In der Börsengang-Pipeline des Finanzplatzes in Fernost zeichnen sich Unterbrüche ab. Bisher üben sich aber auch Schweizer Banken in Optimismus für Hongkong.

Der knallharte Wettbewerb unter den weltweiten Börsenplätzen garantierte Hongkong bis vor kurzem eine nicht enden wollende Pipeline von Börsengängen (IPO). Die amerikanisch-chinesischen Spannungen wirkten dabei eher noch als Treiber. Doch nun mehren sich die Anzeichen, dass der Finanzplatz in Fernost damit künftig nicht mehr so leichtes Spiel hat.

Denn wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, wurde We Doctor offenbar mit Fragen konfrontiert, ob das Datenmanagement des Unternehmens den chinesischen Vorschriften entspricht. We Doctor, eine Gesundheit-App aus dem Stall des chinesischen Internet-Riesen Tencent, hat angeblich einen 3-Milliarden-Dollar-Börsengang in Hongkong geplant.

Auf Eis gelegt

Ein ähnliche Geschichte wusste auch die Tageszeitung «South China Morning Post» zu berichten. Nach Angaben der Zeitung hat die Streaming-Firma Cloud Village einen IPO im Wert von 1 Milliarde Dollar auf Eis gelegt. Dieser Schritt wird auch auf ungünstige Marktbedingungen zurückgeführt.

Die Wahrheit ist wohl, dass es derzeit keinen Boom bei Hongkonger Aktien oder Börsengängen mehr gibt. Wenn überhaupt, dann zeigt der Trend in die entgegengesetzte Richtung. Der dortige Leitindex Hang Seng hat das harte Durchgreifen Chinas gegen Technologie- und Internetfirmen zu spüren bekommen. Der Zähler liegt deutlich unter seinen Höchstständen vom vergangenen Februar.

Nichts zeigt dies besser als Kuaishou, eine der führenden chinesischen Video-Sharing-Apps, die Anfang des Jahres an die Börse gebracht wurde. Das Unternehmen wird aktuell zu 80 Prozent unter dem Höchststand gehandelt, den es nach seinem Börsengang erreicht hatte – und das, obwohl es nicht einmal direkt von den regulatorischen Massnahmen auf dem Festland betroffen ist.

Harter Kurs

Im harten Kurs gegen heimische Unternehmen werden keine Anzeichen der Entspannung sichtbar. Nachdem in China die harsche Kritik am Online-Glücksspiel kürzlich zurückgenommen wurde, scheint man nun neu die Versicherer im Visier zu haben.

Die HKEX übt sich demgegenüber, wie es scheint, in Zweckoptimismus. Sie sieht keine grösseren Probleme auf sich zukommen. In der Präsentation der Zwischenergebnisse fürs Jahr 2021 wies die Handelsplattform etwa darauf hin, dass die per American Depositary Receipts (ADR) in den USA kotierte chinesische Unternehmen diese Titel in örtliche Aktien umwandeln, und dass sich die Migration von Zweitnotierungen nach Hongkong fortsetzt.

Banken stocken auf

Die ausländischen Banken in der Stadt teilen diesen Optimismus, zumindest vordergründig. Wie die Agentur «Reuters» und auch Schweizer Medien Anfang Jahr berichteten, wollen Banken wie die UBS in der Stadt neue Jobs schaffen. Auf Anfrage wollte sich die Grossbank nicht dazu äussern. Andere Quellen wiesen finews.ch aber darauf hin, dass ein Grossteil der Neueinstellungen wahrscheinlich bei amerikanischen und europäischen Instituten wie J.P. Morgan und BNP Paribas erfolgen wird.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs erklärte gegenüber «Reuters», dass sie in Hongkong in diesem Jahr mit einem Anstieg des Personals um 20 Prozent rechnet. Auch die amerikanische Konkurrentin Citigroup wurde in dem Bericht erwähnt.

Dicke Prospekte

Was bei diesen positiven Szenarien jedoch vergessen geht: Für chinesische Unternehmen ist das Listing an der HKEX kein Spaziergang. Zum einen sind die Aufsichtsbehörden auf dem Festland nicht weit weg. Das Börsenzulassungs-Verfahren selber ist nicht einfach, vor allem, wenn die Börse ihrem Anspruch gerecht werden will, transparent zu sein und sich an internationale Standards der Unternehmensführung zu halten.

Schon jetzt kann eingesehen werden, welche Anträge genehmigt oder zurückgewiesen wurden. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass der Umfang der IPO-Prospekte für einzelne Antragsteller allein im August zwischen 450 und 648 Seiten lagen. Das klingt – auch ohne die örtlichen Unwägbarkeiten – nach keinem Kinderspiel.

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