Der ehemalige Chefökonom der UBS ist selten um eine markige Aussage verlegen. Seine jüngsten Äusserungen zum den Vorwurf der Währungsmanipulation dürften bei der Schweizerischen Nationalbank für rote Köpfe sorgen.

Unter Druck der USA pflegen sich die Reihen jeweils zu schliessen: Als die Regierung des mittlerweile abgewählten US-Präsidenten Donald Trump im Dezember 2020 die Schweiz als Währungsmanipulatorin brandmarkte, bemühte sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) zusammen mit der Regierung und führenden Ökonomen um betonte Gelassenheit und ein einheitliches Auftreten. Was die USA als Währungsmanipulation bezeichnen gilt den Schweizer Währungshütern schlicht als überlebensnotwendige Abwehrmassnahme gegen eine ungerechtfertigte Aufwertung des Frankens.

«Sicherung durchgebrannt»

Kritik aus dem eigenen Lager ist unter Druck der Weltmacht USA nicht wirklich willkommen. Klaus Wellershoff, der bis 2009 bei der UBS oft zitierter Chefökonom war und seither mit seinen eigenen Beratungsfirmen in Zürich tätig, ficht das nicht an.

In einem Interview in der heutigen Ausgabe der «NZZ» sagt er, dass die Argumentation der SNB aus ökonomischer Sicht nicht überzeuge. Während die Schweiz seit 2017 zunehmende Leistungsbilanzüberschüsse erziele, schwäche die Notenbank gleichzeitig den Franken mit gezielten Interventionen: «Aus ökonomischer Sicht gibt es da wenig Interpretationsspielraum: Das nennt sich auch im Lehrbuch Währungsmanipulation.»

Der streitbare Ökonom legt im Interview dann noch eine Schippe drauf. Die SNB habe die monetäre Basis im vergangenen Jahr um 100 Milliarden Franken auf mehr als 700 Milliarden erhöht, nachdem die Geldbasis 2007 noch bei 40 Milliarden gelegen habe: «Da ist bei der SNB offensichtlich eine Sicherung durchgebrannt», so Wellershoff. Die SNB greife in einer Weise in den Markt ein, die nicht für ein Gleichgewicht sorge.

Baldige Abkehr vom Interventionismus?

Die SNB, unter der Leitung von Thomas Jordan, hat immer betont, dass die Interventionen auf dem Devisenmarkt Teil ihres geldpolitischen Arsenals sind, auf die sie nicht verzichten werde. Da die Zinsen für ausländische Anleger offenkundig nicht abschreckend wirken, weil sie die Sicherheit der Schweiz für ihre Vermögen suchen, sieht die SNB den Franken unter ungerechtfertigten, also nicht in der wirtschaftlichen Stärke des Landes begründeten Aufwertungsdruck. Um Schaden von der Volkswirtschaft (Exporteure und Tourismus sind gleichermassen von einer Aufwertung betroffen) abzuwenden, kauft die SNB vor allem Dollars und Euros im grossen Stil.

Für diese Sichtweise hat Wellershoff offenkundig kein Verständnis. So überrascht es wenig, dass er sich einen «gesichtwahrenden Ausweg» aus «diesem Interventionismus» wünscht, nicht zuletzt weil die negativen Wirkungen der ultraexpansiven Geldpolitik der letzten Jahre mit der Zeit zunehmen würden.

 

 

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