Schweizer halten immer mehr Bargeld. Nur ein Bruchteil von ihnen vertraut der Finanzbranche: Diese Trends bestätigt eine Studie. Doch Auswege zeichnen sich ab.

Sagen wir es deutlich: Es ist das Bild einer Blockade, das Blackrock hier vorgelegt hat. Der Asset-Management-Konzern publizierte heute erstmals seinen Investor Horizons Survey. Dafür wurden 11'000 Menschen in sieben europäischen Ländern nach ihren Anlageprinzipien und Erwartungen befragt – auch in der Schweiz.

Klar wurde dabei: Eine überwältigende Mehrheit der Menschen ist risikoscheu, hat eine erhebliche Skepsis vor den Finanzmärkten und vertraut vor allem dem Bargeld respektive dem Bankkonto.

So legen derzeit 64 Prozent der Befragten in der Schweiz ihr Vermögen in Cash an – und diese Quote wurde in den letzten zwölf Monaten noch ausgebaut. Zwei Drittel der Menschen bezeichnen sich selber als risikoscheu. Und nur jeder fünfte sagt, er wäre bereit, für die Aussicht auf eine höhere Rendite grössere Risiken auf sich zu nehmen.

Schweizer misstrauen der Finanzbranche – aber die anderen misstrauen noch mehr

Die Befragungen – durchgeführt vom britischen Forschungsinstitut YouGov – belegen zudem, dass man nicht so recht weiss, wem man in Geldfragen trauen soll. Nur 11 Prozent der Personen in der Schweiz halten die Finanzbranche für vertrauensvoll. So schlecht das Ergebnis ist: Die Blackrock-Experten weisen darauf hin, dass die Quote in den anderen europäischen Ländern meist sogar tiefer liegt. In Grossbritannien befand nur jeder Zwanzigste – 5 Prozent der Befragten –, dass man der financial industry vertrauen könne.

«Dies dürfte einer der Gründe sein, weshalb die Anleger derzeit auf der Seitenlinie bleiben», kommentiert Stephen Crocombe das Ergebnis; er ist Head of Product Development EMEA bei Blackrock.

Die Passivität drückt sich auch in anderen Werten aus: Nur 16 Prozent der Leute behandeln ihr Vermögen aktiv – während 61 Prozent in nächster Zeit keine Bewegungen bei ihren Anlagen vorsehen.

Der Dreisatz: Mehr Wissen, mehr Vertrauen, aktivere Investments

Stephen Crocombe sichtet hier eine Negativspirale – und einen Ausweg. Der Investor Horizons Survey zeigt nämlich auch, dass sich die Leute bewusst sind, wie sehr sie für ihr Finanz-Knowhow verantwortlich sind; und dass eine satte Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer – 66 Prozent – ihre einschlägigen Kenntnisse gern verbessern würden.

«Hier läge ein Schlüssel zur Lösung des Problems», sagt Stephen Crocombe: Höheres Wissen über die Finanzwelt würde auch das Vertrauen wieder stärken. Und dies wiederum würde mehr Menschen dazu bewegen, aktiver zu werden. Wer sein Finanzwissen als hoch einstuft, fühlt sich denn auch in den entsprechenden Fragen wohler, so die Umfrage. Und vor allem ist er eher bereit, seine Altersvorsorge aktiv zu gestalten.

Beschäftigen wir uns mit der Altersvorsorge!

Mehr Finanz-Knowhow führt zu aktiveren Investments: Hier deutet sich ein Ausweg aus der aktuellen Lähmung an. Umso dringender wäre diese Entwicklung, als eine Mehrheit der befragten Schweizerinnen und Schweizer hohe Wünsche an die Altersvorsorge hat – jedoch eher spät beginnt, dafür etwas zu tun. 

«Zwei von drei Befragten halten Barreserven. Aber vielen von ihnen ist noch nicht klar, wie die Inflation den Wert des Ersparten schmälert oder warum es notwendig ist, frühzeitig und regelmässig zu sparen», sagt Roger M. Stüber; er leitet das Schweizer Retailgeschäft von Blackrock. «Es ist wichtig, dass die Finanzbranche an einem Strang zieht. Sie muss die Menschen dazu bewegen, nicht nur auf Cash zu setzen, Risiken wieder richtig einzuschätzen und sich mit neuen Anlagemöglichkeiten auseinanderzusetzen. Denn nur so besteht eine Chance, dass die finanzielle Zukunft der Menschen in etwa so aussieht, wie sie es sich vorstellen.»

Wichtige Eckdaten des Blackrock Investor Horizons Survey:

  • 55 Prozent der Menschen in der Schweiz blicken pessimistisch auf die Konjunkturaussichten in den nächsten sechs Monaten.
  • Dabei sorgen sich 18 Prozent um den Zustand der heimischen Wirtschaft, während 29 Prozent primär die Aussichten der Weltwirtschaft als problematisch beurteilen.
  • 64 Prozent setzen derzeit auf primär Barvermögen und Spareinlagen.
  • 24 Prozent halten heute mehr Cash als ein Jahr zuvor.
  • Die am häufigsten genannten Gründe für hohe Spareinlagen: Man will in schlechten Zeiten oder bei unerwarteten Ausgaben darauf zurückgreifen können (53 Prozent). Man will leichten Zugang  zum Vermögen (41 Prozent). Man will für den Ruhestand vorsorgen (38 Prozent). Das heisst insgesamt: Die Schweizer sparen gar nicht so sehr fürs Eigenheim, ein schnittiges Auto oder andere Konsumfreuden – sie suchen Sicherheit.
  • Nur 20 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind bereit, zur Erreichung höherer Renditen höhere Risiken einzugehen.
  • 66 Prozent der Leute in der Schweiz beschreiben sich selber als risikoscheu und wollen bei der Geldanlage kein Risiko eingehen.
  • Ebenfalls 66 Prozent wollen ihr Finanzwissen gern verbessern.
  • Nur 27 Prozent denken, dass der Aktienmarkt attraktive Anlagechancen biete.
Blackrock Investor Horizons Survey: Schweizer Ausgabe — Britische Ausgabe
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