Mit dem gewaltigen Infrastruktur-Programm macht sich in den USA Aufbruchstimmung breit. Doch die Kryptoszene ist darüber in heller Aufregung – warum das?

Für Präsident Joe Biden, der sich als Brückenbauer in der tief gespaltenen amerikanischen Polit-Landschaft angeboten hat, ist es ein Sieg: Demokraten wie Republikaner haben sich im US-Senat am (gestrigen) Dienstag hinter ein gewaltiges Finanzierungs-Programm gestellt, in dessen Zuge mehr als 1’000 Milliarden Dollar zur Erneuerung der Infrastruktur in den USA mobilisiert werden.

Ein ganz schwerer Schlag

Noch muss das Repräsentantenhaus das Paket abnicken, doch mit dem Plazet des Senats macht sich Aufbruchstimmung breit. Das gilt auch für die Finanzmärkte, obschon manche Anleger fürchten, dass die Geldschwemme aus dem Billionen-Paket die Teuerung in Amerika weiter anfacht, was wiederum die Geldpolitik zu höheren Zinsen drängen könnte. Das wäre Gift für die Börse.

Helle Aufregung, wenn nicht gar Empörung über das neue Infrastruktur-Programm herrscht jedoch im Lager der Krypto-Aficionados. Digitale Börsen, Broker von Token und Coins und Mining-Unternehmen in den USA hatten intensiv gegen die jetzige Vorlage lobbyiert und sprechen nun von einem ganz schweren Schlag für die Branche.

Wer ist ein Broker?

Die Stimmung schwappt bis in die Schweiz hinüber, wo unter anderem die Online-Bank Saxo in einem Blog-Beitrag den Senatsentscheid thematisierte. Doch warum all die Aufregung, geht es doch beim Paket vorab um Geld für Strassen, Flughäfen und Schulen?

Wie sich zeigt, verbirgt sich in der Verpackung ein giftiges Geschenk für die Krypto-Branche. So fordert die «infrastructure bill» auch Steuerauskünfte von Brokern, die mit digitalen Anlagen geschäften. Wobei, und das ist aus Sicht der Szene die Krux, der Begriff des Broker sehr offen und weit gefasst ist – je nachdem könnten auch Mining-Unternehmen und andere Zulieferer von der Informationspflicht über Kunden betroffen sein. Solche Firmen, moniert die Branche, könnten diese Pflicht rein wegen ihres Geschäftsmodells aber gar nicht erfüllen.

Finanzministerin Janet Yellen dafür

Sogar die US-Finanzministerin Janet Yellen hat das «amendment» zu einer genaueren Definition des Broker-Begriffs unterstützt. Doch im Senat bliebt dies chancenlos. Nun fürchtet die Branche, dass Startups und Investoren einen Bogen um die USA machen und letztlich die Innovation im Krypto- und Blockchain-Bereich abgewürgt werde.

Dies ist aus Sicht des Schweizer Finanzplatzes relevant, der sich auch dank der entgegenkommender Regulierungen einen Namen als weltweiter Hub für Blockchain-Geschäftsmodelle gemacht hat.

In den USA, die eigentlich ebenfalls sehr an einer Ansiedlung solcher Unternehmen interessiert sind, ist die Arbeit der Behörden, zumal bei der Börsenaufsicht SEC, aber zuletzt ins Stocken geraten. Blockchain- und Digtal-Assets-Firmen bleiben somit im Dunkeln darüber, was sie von den Regulierungsbehörden künftig erwarten können.

Busse von 100 Millionen Dollar

Dies, während die Schweiz bereits amerikanischstämmigen Kryptounternehmen zur zweiten Heimat wurde, zu denken ist etwa an die Tezos Stiftung oder an die Facebook-Digitalwährung Diem. «Die neue Infrastruktur-Vorlage wird zur Folge haben, dass viele Krypto-Akteure ins Ausland gezwungen werden, und den USA so Wachstum und künftige Jobs entgehen», kommentierte die amerikanische Branchenvereinigung Blockchain Association gegenüber dem TV-Sender «CNBC».

Dass die US-Behörden gegenüber der aufstrebenden Branche eher kritisch eingestellt sind, belegt jüngst auch das Vorgehen des Financial Crimes Enforcement Network gegen Bitmex. Die Bundesbehörde, die dem US-Finanzministerium unterstellt ist, verpasste der umsatzstarken amerikanischen Börse für Derivate auf Kryptowährungen eine Busse von satten 100 Millionen Dollar. Dies unter anderem wegen Mängeln in der Abwehr von Geldwäscherei.

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