Wetten werden noch immer angenommen. Galt es bislang als ausgemacht, dass die Federal Reserve als erste wichtige Zentralbank eine Zinserhöhung vornehmen würde, taucht nun plötzlich ein Überraschungs-Konkurrent auf.

Inzwischen sendet die Zentralbank Grossbritanniens fast wöchentlich Warnsignale zu einem früher als geplantem Zinsschritt. Den Anfang machte in der vergangenen Woche Michael Saunders, Mitglied des Währungs-Komitees der Bank of England (BoE).

«Ich bin dagegen, Codewörter zu verwenden oder unsere Absichten im Vorfeld der Sitzung allzu genau zu formulieren. Die Entscheidungen werden zu gegebener Zeit getroffen», sagte Saunders in einem Interview. «Aber die Märkte haben in den letzten Monaten eine frühere Anhebung des Leitzinses als bisher eingepreist, und ich denke, das ist angemessen.»

Risiko Inflationsausblick

Das Problem der Währungshüter von der Threadneedle Street im Herzen der Londoner City lautet Inflation. Nun hat auch der neue BoE-Chefökonom, Huw Pill, vor einer länger anhaltenden Inflation gewarnt. Das Risiko verlagere sich gegenwärtig in Richtung des Inflationsausblicks, schrieb er jüngst in einer Antwort auf Fragen britischer Parlamentarier.

Wie in vielen anderen Ländern ist die Inflation in Grossbritannien derzeit deutlich erhöht. Mit zuletzt 3,2 Prozent liegt sie klar über dem Zielwert von zwei Prozent. Und Ökonomen rechnen damit, dass im Jahresverlauf ein weiterer Anstieg denkbar ist. Analysten halten es für gut möglich, dass die Teuerung weiter anzieht.

Britische Sonderfaktoren

Die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs ächzt derzeit unter einer Reihe von inflationstreibenden Sonderfaktoren: Hohe Energiepreise, angespannte Lieferketten und steigende Löhne gibt es auch in anderen Ländern.

In Grossbritannien kommen noch die Folgen des Brexit hinzu. Der Mangel an Arbeitskräften in Schlüsselbereichen hat nicht nur zur Tankstellenkrise des Landes geführt. Auch in der Lebensmittelindustrie oder dem verarbeitenden Gewerbe fehlen die Arbeiter aus Osteuropa.

Erster Zinsschritt im Dezember?

Das sorgt für Inflationsdruck, der nicht durch eine Steigerung der Produktivität gemildert wird. Beim Energieverbrauch ist die Abhängigkeit vom besonders stark gestiegenen Gaspreis höher als in anderen europäischen Staaten.

Laut der Nachrichtenagentur «Reuters» rechnen die Marktteilnehmer aktuell im Dezember mit einem ersten Zinsschritt der BoE auf dann 0,25 Prozent von aktuell 0,1 Prozent. Das wäre die erste Anhebung einer wichtigen Notenbank seit Beginn der Covid-19-Pandemie im Frühjahr 2020.

Fed dürfte sich bis 2022 Zeit lassen

Jenseits des Atlantik stehen die Zeichen ebenfalls auf einer früheren Anhebung. Das dürfte jedoch frühestens ab dem Sommer 2022 geschehen. Fed-Präsident Jerome Powell hatte nach der letzten Sitzung angedeutet, dass man mit dem Zurückfahren der Anleihekäufe in diesem Jahr beginnen könnte.

Ein Abschluss des «Tapering» könnte bis Mitte 2022 erfolgen. Erst danach rechnen die Ökonomen mit einer Anhebung der US-Zinsen von derzeit 0 bis 0,25 Prozent. Zuvor hatten die Märkte mit einem Schritt nicht vor 2023 gerechnet.

Die Schweiz schielt nach Europa

In der EU und in der Schweiz dürfte es also noch länger dauern, bevor die Negativzinsen weichen werden. Die Schweizerische Nationalbank hat weiter vor allem den Aussenwert des Franken im Blick und wird sich nicht bewegen, bevor sich nicht auch die EZB vom Zinstief entfernt hat.

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