Die Liquiditätsspritzen der Zentralbanken haben den Aktienmärkten zu einem Kursfeuerwerk verholfen. Die Schleusen bleiben wohl noch längere Zeit offen – und auch die Schweizerische Nationalbank dürfte am kommenden Donnerstag daran nichts ändern.

Es ist als, wäre der Aufregung schon genug: nachdem Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), vor einer Woche das monetäre Schiff auf Kurs gehalten hat, werden ihre Kollegin und Kollegen bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am kommenden Donnerstag kaum aktiv eingreifen. Ihre vierteljährliche Lagebeurteilung verspricht wenig aufregend zu werden.

Trotzdem, gerade dem Ausblick des SNB-Dreiergremiums wird grosse Aufmerksamkeit zuteil. Die wirtschaftliche Entwicklung entspricht weitgehend dem Szenario, das die SNB in ihrem letzten Bericht im Juni beschrieben hat. Aber es wird interessant sein zu sehen, wie genau die Erholung der Wirtschaft vorankommt.

Erholung verliert an Dynamik

Die Grossbank Credit Suisse (CS) beispielsweise, die schon früh mit einem optimistischen Szenario aufgewartet hat und damit nicht so weit von der Realität entfernt war, sieht zwar eine rasche Erholung, rechnet aber mit einem «eher zögerlichen weiteren Verlauf», wie sie diese Woche schrieb. Das Bruttoinlandprodukt werde wohl erst Ende 2021 das Niveau von Ende 2019 erreichen.

Im letzten Bericht vom 18. Juni hatte die SNB ihrem Grundszenario eine Entwicklung der Pandemie unterlegt, die heute schon überholt scheint: «Die SNB geht in ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft davon aus, dass es gelingt, weitere Ansteckungswellen zu verhindern.»

Aus heutiger Sicht dürfte eine solch günstige Entwicklung schon überholt sein, auch wenn es derzeit unklar ist, ob die weiteren Ansteckungswellen zu neuerlichen Lockdowns führen werden.

Aktive Währungsfront

Gleichzeitig war die Situation an der Währungsfront in den vergangenen Monaten aus Sicht der Exportwirtschaft einer gegenläufigen Entwicklung unterworfen. Der für die Schweiz so wichtige Euro hat sich seit einem Tief im Frühjahr, als er zeitweise unter die wichtige Marke von 1.05 Franken pro Euro gefallen war, deutlich erholt und wird heute zu 1.075 Franken gehandelt.

Diese Erholung verschafft der gebeutelten Exportwirtschaft etwas Luft und reduziert damit den Druck auf die SNB, weiter massenhaft Euros zu kaufen, um den Franken zu schwächen.

Auch die Politik der ruhigen Hand der Europäischen Zentralbank dürfte der SNB bezüglich Frankenkurs und Zinspolitik eher in die Hände spielen. Solange der Euro sich tendenziell aufwertet, gibt es wenig Anlass für die SNB, ihre Politik anzupassen. Schliesslich hat sie 2015, als sie die letzte Zinsänderung vornahm, dies darum gemacht, weil sie die Anbindung des Frankens an den Euro auflösen musste und damit eine massive Aufwertung des Frankens ausgelöst hatte.

Dollarschwäche wiegt Euroanstieg teilweise auf

Während der Euro für die Schweizer Währungshüter für einmal wenig Sorgen bereitet, gilt beim Dollarkurs genau das Gegenteil. Der Greenback ist auf ein Niveau von etwa 90 Rappen pro Dollar zurückgefallen, nachdem während rund zwei Jahren in etwa Parität geherrscht hatte. So haben sich Schweizer Produkte für Käufer aus dem Euroraum zwar etwas vergünstigt, gleichzeitig aber für Käufer aus dem Dollarraum verteuert.

Auch wenn der Dollar nach dem jüngsten Fed-Meeting und der anschliessenden Medienkonferenz vom Mittwoch wieder etwas Boden gutmachen konnte, deuten die Zeichen auf eine längere Phase eines schwächeren Dollars hin. Fed-Chef Jerome Powell überraschte die Märkte mit seiner Ankündigung, die Zinsen bis mindestens 2023 in der Nähe von Null halten zu wollen, um den Arbeitsmarkt und die Inflation zu stimulieren.

Zentralbanken können nur soviel machen

Die Vorankündigung wurde von Ökonomen als Versuch gewertet, der amerikanischen Wirtschaft mit einem zusätzlichen Impetus die Chance zu geben, verlorenen Boden wettmachen zu können. So werden tiefe Zinsen als Stütze für eine angeschlagene Wirtschaft betrachtet und Schlüssel dafür, Wachstum und Arbeitsmarkt wieder in Gang zu bringen.

In der Schweiz betreibt die SNB seit geraumer Zeit eine Geldpolitik, deren primärer Fokus auf den Aussenwert des Schweizer Frankens gerichtet ist. Tiefere Zinsen sind da wohl im Moment kaum gefragt, da der Euro eher zur Stärke neigt. Und eine schnellere Erholung der Wirtschaft könnte ein kleiner Zinsschritt sowieso nicht bewirken.

Schon kurz nach der Verhängung der Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie im Frühjahr sagte Stefan Gerlach, der Chefökonom der EFG Bank, in einem Interview mit finews.ch, dass die Zentralbanken in dieser Krise zwar für eine günstige Grundstimmung für die Realwirtschaft sorgen könnten, aber dass sie letztlich im Hintergrund bleiben würden, da die Wirtschaftsleistung in einem Lockdown rapide sinkt und deshalb die Nachfrage fehlt. Er scheint recht zu behalten.

 

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