Die überraschende Trendwende in der Schweizer Finanzbranche hält an. Zum ersten Mal seit zwei Jahren sind mehr als 3'500 Jobs ausgeschrieben.

Damit verstetigt sich die seit Anfang 2013 beobachtete Zunahme der offenen Stellen. Ende Juni hatten die Banken 1'190 Stellen ausgeschrieben. Seit Anfang 2013 entspricht dies einem Plus von 17 Prozent. Die Versicherungen hatten 1'134 offene Stellen; +7 Prozent seit Jahresbeginn.

Die übrigen Finanzfirmen (Wirtschaftsprüfung, Informatik, Unternehmensberatung, etc.) hatten per Mitte Jahr 1'182 Stellen ausgeschrieben. Dies entspricht sogar einem markanten Plus von gut 17 Prozent.

Dies geht aus dem neusten Finews-JobDirectory-Index hervor. Er wird vierteljährlich mit Daten des Internet-Portals JobDirectory.ch veröffentlicht.

Die grossen Sparübungen beim Personal in der Schweizer Finanzbranche scheinen vorerst abgeschlossen zu sein. Vielmehr sind die Banken und Versicherungen nun daran, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen. Dafür benötigen sie unter anderem auch wieder mehr Personal, insbesondere erfahrene Kundenberater, Juristen sowie – und das ist ein neuer Trend – wesentlich mehr Steuerspezialisten (vgl. Grafik 1).

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Auf den Webseiten von insgesamt 1'400 Schweizer Banken, Versicherungen und anderen Finanzfirmen sind aktuell 3'506 Stellen online ausgeschrieben. Das ist der höchste Stand seit Juni 2011. Damit hat die Branche derzeit 2 Prozent mehr freie Positionen als noch vor Jahresfrist – damals waren 3'436 Stellen offen gewesen. Doch in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres stieg das Angebot um knapp 14 Prozent.

Die Banken hatten per Ende Juni 2013 insgesamt 1'190 Jobs ausgeschrieben; bei den Versicherungen waren 1'134 Positionen offen sowie 1'182 Stellen bei den übrigen Finanzfirmen. Damit hat sich der Turnaround von Anfang Jahr bestätigt.

Grossbanken: Plus bei UBS, minus bei CS

Die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) sind die zwei wichtigsten Arbeitgeber in der Branche. Doch während die Zahl der ausgeschriebenen Stellen bei der UBS im 2. Quartal 2013 um 16 Prozent auf 310 stieg, nahm sie bei der CS um 10 Prozent auf 259 ab. Hier ist allerdings festzuhalten, dass die Credit Suisse im 1. Quartal 2013 mit +32 Prozent bereits klar mehr offene Stellen anbot. Dies relativiert den Rückgang im 2. Quartal (vgl. Grafik 2).

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Auffällig: Bei beiden Grossbanken finden sich kaum mehr offene Stellen in der Informatik. Hier wird zunehmend ins Ausland verlagert, oder es werden externe Berater engagiert. Immer mehr gefragt sind Fachleute in den Bereichen Legal und Compliance. Zudem macht den Banken die nach wie vor unklare Situation in der Steuerproblematik mit den USA und der EU zu schaffen. Alle grösseren Finanzhäuser suchen zusätzliche Steuerspezialisten.

Trendwende bei den Kantonalbanken

Bei den «übrigen Banken» (ohne UBS und CS) standen bislang vor allem die Kantonalbanken auf der Bremse. Das hat sich nun geändert. Per Mitte 2013 offerierten die Staatsinstitute insgesamt 133 Stellen. Im März 2013 waren es lediglich 96 Jobs gewesen. Diese markante Zunahme von 38,5 Prozent verteilt sich auf sämtliche Kantonalbanken. Selbst die Zürcher Kantonalbank (ZKB), die im vergangenen Herbst noch einen Einstellungsstopp verordnet hatte, sucht jetzt wieder Personal (vgl. Grafik 3).

Die Regional- und Retailbanken hatten per Ende Juni 2013 insgesamt 142 Stellen offen (+7,6 Prozent seit Jahresbeginn). Sogar noch etwas mehr zulegen konnten die Privatbanken, die aktuell 158 Jobs ausgeschrieben haben (+19,7 Prozent seit Jahresbeginn).

Einzig bei den Auslandbanken war die Entwicklung zuletzt leicht rückläufig. Sie hatten per Ende Juni 2013 total 143 Stellen offen, was gegenüber dem 1. Quartal 2013 einem leichten Rückgang von knapp 6 Prozent entspricht. Der Grund dafür dürfte die schwierige Situation bei der grössten Auslandbank in der Schweiz sein – HSBC Private Bank –, die unter einem vom Konzernsitz in London verordneten Spardruck steht. Hatte das Institut Ende März 2013 noch 48 Stellen in Genf und Zürich offen, waren es Mitte Jahr gerade noch 16 (vgl.Grafik 3).

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Im 2. Quartal 2013: Trendwende bestätigt

Betrachtet man nur die Zahlen für das 2. Quartal 2013, hat sich die erfreuliche Entwicklung in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres weiter bestätigt.

Zwar hat sich die im 1. Quartal 2013 verzeichnete starke Zunahme im 2. Quartal 2013 etwas verflacht. Doch der Trend zeigt weiter klar nach oben.

Das ist zweifelsohne eine ermutigende Ausgangslage für eine Branche, die sich im Zentrum zahlreicher Probleme und Unwägbarkeiten (US-Steuerstreit, rückläufige Margen, sinkende Erträge, unsicheres Bankgeheimnis, etc.) befindet.

Ungebremste Nachfrage

In der Assekuranz, die von den strukturellen und wirtschaftspolitischen Problemen weniger betroffenen ist, hat sich die Entwicklung des Stellenangebots im 2. Quartal 2013 leicht steigend entwickelt. Seit Ende März erhöhte sich das Angebot um 1,2 Prozent auf 1'134 Jobs. Am meisten offene Stellen offerierten die Zurich (106) sowie die Axa Winterthur (91).

Eine ungebremste Nachfrage verzeichnet der Bereich der «übrigen Firmen». In dieser Kategorie waren Mitte Jahr 1'182 Arbeitsstellen ausgeschrieben, gegenüber 1'113, was einem Plus von gut 6 Prozent entspricht. Das anhaltende Wachstum stammt hier vor allem aus den Bereichen Treuhand und Finanzberatung.

Zudem haben die grossen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirmen wie Deloitte, Ernst & Young, KPMG und PwC allesamt je zwischen 60 und knapp 80 Jobs offen.

Detaillierte Informationen zu einzelnen Finanzinstituten, Berufen oder Regionen sind auf Anfrage lieferbar.

Der Finanzjob-Index

Der Finews-JobDirectory-Index zeigt die Entwicklung aller online ausgeschriebenen Stellen in der Finanzbranche der Schweiz und Liechtenstein. Dafür werden die Angebote von 1'400 Arbeitgebern ausgewertet. Der Index wird alle drei Monate vom Schweizer Finanzportal finews.ch mit Daten von JobDirectory.ch der Fenom AG veröffentlicht.

  • Nächste Publikation: 7. Oktober 2013
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