Vor vier Jahren wurde Hans Ulrich Meister bei der Credit Suisse überzählig. Nun soll er die Interessen eines Fonds im Umfeld der Grossbank vertreten – bei einer Transaktion, welche die Schweizer Energielandschaft verändern wird.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag beim Energiekonzern Alpiq. Nachdem vergangenen Mai die französische Konkurrentin EDF ihren Anteil am grössten Schweizer Stromversorger an ein Schweizer Konsortium verkauft hatte, will dieses auch noch die restlichen gut 10 Prozent Publikumsaktien übernehmen.

Wie die Bieterschaft am Mittwoch mitteilte, wird dabei ab dem 25. Juli ein öffentliches Kaufangebot lanciert. Das Ziel ist es, Alpiq Anfang Oktober ganz zu kontrollieren und an der Schweizer Börse SIX dekotieren zu lassen.

Gleichzeitig vermeldete das Energieunternehmen mit Verweis auf ein Gutachten der Beratungsfirma PwC, dass das Angebot an die Publikumsaktionäre von je 70 Franken pro Aktie «aus finanzieller Sicht fair und angemessen» sei. Zudem unterrichtete Alpiq darüber, dass im Rahmen der ausserordentlichen Generalversammlung vom 21. August vier neue Verwaltungsräte gekürt werden sollen. Es sind dies Jørgen Kildahl, Anne Lapierre, Phyllis Scholl – und Hans Ulrich Meister.

Als Abgesandter der CSA bei Alpiq

Meisters Name hat im Swiss Banking weiterhin einen Klang. Er hatte es bei der Credit Suisse (CS) zum Schweiz-Chef und CEO des Private Banking in Personalunion gebracht. Zeitweise wurde er gar als Nachfolger von Ex-CS-Chef Brady Dougan gehandelt.

Doch 2015 wurde Meister mit dem Antritt von Tidjane Thiam als neuer Konzernchef bei der Grossbank überzählig. Das Schweiz-Geschäft ging damals an Thomas Gottstein, das internationale Private Banking an den kürzlich ausgeschiedenen Iqbal Khan.

Meister baute sich allerdings ausserhalb des Banking rasch eine neue Karriere auf. 2016 wurde er ins Präsidium des grössten Schweizer Baukonzerns Implenia berufen.

Nun könnte er bald auch Einzug ins Strategiegremium von Alpiq nehmen. Und das sinnigerweise als Abgesandter eine Unternehmens aus dem Umfeld seiner alten Arbeitgeberin – für die CSA Energie-Infrastruktur Schweiz nämlich.

Divese Fäden führen zur Grossbank

Diese ist die künftige Ankeraktionärin im Konsortium, das bei Alpiq seit vergangenem Frühjahr den Ton angibt und den nun auf 2 Milliarden Franken bewerteten Stromkonzern von der Börse nehmen will. Dies zusammen mit dem Konsortium Schweizer Minderheitsaktionäre, zu welchem unter anderem diverse heimische Kraftwerke und auch Kantone zählen, sowie der Lausanner EOS Holding.

Bei der CSA führen diverse Fäden zur CS. So funktioniert erstere als Anlagegruppe der Credit Suisse Anlagestiftung und investiert in Schweizer Energie, wo sie namhafte Minderheitsbeteiligungen hält. Dies tut die 2014 aufgesetzte CSA mit dem Geld ihrer Kunden, bei denen es sich ausschliesslich um Schweizer Pensionskassen handelt. Verwaltet wiederum wird die Anlagegruppe von Credit Suisse Energy Infrastructure Partners, einer Investment-Boutique im CS-Asset-Management.

Grösser als die UBS

Wie auch finews.ch berichtete, handelt es sich bei der CSA um das grösste solche Vehikel in der Schweiz, die Anlagegruppe sammelte bereits Hunderte Millionen Franken bei mittlerweile 135 Schweizer Pensionskassen ein. Die Schweizer Erzrivalin UBS hat zusammen mit der Versichererin Mobiliar ein ähnliches Angebot aufgesetzt, das jedoch den Schwerpunkt auf nachhaltige und erneuerbare Energien setzt.

Mit seiner Banking- und Infrastrukturkompetenz ist Meister für die CSA nun offensichtlich der richtige Mann, um ihren bisher grössten Deal in trockene Tücher zu bringen. Dabei ist durchaus mit Widerstand zu rechnen, nicht zuletzt von der Alpiq-Publikumsaktionären. Laut Medienberichten haben einzelne von ihnen das Angebot des Konsortiums schon im Frühjahr als zu tief beanstandet. Bei einem «squeeze out» durch CSA & Co sind die Kleinaktionäre indes am kürzeren Hebel.

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