Die Nationalbank sieht auch weiterhin keine Möglichkeit, dem Wunsch nach positiven Zinsen nachzukommen. Spielraum nach oben gibt es nicht – nach unten hingegen schon.

In seiner Rede anlässlich der halbjährlichen Medienkonferenz am Donnerstag liess Nationalbankpräsident Thomas Jordan schon gar keine Zweifel aufkommen: Die Zeiten bleiben «schwierig und herausfordernd». Und sie sind dergestalt seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt, seit nämlich die Finanzkrise über die Welt hereinbrach.

Ein getrübtes Bild

Während noch im Laufe des letzten Jahres Hoffnungen aufgekommen waren, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) allmählich eine Normalisierung der Geldpolitik – sprich Rückkehr zu positiven Zinsen – zumindest ins Auge gefasst hätte, trübt sich das Bild seither wieder ein. Dies bedeutet, dass der Zyklus von Zinserhöhungen, welcher zumindest in den USA zunächst und zum Ärger von Präsident Donald Trump etwas Fahrt aufgenommen hatte, schon wieder zu Ende ist.

«Global gesehen, ist der Zeitpunkt, an dem die Zinsen wieder steigen, weiter in die Zukunft gerückt», sagte Jordan im Hotel Bellevue in Bern. «In einer sehr langen Perspektive werden wir wieder in positive Gefilde zurückkehren – aber der Zeitpunkt ist sehr ungewiss».

Damit bestätigte der oberste Währungshüter der Schweiz eine Einschätzung der Ökonomen der amerikanischen Bank Morgan Stanley, welche vor ein paar Tagen in einer Studie schrieben, dass der nächste Zinsschritt der SNB nach unten gerichtet sein wird.

Ein Paradox für die SNB

Der Grund für diese aus Sicht des Finanzmarktes negative Entwicklung liegt darin begründet, dass die Risiken für die Weltwirtschaft nicht nur unverändert negativer Natur sind, sondern zudem im Vergleich zu noch vor wenigen Monaten «ausgeprägter» abwärts gerichtet, wie Jordan erläuterte.

Politische Unsicherheiten und handelspolitische Spannungen, insbesondere zwischen den USA und China, begründen diese negativere Grundstimmung, welche sich in den vergangenen Monaten zu tieferen langfristigen Zinsen in den USA, der Eurozone und der Schweiz geführt haben.

Grundsätzlich aber, und dies ist das Paradoxe an der Situation der SNB, sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nach wie vor günstig. Die Schweizer Wirtschaft ist im ersten Quartal kräftig gewachsen (plus 2,3 Prozent), das Wachstum ist breit abgestützt, die Beschäftigung nimmt zu und die Auslastung der Industrie ist ebenfalls gut.

Da ist noch Raum für Lockerung

So gesehen hat sich die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage sowohl aus Sicht der Märkte als auch aus Sicht der Notenbanker hauptsächlich aufgrund von (handels-)politischen Risiken soweit eingetrübt, dass eine Normalisierung der Geldpolitik in die weite Ferne gerückt ist. Auch wenn der Motor der Wirtschaft grundsätzlich rund läuft.

Jordan sah sich an der Medienkonferenz auch gezwungen, wiederholt darauf hinzuweisen, dass die SNB sehr wohl noch Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik besitzt, und zwar sowohl in Bezug auf die Zinsen als auch weiteren Interventionen im Devisenmarkt. Optimismus für eine baldige Rückkehr zu normaleren Verhältnissen sieht anders aus.

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