Ariane de Rothschild, die bisherige Präsidentin der Edmond de Rothschild Group, geht ab sofort in die operative Verantwortung der schweizerisch-französischen Finanzgruppe. Der bisherige CEO verlässt die Bank – aber nicht ganz. 

Was finews.ch vor Wochenfrist bereits angedeutet hatte, ist nun Gewissheit: Der bisherige CEO der schweizerisch-französischen Privatbank Edmond de Rothschild, François Pauly (Bild weiter unten), gibt seinen Posten per sofort auf, wie einer Mitteilung vom Dienstagabend zu entnehmen ist. An seiner Stelle übernimmt die Baronin Ariane de Rothschild die Geschicke der Bank.

Sie hatte nach dem Tod ihres Gatten Baron Benjamin de Rothschild im Januar 2021 das Präsidium der Gruppe übernommen. Diese Funktion tritt sie an der nächsten Generalversammlung Yves Perrier ab, wie weiter zu erfahren war. Er sitzt bereits seit 2021 im Aufsichtsgremium der Bank und war bisher Präsident (Vorstandschef) des französischen Assets Managers Amundi, ein Amt, das er nun aufgegeben hat. 

Engste Vertraute der Baronin

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Cynthia Tobiano (Bild: EdR)

Als weitere Personalie vermeldete die Bank am Dienstagabend, dass Cynthia Tobiano (Bild oben) stellvertretende CEO der Edmond de Rothschild (Suisse) wird. Sie ist seit vielen Jahren die engste berufliche Vertraute von Ariane de Rothschild. Die übrigen Geschäftsleitungsmitglieder bleiben unverändert. Die 1953 gegründete Gruppe Edmond de Rothschild beschäftigt rund 2'500 Personen und ist weltweit an 29 Standorten vertreten. 

Ariane de Rothschild ist bemüht, den abrupten Abgang Paulys als einvernehmlichen Wechsel darzustellen. Tatsächlich bleibt der Luxemburger, der von 2016 bis 2021 im Verwaltungsrat sass und danach die CEO-Rolle übernahm, dem Unternehmen erhalten, indem er künftig als unabhängiger Verwaltungsrat der Immobiliensparte Edmond de Rothschild REIM agieren wird. Gleichwohl ist es ein offenes Geheimnis, dass es zumindest in jüngster Zeit zu Meinungsdifferenzen zwischen der Baronin und Pauly gekommen ist, wie verschiedene Quellen gegenüber finews.ch bestätigt haben. Ansonsten wäre ein Wechsel auf dem CEO-Posten erst Ende 2023 vollzogen worden.

Zwischen Genf und Paris

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François Pauly (Bild: EdR)

Als erschwerend erwiesen sich zum einen die Kommunikation und Entscheidungsfindung zwischen Genf, wo die Holding sowie die Privatbank domiziliert sind, und Paris, wo zahlreiche Aktivitäten der ganzen Gruppe zusammenkommen. Zum anderen tauchten mehrmals Compliance-Fragen auf, die das Unternehmen gegenüber der Klientel eher unbeholfen abwickelte. Die generell schwierige Situation an den Finanzmärkten, ausgelöst durch die Zinswende, die hohe Inflation und den Krieg in der Ukraine, dürfte zusätzlich dazu beigetragen hatten, dass die noble Finanzgruppe in stürmischen Gewässern navigierte.

Letztere Tatsache offenbart sich auch im Ergebnis für das Geschäftsjahr 2022: Unter dem Strich ging der Gewinn im vergangenen Jahr auf 55 Millionen Franken zurück, nachdem er 2021 noch 79 Millionen Franken betragen hatte, wie das Institut am Dienstagabend weitermitteilte. Ohne Sondereffekte wäre der Gewinnrückgang mit einem Minus von 14 Prozent lediglich halb so stark gewesen.

Schwieriges Umfeld

Das operative Ergebnis sank um 11 Prozent auf 172 Millionen Franken. Ohne Einmaleffekte wäre es dagegen leicht um 1 Prozent gestiegen. Der Druck auf die Erträge liess gemäss Firmenangaben durch die Geschäftsdynamik, den positiven Effekt der Zinserhöhungen sowie mit den Einnahmen aus dem Kredit- und Treasury-Geschäft kompensieren. Zudem habe man die Kosten unter Kontrolle, betonte die Bank.

Im vergangenen Jahr flossen Edmond de Rothschild netto 5,8 Milliarden Franken an Neugeld zu, gegenüber 8,2 Milliarden Franken im Jahr 2021. Die verwalteten Vermögen reduzierten sich in der Berichtsperiode auf 158 Milliarden Franken. Der Rückgang habe sich mit 9 Prozent in Grenzen gehalten, teilte die Bank mit. Er sei auf die ungünstige Entwicklung der Finanzmärkte und die Aufwertung des Frankens zurückzuführen.

Aufbruch zu neuen Ufern

Pauly löste 2021 den früheren CEO Vincent Taupin ab. Zuvor war er bis März 2016 Vorsitzender des Verwaltungsrats der Banque Internationale à Luxembourg gewesen. Neben seinem Engagement bei Edmond de Rothschild nimmt er in verschiedenen anderen Aufsichtsgremien Einsitz und präsidiert die familieneigene Versicherungsgesellschaft La Luxembourgeoise. An neuen Mandatsangeboten dürfte es dem Finanzfachmann kaum mangeln.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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