Die Derivatespezialistin hatte im ersten Halbjahr mit einer ausserordentlich tiefen Volatilität an den Märkten zu kämpfen. Trotz des unberechenbaren Umfelds könne sich der Trend noch verschärfen, warnt nun CEO Lukas Ruflin.

«Wenn ich das wüsste, würde ich mich sehr glücklich schätzen»: Dies antwortete Leonteq-Chef Lukas Ruflin am Donnerstag auf die Frage, wie sich die Volatilität an den Börsen entwickeln werde. Es ist die zentrale Frage – an der Volatilität hängt der Handel mit Derivaten und damit der wichtigste Treiber für den Zürcher Finanzdienstleister. Gegenüber dem Vorjahr erzielte Leonteq hier mit 17,8 Millionen Franken noch einen Zehntel des Nettoergebnisses.

Cash gewinnt an Anziehungskraft

Trotz erhöhter Emissionstätigkeit und stabilen Gebühren von Nutzern der Leonteq-Plattform brach der Reingewinn zur Vorjahresperiode von 118 Millionen auf noch 28,8 Millionen Franken ein, wie auch finews.ch berichtete. Ruflin warnte nun, dass die Volatilität an den Märkten gar noch weiter abnehmen und länger tief bleiben könnte.

Zuzuschreiben ist dies dem Umstand, dass sich wegen der schwierigen Börsenlage zahlreiche Investoren auf die Seitenlinie verabschiedet haben – oder ihr Vermögen in Cash-ähnlichen Instrumente verschieben, die wegen der Zinswende nun wieder eine höhere Rendite versprechen. Marktwetten mit Strukturierten Produkten, auf die Leonteq spezialisiert ist, haben es in einem solche Umfeld eher schwer.

Sinnigerweise vermochte nicht einmal die Bankenkrise vom vergangenen Frühling, die in der Schweiz das Schicksal der Grossbank Credit Suisse (CS) besiegelte, den Trend zur abnehmenden Volatilität nachhaltig zu drehen.

Scheinbar gelassen

Ruflin nahm die Entwicklung am Donnerstag scheinbar gelassen. Wie er an der Konferenz ausführte, habe sich die Führung von Leonteq darauf eingestellt, dass Halbjahre mit sehr guter und Halbjahre mit weniger guter Performance vorkommen können. An den längerfristigen Opportunitäten in diesem Geschäft ändere dies jedoch nichts. Entsprechend sieht das Finanzunternehmen keinen Grund, an seiner Dividenden- und Investitionspolitik zu rütteln: Weiterhin will Leonteq pro Jahr 20 bis 30 Millionen Franken zusätzlich ins Unternehmen investieren.

«Wenn wird die Investments ausgesetzt hätten, dann hätte unser Resultat im ersten Halbjahr deutlich besser ausgesehen», gab Ruflin dazu zu bedenken.

Gespart hat Leonteq anderswo: Die Firma hat zum Vorjahr das Äquivalent von 50 neuen Vollzeitstellen geschaffen; dennoch nahm der Anteil der Personalausgaben an den operativen Gesamtkosten nur um 1 Prozentpunkt zu. Dies, nachdem die Führung bei den variablen Lohnbestandteilen den Regler zurückdrehte. Ebenfalls wurden die Ausgaben für externe Mitarbeitende, so genannte Contractor, reduziert.

Schnittstelle zur Raiffeisen weiter im Test

Vage bleib Ruflin, was die Zusammenarbeit mit der Schweizer Raiffeisen Gruppe angeht: Leonteq und Raiffeisen gingen eigentlich davon aus, dass die Arbeiten zur Anbindung der Technologie- und Dienstleistungsplattform von Leonteq an eine neue Raiffeisen-Plattform für Strukturierte Produkte im vergangenen Mai abgeschlossen sein würden. Doch die Arbeiten ziehen sich hin, voraus auf unbestimmte Zeit. Die Tests der Schnittstellen zu Raiffeisen würden fortgesetzt, so der Leonteq-Chef am Dienstag.

Der Erfolg des Projekts ist dabei für die historische Enge Zusammenarbeit der beiden Institute entscheidend: Die Verlängerung der Kooperationsvereinbarung bis ins Jahr 2030 hängt von der erfolgreichen Verbindung ihrer Plattformen ab. Die Genossenschaftsbanken halten weiterhin 29 Prozent der Leonteq-Aktien.

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