Klimaschutz und ESG sind die grossen Themen des abgelaufenen Finanzjahres. In den kommenden Monaten werden Standards und Taxonomien zu greifen beginnen – und Ausflüchte es zunehmend schwer haben.

Die Anforderungen der Öffentlichkeit, der Politik und auch der Investoren an die Unternehmen punkto Nachhaltigkeit wachsen. Und das gilt nicht nur in Bezug auf die Umweltfrage. Auch die soziale und gesellschaftliche Stellung der Unternehmen, sowie Transparenz, Verantwortlichkeit, Diversität und gute Geschäftsführung spielen eine immer wichtigere Rolle. Ohne ein gutes ESG-Standing (Environment, Social, Governance) wird es für Firmen nun tatsächlich schwieriger, Investoren zu finden.

Nachdem bereits 2019 gleich eine ganze Reihe von Unternehmen ihre Klimaziele formuliert und nach den Leitlinien der Pariser Verträge ausgerichtet hatten ging, dieser Trend 2021 weiter. So ist etwa die Zahl der Firmen, die sich der Science Based Targets Initiative (SBTI) angeschlossen haben, inzwischen auf mehr als 1'000 angeschwollen.

Im Juli 2019 hatten sich gerade einmal 28 Firmen zu dem Ziel bekannt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen zu wollen. Aus der Schweiz war damals mit der Zurich Versicherung ein einziges Unternehmen darunter.

Netto-Null-Ziel für Finanzinstitutionen

Ein wichtiges Ereignis, auch für die Finanzbranche, war dabei die Klimakonferenz COP26 in Glasgow vom vergangenen Herbst. So wurde dort etwa von der SBTI ein Arbeitspapier zum Netto-Null-Ziel für Finanzinstitutionen vorgelegt. Ein wichtiger Aspekt ist davon ausgehend die Frage, wie mit CO2-Sündern umgegangen werden soll. Dabei wird darüber diskutiert, welche Branchen und Firmen nicht mehr finanziert werden können, also ein Ausschlussliste, wo man die Investitionen zurückfahren muss, also Deinvestieren – und wo Invstoren Einfluss nehmen sollten, um beim Unternehmen eine Neuorientierung erreichen zu können.

Aber auch das Postulieren von Klimazielen mit Fristen von Jahren oder Jahrzehnten reicht nicht mehr aus. In der Schweiz tritt etwa die Aktionärsrechts-Vertreterin Ethos Stiftung seit einiger Zeit dafür ein, dass die Nachhaltigkeit-Berichte an den Generalversammlungen rapportiert werden, Ziele beschlossen und das Erreichte sich auch bei den Managergehältern spiegelt. Das Management hat demnach klare Ziele und Meilensteine zu definieren, die auch überprüfbar sind. Die «Say on Climate»-Kampagne dürfte in der kommenden GV-Saison ein grosses Thema werden.

Und die Erwartungen der Öffentlichkeit und anderer «Stakeholder», dass etwas passiert, sind hoch. Für Banken heisst das etwa, dass sie die Finanzierung von Erdölproduzenten, Pipelines und fossilen Kraftwerken auf den Prüfstand stellen müssen.

Problem «Greenwashing»

Die Zahl der Nachhaltigkeitsfond, Green-Bonds oder Impact-Produkte schwillt unvermindert Monat für Monat weiter an. Das Problem der klaren Mess- und Vergleichbarkeit bleibt jedoch ungelöst. Es bleibt die Frage, ob die oft vollmundigen Versprechen auch eingelöst werden.
Nicht per Zufall hat die finews.ch-Jury in diesem Jahr «Greenwashing» zum Finanzwort des Jahres erkoren. Das Thema bewegt und beschäftigt die gesamte Branche.

Das hatte etwa im Sommer die Fonds-Tochter DWS der Deutschen Bank zu spüren bekommen. Vorwürfe der früheren Nachhaltigkeits-Chefin Desirée Fixler führten zu einem schweren Imageschaden und zeitweisen Kursverlusten. Die DWS-Produkte würden Nachhaltigkeit-Versprechen abgeben, die sie nicht einhalten, lautete der Vorwurf der Whistleblowerin. Dass rief sogar die Aufsichtsbehörden SEC in den USA und Bafin in Deutschland auf den Plan. DWS musste sich vehement gegen die Greenwashing-Vorwürfe zur Wehr setzen.

EU-Taxonomie als Leitplanken

Ein wichtiger Schritt, um Klarheit in der Diskussion darüber zu bringen, was vor allem in Bezug auf CO2-Emissionen noch als nachhaltig gilt und was nicht, dürfte die Taxonomie der EU sein. Diese dürfte auch im kommenden Jahr für die Anlage-Produkte und Fonds der Schweizer Banken und Asset-Manager der Massstab dafür werden, wo diese noch investieren können.

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Umstrittene Weichenstellung

Dieser Schritt zur Regulierung ist Teil des «Green Deal» der EU. Die Taxonomie ist aber auch umstritten, da sie Weichen für grosse Finanzströme stellt. Bis zuletzt wurde auf politische Ebene noch darum gerungen, ob Gas- und Atomkraftwerke, zumindest für eine Übergangsfrist, als CO2-arm eingestuft werden. Vor allem Frankreich hatte darauf bestanden, dass die Atomkraft als CO2-arme Technologie anerkannt wird. Damit will man sicherstellen, dass die Finanzquellen bei der Finanzierung neuer Atomanlagen nicht versiegen.

Die Taxonomie definiert, welche Bereiche der Wirtschaft als klimafreundlich und welche als klimaschädlich gelten. Bürger und Investoren sollen so klare Informationen über nachhaltige Finanzprodukte erhalten. Das soll helfen, die für die Klimawende benötigten Milliarden zu mobilisieren.

Und für die Aktionäre bedeutet das, dass sie klar und vernehmbar ihre Stimme erheben müssen, wenn sie das Klima-Risiko ihrer Investitionen senken wollen.

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