In Singapur geht das Gerücht um, dass manche Banken die Namen von Kunden, die bei einer Steueramnestie mitmachen, der Polizei melden. Entsprechend gross ist die Verunsicherung.

Lange Zeit galt Singapur als vorzügliche Spielwiese für die internationale Finanzwelt. Ein funktionierendes Bankgeheimnis, verhältnismässig moderate Gesetze sowie Behörden, die sich von ausländischen Druckversuchen wenig beeindrucken liessen und stattdessen, die Geldbranche unterstützten, zählten zu den Ingredienzen für den Erfolg der «besseren Schweiz» am Äquator.

Doch seit diesem Jahr hat sich die Situation schlagartig verändert. Zum einen mussten die Singapurer Behörden einsehen, dass sie in Sachen Geldwäscherei- und Korruptions-Bekämpfung kein Extrazüglein fahren können, sondern sich den internationalen Gepflogenheiten fügen müssen.

Und zum anderen führten die eklatanten Verfehlungen im Zusammenhang mit dem malaysischen Staatsfonds 1MDB für Verunsicherung und Nervosität – sowohl bei den Banken als auch bei den Behörden, wie finews.ch verschiedentlich berichtet hat.

Wachsende Nervosität

Die jüngsten Nachrichten, die vergangene Woche publik wurden, werden kaum dazu beitragen, dass sich die Situation so bald wieder beruhigt. Im Gegenteil.

Wie die internationale Nachrichtenagentur «Reuters» meldete, sind manche Banken dazu übergegangen, die Namen von Kunden, die an einer Steueramnestie teilnehmen, der Polizei von Singapur zu melden. Um welche Institute es sich dabei handelt, geht aus dem Bericht nicht hervor. Offenbar existieren aber mehrere Quellen aus Bankkreisen, die das bestätigen.

Heikles Unterfangen

Auslöser für diese jüngste Entwicklung ist offenbar die laufende Steueramnestie der indonesischen Behörden, die darauf abzielt, die Vermögen sehr reicher Staatsbürger wieder ins Land zu holen und damit das Steuersubstrat zu erhöhen. Immerhin liegen den jüngsten Zahlen zufolge umgerechnet rund 40 Milliarden Franken von Indonesiern (Reichstenliste aus dem Jahr 2014) in Singapur.

Die erwähnte Praxis, Kundendaten der Polizei zu liefern, ist selbstverständlich höchst heikel. Zwar sind Banken auch in Singapur angewiesen, Verdachtsmomente in Sachen Geldwäscherei und Steuerbetrug den Behörden zu melden, gleichzeitig gilt aber nach wie vor ein Bankgeheimnis, das die finanzielle Privatsphäre schützen soll.

Fest steht auch, dass die Singapurer Finanzaufsichtsbehörde, The Monetary Authority of Singapur, MAS, in jüngster Zeit – insbesondere seit den Schockwellen vom 1MDB-Skandal – höchst unzimperlich agiert und «ihre» Banken härter an die Kandare nimmt.

Viel steht auf dem Spiel

Denn mittlerweile steht zu viel auf dem Spiel. Die Finanzbranche ist für das Singapurer Modell ein wichtiger Pfeiler der Prosperität und Differenzierung gegenüber dem Ausland. Und daran soll sich nichts, selbst wenn internationale Bestrebungen (Automatischer Informationsaustausch, Steueramnestien), Skandale (1MDB, Korruptionsverdacht, Geldwäscherei) sowie steigende Kosten und die Wachstumsschwäche in China das «business as usual» in der Löwenstadt beeinträchtigen.

Für die Schweizer Banken, die teilweise eng mit Singapur verbunden sind und bestimmte Regierungsstellen (GIC, Temasek) zu ihren (Gross-)Aktionären zählen, ist die Situation nicht einfach. Entsprechend wollen sie sich zu den jüngsten Entwicklungen nicht äussern.

Am Anfang der Transformation

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass nun ausgerechnet Singapur, das früher für seine liberalen Rahmenbedingungen in Sachen Banking bekannt war, auf einen anderen Kurs umschwenkt.

Es scheint so, als stünden der asiatische Stadtstaat und sein Finanzplatz am Anfang eines nicht immer einfachen Transformationsprozesses, den die Schweiz in den vergangenen Jahren auf ihre Weise bereits durchgemacht hat.

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