Die Reform der beruflichen Vorsorge steckt fest. Dabei müsste nur eine Finanzierungsquelle mehr sprudeln, um die Zweite Säule zum Besseren zu wenden. Dies besagt eine viel beachtete Branchenstudie.

Die Pensionskassen-Studie der ZKB-Fondsmarke Swisscanto trifft heuer ins Schwarze: Die in der Branche viel beachtet jährliche Erhebung fokussiert auf die Performance der Vorsorgewerke – respektive auf den Mangel einer solchen.

Laut der am Mittwoch veröffentlichten Publikation existieren bei den Kassen enorme Unterschiede; im vergangenen Jahr bewegten sich die auf den Vorsorgevermögen erzielte Renditen zischen 3 und 19,3 Prozent. Die durchschnittliche Rendite lag bei 10,85 Prozent.

Mit anderen Worten: 2019 erwies sich als hervorragender Jahrgang – aber eben nur für manche Kassen.

Ins Risiko gezwungen

Laut Swisscanto liegen diese grossen Renditeunterschiede in den unterschiedlichen Anlagestrategien begründet, wobei erfolgreiche Kassen mit einer hohen Aktienquote herausstechen. Die Performance-schwächsten 10 Prozent der Kassen hielten Ende 2019 hingegen noch immer stattliche 39 Prozent an unrentablen Obligationen-Anlagen, obwohl ein gutes Verhältnis zwischen aktiv Versicherten und Rentnern höhere Risiken und damit bessere Ertragschancen zulassen würde.

Über die vergangenen fünf Jahre holten sie so jährlich 14 Prozent weniger Rendite für die Versicherten als die Kassen an der Spitze der Rangliste.

Das zeigt eindrücklich, wie das von den Notenbanken geschaffene Tiefzinsumfeld die Vorsorge ins Risiko zwingt – jedoch auch, was mit der richtigen Anlagestrategie zu holen wäre. Investment Excellence heisst hier das Stichwort: Für die hochdotierten Schweizer Vermögensverwalter müsste dies eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Gut 6 Milliarden liegen auf der Strasse

Stattdessen haben die Reformbemühungen bisher vor allem auf Kostenreduktion und Leistungsabbau gesetzt. Vor allem letzteres ist unbeliebt, mit dem Effekt, dass der Strukturwandel politisch feststeckt.

Dennoch haben die Kassen bereits auf den demografischen Wandel und das anhaltende Negativzinsumfeld reagiert und die Umwandlungssätze von angespartem Vermögen zur Rente gesenkt. Die aktiv Versicherten und Neupensionierten müssen seit über zehn Jahren ein sinkendes Leistungsniveau in Kauf nehmen.

Dabei, sagt Asset-Management-Chef Iwan Deplazes, könnte bereits mit einer jährlichen Zusatzrendite auf dem angesparten Vorsorgekapital von 0,6 Prozent die umstrittene Erhöhung des Rentenalters kompensiert werden. Auf knapp 1'000 Milliarden Franken Vorsorgevermögen würde dies einem absoluten Mehrertrag von 6 Milliarden Franken entsprechen.

«Dass bei optimaler Ausschöpfung der Risikofähigkeit bessere Renditen erzielt werden können, bestätigen die Performance-stärksten Pensionskassen auf eindrückliche Weise», so Deplazes.

Börsen zahlen mehr als Versicherte und Unternehmen zusammen

Dass jegliche Reformen zwingend höhere Renditen an den Kapitalmärkten fördern müssten, illustriert ein weiterer Befund der Swisscanto-Studie. Im Jahr 2019 lieferte der so genannte dritte Beitragszahler – die Börsen – erstaunliche 66 Prozent der Beiträge an das Vorsorgevermögen.

Die Erträge der Kapitalmärkte waren im vergangenen Jahr damit knapp doppelt so hoch wie die einbezahlten Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammen. Auch im Langfrist-Vergleich über zehn Jahre dominiert der Performance-Beitrag der Kapitalmärkte mit nahezu 40 Prozent über die beiden anderen Finanzierungsquellen der Zweiten Säule.

Da muss einer blind sein, um es nicht zu erkennen: Der Kapitalmarkt hat höchste Relevanz für die berufliche Vorsorge.

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