Roberto Escobar zerrt das schwedische Fintech Klarna vor Gericht. Der Grund: Das Payment-Unternehmen hält ihn für einen Betrüger und weigert sich, ihm Kundengelder auszuzahlen. 

Für das Fintech kommt die Klage zur Unzeit: Das inzwischen über 10 Milliarden Euro schwere Payment-Unternehmen Klarna bereitet sich gerade auf den Börsengang in den USA vor, den das wertvollste Fintech Europas in noch höhere Sphären katapultieren könnte.

Falls das IPO nicht verschoben wird, weil das schwedische Fintech in absehbarer Zeit in den USA vor Gericht steht. Grund dafür ist eine Klage von Escobar Inc., der Firma von Roberto Escobar, dem Bruder des berühmten kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar.

Streitwert 400'000 Euro

Escobar und sein CEO Olof Gustafsson behaupten laut einem Bericht des britischen Fintech-Magazins «Sifted», dass Klarna ungerechtfertigterweise 400'000 Euro (rund 430'000 Franken) für tausend mit Goldfolie beklebte Escobar-Handys einbehält, die über die Klarna-Plattform verkauft wurden.

Das Fintech sagt gegenüber dem Magazin, dass es das Geld im Glauben zurückhielt, dass die verkauften Telefone nie an die Kunden ausgeliefert wurden und das Geld daher zurückerstattet werden sollte.

1'000 Handys in drei Tagen

Laut dem umtriebigen Duo war es schon hart genug, überhaupt Geschäftskunde von Klarna zu werden: Gustafsson musste Klarna als Teil des Anmeldeverfahrens die Website zeigen, von der aus die Telefone bestellt werden sollten, die Preise dieser Telefone und wie sie beworben werden sollten. 

Drei Tagen nach der Veröffentlichung des Escobar Fold 1 – einem Royole FlexPai mit Goldfolie – Anfang Dezember 2019 bekam Klarna kalte Füsse und stellte den Verkauf über ihre Plattform ein – aus ethischen Gründen. Gustafsson behauptet, dass über die Website innerhalb dieser drei Tage über 1'000 Telefone verkauft worden seien. In den Wochen nach der Einführung baten einige Kunden von Escobar Inc. Klarna um Rückerstattungen, da sie ihre Telefone nicht erhalten hatten.

«Porto bezahlt»

Klarna bat daraufhin um Lieferdetails von rund 20 zufällig ausgewählten Mobiltelefonen, die Gustafssons schwedische Firma zunächst nicht weitergab. Später lieferte das Unternehmen nur die Information, in welches Land die Telefone verschickt worden waren, nicht aber spezifische Adressen.

Gustafsson dementiert: «Wir haben alles getan, was Klarna von uns verlangt hat. Wir haben ihnen Beweise dafür gegeben, dass wir die Geräte verschickt haben; wir haben ihnen Beweise dafür gegeben, dass alle Geräte geliefert wurden; wir haben ihnen Beweise dafür gegeben, dass wir das Porto bezahlt haben.»

Börsengang verzögern?

Deswegen stehen die beiden Parteien nun vor Gericht. Und Gustafsson zeigt sich kämpferisch: «Wenn wir das vor eine Jury bringen, können wir eine einstweilige Verfügung erwirken. Dann können wir verhindern, dass Klarna in den USA an die Börse geht.»

Das ist laut «Sifted» eher zweifelhaft. In Fällen, in denen sich Klagen auf den Börsengang von Unternehmen ausgewirkt haben, handelt es sich in der Regel eher um grössere Rechts- oder Patentstreitigkeiten und nicht wie in diesem Fall um ein einzelnes Unternehmen.

Innerhalb von Klarna werde das Ganze deshalb  als eine Art Witz bezeichnet, hiess es.

 

 

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