Fintech, Digitalwährungen, das Öffnen von Schnittstellen für Dritte: Das sind für viele Schweizer Bankchefs Unwörter. Marianne Wildi, die scheidende Chefin der Hypothekarbank Lenzburg, hat die Digitalisierung der Branche gestaltet, anstatt sich dagegen zu stemmen.

Marianne Wildi wird auf die Generalversammlung im Jahr 2024 hin von ihrem Posten als Chefin der Hypothekenbank Lenzburg – im Volksmund die «Hypi» – zurücktreten. Dies berichtete auch finews.ch am Donnerstag.

Die CEO, welche die kleine Regionalbank weit über das Stammgebiet im Kanton Aargau hinaus bekannt gemacht hat, wird dem Institut allerdings erhalten bleiben: Die 58-jährige Managerin ist für das Präsidium des Instituts vorgeschlagen.

Damit tritt Wildi zwar kürzer. Aber man wird bestimmt noch von ihr hören. Und das wohl weiterhin auch an Orten, wo Bankchefs und -chefinnen selten anzutreffen sind. So gab es in den vergangenen Jahren kaum ein grösseres Treffen von Fintech-Aficionados im Land, an dem die Hypi-Lenkerin nicht teilgenommen hätte. Dies oft genug gleich auf dem Podium.

Ungewöhnliche Sicht auf das Bankfach

Von Hause aus Informatikexpertin, hat sie eine ungewöhnliche Sicht auf das Bankfach: Nicht von der Kreditvergabe oder der Vermögensanlage an der Kundenfront her, sondern von den Systemen, welche diese Dienstleistungen bei einer modernen Bank überhaupt erst möglich machen. Das verschuf ihr wiederum einen augenscheinlich ungezwungenen Zugang zur Digitalisierung, die anderswo in der Branche vor allem als Gefahr und Aufwandposten begriffen wurde.

Sei es Blockchain, Open Banking, Neobanken oder Software-as-a-Service, man kann die Zukunftstrends in der Branche beliebig auswählen und dann feststellen: Die von Wildi angeführte Regionalbank ist dort längst angekommen.

Neobanken und Sparkassen als Partner

Unter den aufstrebenden Schweizer Fintechs, die sich bei der Suche nach einem Bankenpartner oft schwer taten, blieb das natürlich nicht unbemerkt. Die Banking-App Neon, die Hypothekenvermittlung-Plattform Moneypark oder das digitale Family Office Everon sind nur einige Namen, die in der langen Liste der Hypi-Partner auftauchen. Dies, während am anderen Ende des Spektrums traditionelle Regionalbanken wie Spar und Leihkasse Gürbetal (SLG) oder die Caisse d’Epargne Riviera auf die Banken-IT der Lenzburger migrierten.

Die digitalen Dienste, welche die Hypi den Finanz-Startups zu Verfügung stellt, stiessen mit der Zeit auf eine solch robuste Nachfrage, dass die Bank ihr – notabene selbst entwickeltes – Kernbanken-System Finstar nun in eine eigene Technologie-Tochterfirma überführt. Auch bei Finstar soll Wildi künftig als Präsidentin amten und damit die Strategie im Auge behalten.

Klare Ansage, korrekter Auftritt

Ganz nebenbei war Wildi über die vergangenen Jahre (und weiterhin) eine von nur einer Handvoll Chefinnen, die im Swiss Banking anzutreffen sind. Dabei hat sie sich nie als «Grande Dame» des Metiers gegeben, wie etwa die Baronin Ariane de Rothschild, die nun bei der Genfer Privatbank Edmond de Rothschild dieses Jahr auch die operative Leitung übernommen hat.

Stattdessen hat sie auf klare Ansagen gesetzt und einen korrekten, wenn zuweilen auch etwas biederen Auftritt im dunklen «Tschoope», den auch ihre männlichen Pendants tagein tagaus tragen. Dass sie mit der Hypi alles andere als konventionell unterwegs ist, daran herrscht aber kein Zweifel.

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