aus den USA schon jetzt an ihrer Seite respektive im Aktienregister wüsste – wäre denn die Bewertung viel höher, als sie sich aktuell ausnimmt?

finews.ch hat auf Basis einer institutionellen Datensammlung nachgerechnet: Dazu wurden die Aktienanteile von 200 weltweit führenden Vermögensverwaltern, Institutionellen und Staatsfonds bei den führenden Wallstreet-Banken J.P. Morgan, Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs und Morgan Stanley ermittelt – und bei der UBS.

Übergewicht bei Fondsriesen

Dabei zeigt sich schnell das Übergewicht, welche die US-Banken bei amerikanische Grossinvestoren geniessen. Am meisten ins Gewicht fallen dabei jene US-Fondshäuser, die ein grosses Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds (ETF) aufweisen – so Blackrock, Vanguard und State Street. Letztere beiden werden von der UBS selber nicht in der Liste der bedeutenden Aktionäre geführt; allerdings ist die Eintragung ins Aktienregister der Bank optional. Gemäss den finews.ch vorliegenden Daten vom September 2022 hält Vanguard aber 9,38 Prozent an den im Publikumsaktien (Free float) von J.P. Morgan, sowie 8,79 Prozent an Morgan Stanley.

Der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock, der UBS zufolge seit dem vergangenen Sommer 5,23 Prozent am gesamten Aktienkapital der UBS hält, ist zu 6,81 Prozent bei J.P. Morgan investiert und zu 8,43 Prozent an Citigroup. State Street ist den verwendeten Daten zufolge überhaupt nicht an der Schweizer Grossbank beteiligt, vereinigt aber 9,39 des Free float von Morgan Stanley auf sich.

In Norwegen ganz anders

Interessant ist der Vergleich mit dem Anlageverhalten des potenten norwegischen Staatsfonds Norges Bank Investment Management (NBIM). Der UBS zufolge hielten die Norweger zuletzt 3,01 Prozent an gesamten Aktienkapital. Die grösste Beteiligung an den genannten US-Banken ist dagegen Morgan Stanley mit 1,22 Prozent, gefolgt von der Bank of America mit 1,09 Prozent.

Diese Verhältnisse scheinen für die Ambitionen Kellehers zu sprechen, bei den grossen US-Investoren zu punkten.

Doch werden sämtliche Anteilsverhältnisse in Betracht gezogen, zeigt sich: Würden sich die US-Investoren gleich stark bei der UBS engagieren wie bei den Wallstreet-Banken, würde die zusätzliche Nachfrage nach UBS-Aktien rund 15 Prozent des Free float beim Schweizer Institut entsprechen. 

Nicht die Welt
 
Das wäre so einiges – aber sicher nicht die Welt, zumal die Käufe von Grössen wie Vanguard ja wohl über mittlere Frist erfolgen würden. Das Renommee jener Adressen könnte zwar andere Anleger dazu animieren, ebenfalls auf die UBS-Aktien zu wetten. Dass sich das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) der UBS von derzeit 1,2 nur durch den Einstieg amerikanischer Fondsriesen verdoppeln wird, erscheint vor dem Hintergrund dieser Analyse als schwer vorstellbar.

Der Blick auf die Anteile von Grossinvestoren erinnert ausserdem daran, wie eklatant die Unterschiede in der Marktkapitalisierung sind. So weist die UBS derzeit einen Marktwert von rund 67,5 Milliarden Dollar auf, Morgan Stanley hingegen einen von 160 Milliarden und J.P. Morgan von gar 408 Milliarden Dollar. Gemessen an diesen Summen spielt die grösste Schweizer Grossbank in einer tieferen Liga – mögen die Ambitionen der Führung noch so gross sein.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.36%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.82%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.44%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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