Es sollte allen Anlegern bewusst sein, dass die Zyklen nicht ewig dauern, und dass man von nun an sehr wachsam auf Zeichen für eine Trendwende achten muss, schreibt Didier Saint-Georges auf finews.first.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Vor etwas mehr als einem Jahr begann der Aufwärtstrend der weltweiten Wirtschaftsindikatoren, der Rohstoffpreise und der Inflation. Insbesondere China hat gerade sein Programm zur Konjunkturankurbelung über Kredite eingeleitet. Heute stellt sich die Frage, wie die nächste Phase des Zyklus aussieht. China ist mittlerweile bestrebt, das Wachstum von Bankkrediten einzudämmen.

Auch weltweit wird die Frage nach einer Straffung, der nach wie vor äusserst akkommodierenden geldpolitischen Rahmenbedingungen wieder aufkommen. Schliesslich lässt sich nunmehr kaum noch durch politische Ungewissheit davon ablenken.

«Externe Schocks oder Enttäuschungen sind im zweiten Halbjahr durchaus denkbar»

Wenn das nominale weltweite Wachstum (Volumenwachstum plus Inflation) weiterhin, wenn auch nur moderat, anzieht, werden die Zentralbanken die Normalisierung ihrer Geldpolitik im zweiten Halbjahr beschleunigen müssen und damit die Bewertung von Finanzwerten bremsen. Sowohl die amerikanische Notenbank (Federal Reserve, Fed) als auch die chinesische Zentralbank dürften sich dafür einsetzen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihrerseits ihre Absichten klarstellen müssen.

Die zyklischen Sektoren, die stark zugelegt haben, sind nicht als einzige mit dieser Aussicht konfrontiert. Die Technologiewerte haben eine Performance hingelegt, mit der sie Prämien gegenüber dem Marktdurchschnitt aufweisen, die es zuvor nur zur Zeit der TMT-Blase (Telecom, Media, Technology) im Jahr 2000 gegeben hat.

Die Marktbewertungen sind ihrerseits lediglich eine Feststellung und kein Faktor, der eine Trendwende auslösen könnte. Doch diese Feststellung ist natürlich ein Faktor der Instabilität. Er verstärkt das Potenzial einer Überreaktion auf externe Schocks oder Enttäuschungen, die im zweiten Halbjahr durchaus denkbar sind.

«Gleichzeitig sollte allen bewusst sein, dass die Zyklen nicht ewig dauern»

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rückkehr des Primats der Wirtschaft über die Märkte die Daseinsberechtigung der Fundamentalanalyse untermauert.

Es erinnert uns heute daran, dass die Märkte seit einem Jahr auf der Grundlage eines weltweiten Konjunkturzyklus steigen, der von der Konjunkturankurbelung Chinas, der Hoffnung auf expansionistische Wirtschaftspolitiken und sehr günstige geldpolitische Bedingungen genährt wird.

Gleichzeitig sollte allen bewusst sein, dass die Zyklen nicht ewig dauern, und dass man von nun an sehr wachsam auf Zeichen für eine Trendwende achten muss.


Didier Saint-Georges ist Mitglied des Investmentkomitees und Managing Director beim französischen Fondshaus Carmignac Gestion.


Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Oliver Berger, Rolf Banz, Samuel Gerber, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Robert Holzach, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Samuel Gerber, Nuno Fernandes, Beat Wittmann, Richard Egger, Dieter Ruloff, Marco Bargel, Steve Hanke, Urs Schoettli, Maurice Pedergnana, Stefan Kreuzkamp, Oliver Bussmann, Michael Benz, Albert Steck, Andreas Britt, Martin Dahinden, Thomas Fedier, Alfred Mettler, Brigitte Strebel, Peter Hody, Mirjam Staub-Bisang, Guido Schilling, Adriano B. Lucatelli, Nicolas Roth, Thorsten Polleit, Kim Iskyan, Dan Steinbock, Stephen Dover, Denise Kenyon-Rouvinez, Christian Dreyer, Peter Kurer, Kinan Khadam-Al-Jame, Werner E. Rutsch, Robert Hemmi, Claude Baumann, Anton Affentranger, Yves Mirabaud, Katharina Bart, Frédéric Papp, Hans-Martin Kraus und Gérard Guerdat.

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