Archegos ist die Causa Greensill reloaded. Auch in ihrem zweiten Bericht zu den finanziellen Debakeln der Credit Suisse fällt die Finma ein vernichtendes Urteil. Nur, dass die Konsequenzen jetzt die UBS zu schultern hat. Doch die kommt vergleichsweise glimpflich davon.

Wer die Medienmitteilung der Finma zum Abschluss des Enforcement-Verfahrens gegen die Credit Suisse (CS) zum Fall Archegos liest, dürfte sofort an den bereits Ende Februar 2023 vorgelegten Bericht zu den Greensill-Fonds gedacht haben.

Da ist von «organisatorischen Mängeln» und einem «ungenügenden Risikomanagement» die Rede. Bei der CS habe es «im Untersuchungszeitraum gravierende Mängel hinsichtlich des Erfordernisses an eine angemessene Verwaltungsorganisation im Sinne des Bankengesetzes» gegeben, lautet das Fazit der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma.

Komplettversagen der internen Aufsicht

Der Bericht zeichnet das Bild eines Komplettversagens der internen Aufsicht und des Risikomanagements. Die eingegangenen Positionen waren zu gross und zu risikoreich. Zeitweise belief sich das Volumen auf 24 Milliarden Dollar, oder mehr als die Hälfte des Eigenkapitals der Bank. Trotzdem waren keine Geschäftsleitungsmitglieder über den Sachverhalt informiert. Die Überschreitung von Limiten wurde ignoriert oder hatte keinerlei Konsequenzen und die Absicherung war ungenügend.

Und quasi als Sahnehäubchen obenauf leistete die CS an Archegos noch kurz vor dem Kollaps eine Auszahlung von 2,4 Milliarden Dollar, ohne auch nur zu prüfen, ob sie auch tatsächlich dazu verpflichtet war. Am Ende belief sich der Verlust aus dem Archegos-Debakel für die CS auf mehr als fünf Milliarden Dollar.

Enforcement-Verfahren nur gegen eine Person

Da mutet es fast wie ein Wunder an, dass die Finma laut eigenem Bekunden nur gegen eine einzige «ehemalige Führungsperson» der CS ein Enforcement-Verfahren eröffnet hat. Im Fall Greensill waren es mehrere.

Laut früheren Medienberichten läuft in Sachen Greensill ein solches Verfahren, an deren Ende als schärfste Sanktion ein jahrelanges Berufsverbot stehen kann, gegen den ehemaligen CS-CEO Thomas Gottstein. Doch wer jetzt in der Schusslinie der Finma-Ermittlungen steht, ist nicht bekannt.

In Frage kämen neben Gottstein etwa Eric Varvel, zuletzt Chairman der Investmentbank, oder die Risiko- und Compliance-Chefin Lara Warner. Varvel hatte zuvor das globale Fondsgeschäft verantwortet. Nicht im Visier der Ermittler steht offenbar Iqbal Khan, der damalige CS-Chef des Wealth Managements, der inzwischen das Global Wealth Management (GWM) der UBS leitet.

UBS bezahlt die Zeche

Mit der Zahlung an die Federal Reserve in den USA und and die Prudential Regulation Authority (PRA) in Grossbritannien von total 388 Millionen Dollar räumt die neue CS-Besitzerin UBS eine gravierende Altlast aus dem Weg. Angesichts der Ausmasse und der Schwere der Verfehlungen fällt die Busse dabei noch vergleichsweise gering aus.

Vielleicht war dabei das Motiv, dass man bei demjenigen, der den grössten Schaden hatte, nicht noch nachtreten wollte. Denn die CS hatte von allen mit Archegos involvierten Banken den grössten Verlust erlitten. Auch Nomura verlor rund 2 Milliarden Dollar und die UBS 774 Millionen Dollar. Die grossen US-Banken hatten ihre Positionen am schnellsten abgebaut. Die CS und Archegos war also ein klassischer Fall von «den Letzten beissen die Hunde».

Neue Rückstellungen

Die CS hat im zweiten Quartal 2023 entsprechende Rückstellungen gebildet, um die Bussen zu begleichen. Diese werden Ende August 2023 zusammen mit der UBS-Bilanz ausgewiesen, wie eine CS-Sprecherin mitteilte.

Der Finanzskandal um Archegos-Chef Bill Hwang wird in den USA im kommenden Oktober in die nächste Runde gehen. Auf diesen Termin hin ist der Beginn des Prozesses gegen ihn angesetzt, nachdem er bereits 2022 angeklagt worden war.

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