Die Finanzmärkte werden in diesen Tagen von Zins- und Konjunktursorgen geplagt. Vom wichtigsten Jahrestreffen der Notenbanker in den USA erhoffen sich die Anleger Aufschluss über den weiteren geldpolitischen Kurs.

Diese Woche richtet sich der Blick der internationalen Finanzwelt – wie immer Ende August – nach Jackson Hole. Von Donnerstag bis Samstag treffen sich die führenden Notenbanker der Welt zum Sommersymposium der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) im US-Bundesstaat Wyoming. In der Vergangenheit wurde das Symposium in Jackson Hole von den Fed-Vorsitzenden vor allem genutzt, um über den aktuellen Stand der Wirtschaft zu informieren und mögliche Änderungen der Politik anzudeuten.

Investoren und Makroökonomen fragen sich daher, was Fed-Chef Jerome Powell in diesem Jahr zu sagen hat. Seine Rede ist für Freitag angesetzt und wird auch auf dem Youtube-Kanal der Kansas City Fed für die breite Öffentlichkeit übertragen.

Powells Ausführungen werden mit grosser Spannung erwartet. Denn erst kürzlich hat die US-Notenbank das Protokoll ihrer Juli-Sitzung veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die meisten Fed-Vertreter damals ein erhebliches Aufwärtsrisiko für die Inflation sahen. Die Fed könnte daher bei ihrer nächsten Sitzung eine weitere Zinserhöhung ins Auge fassen.

Notenbanken im Dilemma

Im vergangenen Jahr war das Hauptthema des Symposiums wenig überraschend die Inflation. In diesem Jahr steht das Treffen unter dem Motto «Strukturelle Veränderungen in der Weltwirtschaft». Dies spiegelt in gewisser Weise auch das Dilemma, in dem sich die Zentralbanken derzeit generell befinden.

Zwar haben die meisten wichtigen Notenbanken den Inflationsschub inzwischen eingedämmt. Die nächste Herausforderung für die Industrieländer könnte aber darin bestehen, das Wachstum aufrechtzuerhalten und ein Abgleiten der Wirtschaft in eine Rezession zu verhindern.

Interessanterweise warnte Powell in seiner Rede 2022 vor «einigen Schmerzen für Haushalte und Unternehmen» als Folge der Zinserhöhung.

Ziel noch nicht erreicht

Das grössere Ziel der Fed – eine Inflationsrate von 2 Prozent – bleibt trotz Teuerungsrückgang unerreicht. Jüngste Daten zeigen zwar, dass der Preis- und Lohndruck weiter nachgelassen hat, was eine Zinspause ermöglichen könnte. Andererseits sind der Arbeitsmarkt und die Konsumausgaben nach wie vor sehr stark, und die US-Wirtschaft zeigt trotz der bisherigen Serie von Zinserhöhungen keine Ermüdungserscheinungen. Dies könnte den geldpolitischen Entscheidungsträgern weiterhin Sorgen hinsichtlich der Inflation bereiten.

Die Frage, wie Powell diese Entwicklungen bewerten wird, ist daher von entscheidender Bedeutung. Sicher ist nur, dass die Fed nicht ruhen wird, bis die Teuerung unter Kontrolle ist und keine Anzeichen für ein Wiederaufflammen zeigt, wie es in der Volker-Ära der Fall war.

Die Marktteilnehmer werden auch aufmerksam verfolgen, wie der Fed-Vorsitzende die Rezessionsaussichten einschätzt. Darüber hinaus werden alle Hinweise darauf, wie sich die US-Notenbank einen Zinssenkungsplan für 2024 vorstellt, für die Anleger von grossem Interesse sein.

Was macht die EZB?

Auch die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, wird am Freitag in Jackson Hole sprechen. Die nächste Zinsentscheidung der EZB steht im September an. Investoren erhoffen sich daher Hinweise darauf, was in wenigen Wochen passieren könnte. Im Juli sagte die EZB-Chefin, die Institution gehe mit einer «unvoreingenommenen Haltung» an die Entscheidungen im Herbst und darüber hinaus heran.

Die verfügbaren Wirtschaftsdaten würden darüber entscheiden, «ob wir die Zinsen erhöhen oder eine Pause einlegen», hiess es damals. Ökonomen erwarten für den Euroraum einen leichten Rückgang der Inflation, sehen aber die Konjunkturaussichten im Euroraum überwiegend eingetrübt, vor allem für die Konjunkturlokomotive Deutschland.

SNB informiert im September

Der Zinsschritt der EZB wird vor allem auch von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und ihrem Präsidenten Thomas Jordan aufmerksam verfolgt, wie finews.ch bereits früher berichtete. Die SNB gibt ihre Zinsentscheide im Rahmen ihrer vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilungen im September und nochmals im Dezember bekannt. Eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte bis Ende Jahr ist durchaus möglich. Die Voraussetzungen für allfällige Zinssenkungen in der Schweiz sind frühestens im nächsten Jahr gegeben.

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