In den USA steht die nächste Zinssitzung unmittelbar bevor. Die Federal Reserve Bank sieht sich mit Herausforderungen von allen Seiten konfrontiert.

Wenn die Federal Reserve Bank (Fed) anfängt, die Zinsen zu erhöhen, tut sie das in der Regel so lange, bis etwas kaputt geht, lautet eine alte Börsenweisheit an der Wall Street.

Mit dem Zusammenbruch von drei US-Banken und der Angst vor einer weltweiten Bankenkrise zeigen sich nun erste Risse im Finanzsystem. Denn die Krise im US-Bankensektor hat ihre Wurzeln in der Entscheidung der Fed, die Zinsen drastisch zu erhöhen, um die hohe Inflation einzudämmen.

Weitere Turbulenzen absehbar

Das hohe Tempo der Zinserhöhungen hat dazu beigetragen, Entwicklungen in Gang zu setzen, die nun das Vertrauen in den Bankensektor nicht nur in den USA, sondern weltweit erschüttern, wie die Ereignisse um die Schweizer Grossbank Credit Suisse zeigen.

Weitere Turbulenzen an den Finanzmärkten sind vorerst zu erwarten, während die Aufsichtsbehörden weltweit versuchen, die Vertrauenskrise zu bewältigen und die nervösen Märkte zu beruhigen.

Wer gibt an wen wie viel?

Schon jetzt ist eine zunehmende Zurückhaltung der Banken zu beobachten. Angesichts der Unwägbarkeiten stellen sich Finanzinstitute Fragen wie: Wem Kredit geben, wie viel Kredit geben und vor allem zu welchen Kreditkosten? Der Stress im Finanzsystem verstärkt diese Ängste.

Das Kurs- und Bankenbeben bringt daher die US-Notenbank bei ihrer nächsten Zinssitzung am 21. und 22. März in eine sehr schwierige Lage. Fed-Chef Jerome Powell sieht sich mit Herausforderungen von allen Seiten konfrontiert.

Ausbluten stoppen

Einerseits ist die Inflation hartnäckig hoch und der Arbeitsmarkt nach wie vor stark. Auf der anderen Seite sind zum Beispiel die kleinen und mittelgrossen Banken in den USA immer noch sehr besorgt über die Flucht von Kunden.

So hat am Wochenende die «Mid-Size Bank Coalition of America», der 110 US-Banken angehören, laut einem Bericht von «Bloomberg» die Einlagensicherung FDIC aufgefordert, die Versicherung aller Einlagen für zwei Jahre in Erwägung zu ziehen, um das Ausbluten zu stoppen und das Vertrauen in die regionalen Kreditgeber des Landes wiederherzustellen.

Erst die Spitze des Eisbergs?

Dies bedeutet nicht, dass Zinserhöhungen der Fed vom Tisch sind. Die Anleger rechnen etwa mit weiteren Zinserhöhungen. Aber zu den Aufgaben der Notenbank gehört auch das Risikomanagement. Und derzeit besteht das grösste Risiko darin, die Finanzstabilität weiter zu gefährden.

Fast 190 US-Banken droht eine ähnliche Krise wie der Silicon Valley Bank (SVB), wenn Kunden versuchen, ihre Einlagen abzuziehen, warnen mehrere Wissenschaftler in einer neuen Studie. Die Institute sitzen auf zu vielen Staatsanleihen, die nach dem rasanten Zinsanstieg an Wert verloren haben.

Der Zusammenbruch der SVB Anfang dieses Monats kam zustande, weil der rasche Zinsanstieg zu hohen Verlusten in ihrem Anleihenportfolio geführt hatte. Die Folge war, dass das Finanzinstitut Kapital aufnehmen musste, was Anleger und Kunden verunsicherte und einen Run auf die Einlagen auslöste.

Eingeschränkte Sicht

Vor dem Zusammenbruch der SVB hatten die Anleger erwartet, dass die US-Notenbank auf ihrer Sitzung im März die Zinssätze um 0,5 Prozentpunkte anheben würde, da sie aufgrund der jüngsten starken Beschäftigungs- und Inflationsdaten gezwungen war, das Tempo der geldpolitischen Straffung zu beschleunigen. Inzwischen sind die Aussichten für die Fed weniger klar.

Die Kombination aus Risikoaversion und verschärften Kreditbedingungen wird die US-Konjunktur wohl bremsen und auch dazu beitragen, die Inflation schneller einzudämmen. Fed-Chef Powell dürfte daher vor allem wegen der Sorgen um die Banken auf den zuletzt angedeuteten grossen Zinsschritt von 50 Basispunkten verzichten. Eine Pause ist eher unwahrscheinlich, würde ein solcher Schritt doch signalisieren, dass die Fed sehr besorgt ist.

Und der nächste Schritt?

Vielmehr zeichnet sich eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte ab. Damit würde die Fed auch zeigen, dass sie die Krise unter Kontrolle sieht. Gleichzeitig werden die Märkte aber sehr genau darauf achten, was die Fed für ihre nächste Sitzung des Offenmarktausschusses am 2. und 3. Mai in Aussicht stellen wird. Viele Investoren gehen derzeit davon aus, dass die US-Notenbank bereits in der zweiten Jahreshälfte die Zinszügel wieder lockern könnte.

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