Mir war schon sehr früh klar, dass ich nicht mein Leben lang in der Funktion des Chefökonoms bleiben würde, da ich schon mit 33 Jahren diese Verantwortung übertragen bekam. Ich wollte immer noch etwas Anderes machen. Eine klassische Karriere in einer Bank habe ich nie direkt angestrebt. Ich bin Ökonom, ich bin es gerne und schätze auch die Unabhängigkeit, die ich jetzt als Unternehmer habe.

Sie könnten auch ein «unternehmerischer» Banker noch werden.

Es stimmt, das zweite Geschäft, mit dem wir vor drei Jahren angefangen haben, ist viel dichter am Banking dran. Wir beraten Kunden in der Frage, welche Vermögensanlagen für sie Sinn machen, helfen ihnen bei der Auswahl, bei der Umsetzung sowie bei der Überwachung. Grundsätzlich geht es darum, den Kunden mit dem Vermögensverwalter auf Augenhöhe zu versetzen.

«Es ist schwierig, in grossen Finanzinstitutionen unternehmerisch tätig zu werden»

Meine Hauptmotivation für mein Engagement in diesem Geschäft ist es, die gängige Praxis am Finanzplatz Schweiz zu verändern. Es steckt schon mehr dahinter als einfach eine tolle Geschäftsidee.

Wenn jemand gekommen wäre, der mir glaubhaft versichert hätte, er würde wirklich eine neue Bank aufbauen, die sich den Herausforderungen der Zeit stellt, mit einem Leistungsversprechen, das nachhaltig erfüllbar ist, im Sinne einer Veränderung des Finanzplatzes, vielleicht hätte mich das interessiert. Aber eine solche Bank sah ich nicht.

Eine leise Kritik also an den existierenden Banken?

Ich habe grossen Respekt vor den Leistungen der Banken, vor allem auch während und nach der Finanzkrise. Da galt es für den einen oder anderen, überhaupt mal zu überleben. Es ist schwierig, in den gewachsenen, grossen Finanzinstitutionen unternehmerisch tätig zu werden.

«Wenn Sie Marktführer sind, ist es nicht einfach, den Laden zu drehen»

Da sehe ich mich eher Verwalter als Unternehmer. Wenn sie Marktführer sind, ist es nicht einfach, den Laden zu drehen und zum Beispiel das Geschäftsmodell zu ändern.

Warum haben Sie erst mal nach Israel expandiert, und nicht etwa nach Deutschland?

Nachdem wir drei Jahre lang erfolgreich in der Schweiz unterwegs sind, haben wir entschieden, das Geschäft in anderen Märkten zu etablieren. Da sind wir dann auch nach Israel und Italien gegangen. Israel hat viel damit zu tun, dass Patrick Müller, der CEO von Zwei Wealth Experts, den Private-Wealth-Markt in Israel für eine Grossbank geleitet hat und von da her ein gutes Netzwerk besitzt.

Was Israel auch attraktiv macht, ist, dass die Mentalität der Kunden offener ist als in vielen anderen Ländern. Die probieren unsere Dienstleitung einfach einmal aus und sehen dann schnell, wie viel so eine Unterstützung bringt. Es wird aber nicht bei Italien und Israel bleiben...


Der 54-jährige Klaus Wellershoff machte sich in der Schweiz als Chefökonom der UBS einen Namen. Er wurde 1995 oberster Prognostiker beim Schweizerischen Bankverein (heute UBS) und verblieb auch nach der Fusion mit der Schweizerischen Bankgesellschaft in dieser Funktion. Nach der Finanzkrise gründete der gebürtige Deutsche 2009 mit Partnern das Beratungs-Unternehmen Wellershoff & Partners, dem er heute als Verwaltungsratspräsident vorsteht. In der selben Funktion amtet er auch bei Zwei Wealth Experts, einer Firma, die er ebenfalls mitgegründet hat, und die in der Vermögensverwaltung für Privatpersonen tätig ist.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.03%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.98%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.58%
pixel