Dass Thomas Jordan irgendwo spricht und nicht betont, dass der Franken zu hoch bewertet sei, ist schon kaum mehr vorstellbar. Die Aufwertung der vergangenen Monate hat die Schweiz vor einer höheren Inflation bewahrt. Doch das Pendel könnte auch mal in die andere Richtung ausschlagen.

Jedem ist das mit dem Ketchup schon einmal passiert. Man schüttelt und schüttelt die Flasche, und nichts kommt heraus – bis sich urplötzlich der ganze Inhalt auf dem Teller entleert.

Dieser «Ketchup-Effekt» ist auch ein von Ökonomen gern verwendetes Bild, wenn es darum geht, die Folgen einer zu zögerlichen Notenbankpolitik zu beschreiben.

Briten preschen vor

In dieser Woche der diversen Zinsentscheide drückte die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) aufs Tempo, indem sie den Märkten einen klaren Fahrplan für den Zinspfad präsentierte. Dabei hat die Fed das Tempo Richtung Normalisierung verschärft. Wurden vor einigen Wochen noch zumeist zwei Zinsschritte 2022 erwartet, stehen nun wohl deren drei im Kalender.

Schneller als gedacht ging es auch bei der Bank of England (BoE), die als erste wichtige Notenbank seit Beginn der Pandemie den Leitzins tatsächlich erhöht hat. Die Europäischen Zentralbank (EZB) lieferte mit der Einstellung der Anleihen-Notkäufe ebenfalls ein erstes Indiz Richtung Normalisierung.

Ein Hinweis am Rande

thomas jordan

Im deutlichen Gegensatz dazu liess sich aus den Äusserungen von Thomas Jordan (Bild oben), dem Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB), an der geldpolitischen Lagebeurteilung wenig Neues herauslesen. Auf einen zumeist wenig beachteten Punkt wies er dann aber dennoch explizit hin.

Die SNB habe in den vergangenen Monaten eine gewisse nominale Aufwertung des Franken zugelassen und damit einen grösseren Anstieg der Inflation in der Schweiz verhindert, sagte Jordan. Die Aufwertung habe dem Preisanstieg entgegengewirkt, weil sie die Importe verbilligt hat. So habe der Franken zum Euro seit Juni um 3 Prozent, und seit Beginn der Pandemie um 6 Prozent aufgewertet.

Inflation durch Franken gedämpft

Jordan verwies darauf, dass es aufgrund der grösseren Unterschiede in der internationalen Inflation schwieriger geworden sei, die Wechselkurs-Situation zu interpretieren. Das ist sehr zurückhaltend ausgedrückt. In den USA kletterte die Inflationsrate im November mit 6,8 Prozent auf den höchsten Stand seit 1982. In der Eurozone betrug die Teuerung zuletzt 4,9 Prozent– gegenüber 1,2 Prozent in der Schweiz.

Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ein Anstieg des Dollar und Euro die Inflation in die Schweiz importieren würde. Das ist dann denkbar, wenn die Konjunktur dort schneller wächst als erwartet, die Engpässe in den Lieferketten verschwinden, sich die Pandemielage verbessert oder der Franken als sicherer Hafen an Attraktivität einbüsst.

Das könnte den Nationalbankern Beine machen beim Tempo, mit der man der erwarteten Normalisierung der Geldpolitik von Fed und EZB folgen muss. Präsident Jordan würde dann seinen eigenen Ketchup-Moment erleben.

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