State Street Global Advisors ist von der Offensive des Konkurrenten BlackRock wenig beeindruckt. Greg Ehret, COO beim Asset Manager, sieht aber gute Chancen, auch in der Schweiz zu wachsen.

BlackRock, einer ihrer globalen Konkurrenten, baut den Standort Schweiz ständig aus – hat auch Übernahmen getätigt. Was tut State Street Global Advisors, um mitzuhalten?

Greg Ehret: Wir sind weniger daran interessiert, was unsere Wettbewerber tun als daran, unsere bestehende Kundenbasis und Vertriebsstrukturen auszubauen. Dazu suchen wir aber weniger nach Akquisitionsmöglichkeiten, sondern vielmehr nach Gelegenheiten, unser intellektuelles Kapital auszubauen.

Was sind denn Ihre Wachstumsziele in der Schweiz?

Unsere Wachstumsziele konzentrieren sich weniger auf einen einzelnen Markt als auf unsere globale Präsenz. Entsprechende Initiativen können auch die Schweiz betreffen. Unser Fokus gilt zurzeit den demografischen Veränderungen in der europäischen und amerikanischen Gesellschaft und deren Einfluss auf die Vorsorgeeinrichtungen. Wir investieren darum auf beiden Seiten des Atlantiks in unsere Investment Solution Group, die mit den Kunden eingehende Investmentanalysen durchführen kann und den Kunden beratend unterstützt. Das betrifft auch die Schweiz.


 «Kunden wollen global agieren können»


 Was unterscheidet das Angebot von State Street Global Advisors von anderen Wettbewerbern?

Zunächst: Wir bieten in erster Linie Beratungslösungen an. Unser Ansatz ist der einer Kooperation mit unseren Kunden. Lösungen werden zusammen erarbeitet und nicht einseitig von uns vorgeschlagen. Im weiteren gehören wir zu den Wenigen im Markt, die in ihren Beratungen die gesamte Palette an Anlageklassen, von Cash bis zu Alternativen Anlagen, abdecken können. Zudem verfügen nicht alle über unsere globale Position. Kunden hingegen wollen mehr und mehr global agieren können. Drittens sind wir sehr transparent in unseren Lösungsvorschlägen und präzise in der Umsetzung.

Profitieren davon in erster Linie ihre institutionellen Kunden?

Nicht nur, auch unsere Retailkunden. Ihre Ansprüche nähern sich ohnehin immer stärker jenen der Institutionellen an. Ihre Bedürfnisse werden komplexer und dafür brauchen sie entsprechende Lösungen. Anbieter, die bereits Institutionelle Kunden beraten, können diese bieten.


 «Das Asset Management wächst zusammen»


 Die Kundensegmente vermischen sich?

Wenn Sie das Asset Management als Finanzdisziplin betrachten, können Sie eine Konvergenz beobachten: Das institutionelle und traditionelle Vermögensverwaltungsgeschäft wächst zusammen. Der Grund dafür liegt einerseits in den Märkten, die dies fördern. Der zweite Grund ist, dass sich das Beratungsgeschäft für Privatkunden professionalisiert hat. Eine weitere Konvergenz im Asset-Management-Geschäft ist zwischen dem traditionellen Geschäft und den Alternativen Anbietern, den Hedge-Funds zu beobachten. Diese haben ihre Kundenbasis mehr und mehr auch auf Institutionelle ausgedehnt.

Worin unterscheiden sich denn die Kundenbedürfnisse?

Im Prinzip wollen alle Rendite. Mit Blick auf die Gegenwart und die Zukunft lassen sich aber einige Probleme und die entsprechenden Bedürfnisse definieren. Zunächst das Tiefzinsumfeld. Kunden beschäftigt sehr, was mit ihrem Anleihenportfolio geschehen wird, sollten die Zinsen wieder steigen. Und sie werden wieder steigen, das ist klar. Der zweite Punkt ist die Volatilität. Gerade im vergangenen Sommer haben wir gesehen, dass die Märkte weiterhin anfällig für Volatilität sind. Wir glauben, dass dies auch so bleibt.


 «Günstige Portfolios mit Alpa-Kompenente»


Wir müssen unseren Kunden also Lösungen bieten, diese Volatilität zu managen. Sei es durch Alpha-Strategien oder durch die Allokation in Aktien mit niedrigerer Volatilität, um nur zwei Beispiele zu nennen. Der dritte Punkt betrifft das Alpha: Mit einer traditionellen Asset Allokation aufbauend auf passiven Investments wird man den Renditeanforderungen nicht gerecht. Gewisse Kunden brauchen eine Mehrrendite. Wir helfen ihnen dabei, die Beta-Komponente in ihrem kostengünstigen Portfolio mit einer Alpha-Komponente zu ergänzen.

Lassen sich mit ETF solche Bedürfnisse befriedigen?

ETF sind sehr gut für diese Beta-Komponente geeignet. State Street ist zum Beispiel in Europa mit einer Reihe von Produkten gewachsen, welche Dividenden-Strategien replizieren. Unser grösster ETF in Europa bildet eine Dividenden-Strategie ab. Ähnliches gilt für ETF auf Emerging-Market-Bonds. Beide Bereiche brachten in den letzten zwei Jahren Mehrrenditen. In den USA haben wir zusammen mit GSO Blackstone einen ETF auf Leveraged Loans emittiert. Ich bin überzeugt, dass alle diese Strategien in den kommenden fünf Jahren für Kunden eine wichtige Rolle spielen werden.


 «Der Talent-Pool als Chance für die Schweiz»


 Die Schweiz will in Zukunft wieder stärker auf das Asset Management bauen, nachdem es vom profitableren Private Banking in den Hintergrund gedrängt worden war. Was halten Sie davon?

Asset Management hat andere Eintrittsbarrieren als das Private Banking, wo beispielsweise nur schon die Kapitalanforderungen höher sind. Zudem ist das Crossborder-Geschäft stark eingeschränkt worden. Also überrascht es mich nicht, wenn das Asset Management nun als neuer Wachstumsbereich gilt. Aus unserer Sicht findet dieses Wachstum zunächst in der Schweiz statt. Eine Chance für die Schweiz ist aber ihr grosser Pool an Talenten.

Wollen Sie sich aus diesem Pool bedienen?

Wenn sich Marktstrukturen verändern, setzt dies meist auch Talente frei. Wir sind immer auf der Suche nach guten Leuten.

Ist State Street Global Advisors von dem neuen regulatorischen Umfeld nicht betroffen?

Als Asset Manager sind wir beispielsweise von strengeren Kapitalanforderungen nicht betroffen. Aber wir müssen unser Bewusstsein in Bezug auf die Lösungen für unsere Kunden schärfen, die von der Regulierung betroffen sind.


Greg Ehret ist Chief Operating Officer bei State Street Global Advisors (SSGA), dem Asset-Management-Arm der State Street Corporation. Zuvor war Ehret EMEA-Chef bei SSGA in London. In der Schweiz beschäftigt SSGA derzeit acht Mitarbeiter, weltweit sind es 2400. Dollar und gehört neben BlackRock und Vanguard zu den Marktführern im ETF-Geschäft.

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