Daneben gewinnt aber auch die informelle Weiterbildung zunehmend an Bedeutung. Während wir im privaten Bereich nicht mehr den Kochkurs besuchen, sondern uns im Internet schlau machen, steigt auch in der beruflichen Weiterbildung die Bedeutung der informellen Wissenserweiterung durch den Besuch von öffentlichen Veranstaltungen oder durch das selbstständige Studium von Fachlektüre weiter an.

Am SFI reagieren wir darauf mit verschiedenen Seminaren und Konferenzen sowie mit der Publikation von praxisorientierten Case-Studies. Ziel ist es, Bankpraktiker anzusprechen und für diese eine informelle Weiterbildungsplattform zu schaffen – wie die grosse Nachfrage zeigt, haben wir hier den Nerv der Zeit getroffen.

Aus der Umfrage geht auch hervor, dass viele Banken nicht mehr bereit sind, Weiterbildungen vollumfänglich zu finanzieren. Ist das ein Problem für das SFI, zumal Ihre Trägerschaft die Banken sind?

Natürlich ist die Finanzierungsfrage eine Hürde. Wer sich weiterbildet, investiert aber in erster Linie in das eigene Wissenskapital. Dabei sind primär zwei Aspekte zu berücksichtigen. Wie jede andere Investition, zahlt auch eine Weiterbildung über die Zeit eine Rendite aus, was sich im Idealfall in einem beruflichen Karriereschritt manifestiert.

«Es wird für die Studierenden immer schwieriger, die Bildungslandschaft zu überblicken»

Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass nicht bewirtschaftetes Kapital über die Zeit an Wert verliert. Eine fundierte Weiterbildung ist also auch für den Erhalt von Wissenskapital und damit für die eigene Wettbewerbsfähigkeit von grosser Bedeutung.

Am SFI tragen wir diesem Umstand mit einem zeitgemässen Aus- und Weiterbildungsangebot Rechnung, das auf die Bedürfnisse der Finanzindustrie zugeschnitten ist. Dadurch leisten wir einen wertvollen Beitrag an die Innovationskraft des Finanzplatzes und entsprechen damit dem Kernauftrag unserer Trägerschaft.

Wie differenziert sich das SFI gegenüber der Konkurrenz?

Es wird für die Studierenden tatsächlich immer schwieriger, die Bildungslandschaft zu überblicken. Die diversen Studiengänge sowohl in der Erstausbildung als auch in der Weiterbildung sind nicht nur aufgrund ihrer grossen Anzahl, sondern auch in ihrer Ausgestaltung schwierig einzuordnen und zu vergleichen. In unserem Fachbereich Banking & Finance beispielsweise forschen und unterrichten derzeit über 50 Lehrstuhlinhaber an sechs Stiftungsuniversitäten in Genf, Lausanne, Lugano und Zürich sowie an den beiden eidgenössischen Hochschulen ETHZ und EPFL.

Daneben ist das SFI aufgrund seiner Trägerschaft eng mit der Finanzindustrie vernetzt und kann auf erstklassige Praxisreferenten zurückgreifen. Letztlich profitieren unsere Studierenden damit von einem hochstehenden Ausbildungsangebot, dass aufgrund seiner fundierten wissenschaftlichen Verankerung und seiner praktischen Ausrichtung wohl einzigartig in seiner Art ist.

Wie aus der Umfrage hervorgeht, sind neue Kompetenzen für Bankangestellte gefragt. Wie reagieren Sie darauf?

Ich teile die Einschätzung der Umfrageteilnehmer vorbehaltlos. Gerade die fortschreitende Digitalisierung wird einen grossen Einfluss auf die in Zukunft notwendigen Kompetenzen von Bankangestellten haben, da viele Tätigkeiten automatisiert werden. Was in der Diskussion jedoch oft vergessen wird, ist die Tatsache, dass sich beispielsweise Themenkompetenz und Innovationskraft nicht oder nur sehr eingeschränkt automatisieren lassen.

«Die Begeisterung für diese Lernformen scheint sich noch in Grenzen zu halten»

Erstere muss den Maschinen vermittelt werden und ist darüber hinaus erfolgsentscheidend, wenn es darum geht, die Outputs der automatisierten Systeme richtig zu beurteilen. Und letztere ist auch in einem hochdigitalen Umfeld zwingend notwendig, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Aus diesem Grund sind die Aktivitäten des SFI sowie insbesondere unser Weiterbildungsangebot seit jeher genau auf diese beiden Bereiche ausgerichtet.

Welche Themen und Fragestellungen werden die Finanzbranche und somit auch das Bildungsangebot, in den nächsten zwei Jahren beeinflussen/beschäftigen?

Thematisch sind die Schwerpunkte sicherlich gesetzt, wobei diese nicht isoliert betrachtet werden sollten. Die drei Themenfelder Fintech, Compliance-Management und Altersvorsorge respektive Pensionierung bauen alle auf der klassischen Banking- und Finance-Expertise auf, und diese darf deshalb nicht aus den Augen verloren werden.

Ausbildungsseitig sehe ich zudem grosse Herausforderungen im Bereich des digitalen Lernens. Wie auch die Umfrageergebnisse zeigen, gewinnen «e-Learning» und Selbststudium zwar zunehmend an Bedeutung, gleichzeitig scheint sich die Begeisterung und der Enthusiasmus für diese beiden Lernformen bei den Studierenden noch in Grenzen zu halten. Hier stehen die Ausbildungsanbieter in der Pflicht, in den kommenden Jahren eine zielführende Symbiose zwischen Kosten- und Ausbildungseffizienz sowie der Attraktivität der Methodik zu bilden.


François Degeorge ist Managing Director des Swiss Finance Institute sowie SFI Senior Chair und Professor für Finanzwesen an der Università della Svizzera italiana (USI). Er ist ehemaliger Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der USI und ehemaliger Präsident der European Finance Association. Er lehrte an der HEC Paris, wo er auch als Associate Dean for Research tätig war. Daneben war er Gastprofessor an der Tuck School of Business (Dartmouth), an der Université Paris-Dauphine und an der Saïd Business School (Oxford). Degeorge hat an der Harvard University promoviert, wo er Fulbright-Stipendiat und Arthur-Sachs-Stipendiat war. Er erhielt zahlreiche Lehr- und Forschungspreise.

Gold hat mit 2'400 Dollar ein neues Allzeithoch erklommen. Ist dies der Anfang einer nachhaltigen Hausse?
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